Ein Mann und eine Frau und ein Spiel, bei dem es um Verführung und um Rollenwechsel geht. Ein verführerisches Spiel mit Identitäten, mit dem Wechsel der Geschlechterrollen. Ein tödliches Spiel, das mit einer Vergiftung und einer Selbstzerstörung endet: Die Protagonistin zerstört ihr Haus, verbrennt ihre Kleidung und reißt sich das Herz aus dem Leib.
Der Mann ist der Vicomte von Valmont, die Frau die Herzogin von Merteuil. Der Geschichte liegt, man errät es an den Namen, der Briefroman "Gefährliche Liebschaften" von Choderlos de Laclos zugrunde, allerdings in der Bearbeitung als Theaterstück von Heiner Müller. Unter dem Titel "Quartett" und mit der Regie von Klaus Tragelehn schrieb Müllers Drama 1982 in Bochum Theatergeschichte.
Der italienische Komponist Luca Francesconi liebäugelte lange mit der Idee, daraus auch eine Oper zu machen - bis die Scala mit einem Auftragswerk den entscheidenden Anstoß gab:
"Allerdings schwebte mir keine Oper im Stil des 19. Jahrhunderts vor. Ich entschied mich gleich für eine multimediale Oper, die etwas Neues darstellen soll, die das bekannte Genre Oper hinter sich lässt. Es spielen zwei Orchester, und es singt ein Chor"
Ein Chor wie in einem griechischen Drama, das Geschehen zwischen den beiden Protagonisten umrahmend, erläuternd, vertiefend, überspitzend.
"Da ist zunächst ein Kammerorchester, das den schnellen agilen musikalischen Part übernimmt und damit die Aufgabe hat, den Zuhörer direkt in das intime Geschehen der Handlung zu begleiten. Ein zweites, größeres Orchester spielt hinter der Bühne. Diese Musik wird mit Hilfe von Lautsprechern in den Theatersaal übertragen. Dieses zweite Orchester symbolisiert eine andere Zeit und einen anderen Raum"
Eine Zeit und einen Raum, die über die eigentliche Handlung, über das zunächst erotische und schließlich auch lebensgefährliche Rollenspiel der beiden Protagonisten hinausgehen. Die zwei musikalischen Ebenen – die konkrete im Theatersaal und die virtuelle, von draußen eingespielte – sollen dem Komponisten zufolge das Spiel mit Identitäten zum Ausdruck bringen, das im Drama endet, das aber nicht an einen Roman oder ein Theaterstück gebunden, sondern zeitlos ist.
Die Uraufführung dirigierte Susanna Mälkki. Die Finnin traf perfekt den Francesconi eigenen Stil, indem sie dessen komplexe Musik ohne den Versuch einer Anlehnung an die Musik anderer zeitgenössischer Komponisten interpretierte. Allison Cook sang eine stimmlich kühle und berechnende Herzogin und Robin Adams einen immer dramatischeren Valmont. Regisseur Alex Okkè von der spanischen Theatergruppe La Fura dels Baus siedelte die Handlung der Kammeroper in einem abstrakten Raum mit klassischen Möbeln an: zwei Stühle, ein Tisch.
Francesconi, Jahrgang 1965, studierte bei Azio Corghi, bei Stockhausen und Berio. Auch in diesem neuen Werk des Mailänders fasziniert er mit einem entschieden experimentellen Stil, immer wieder mit elektronischem Einschlag. Francesconi ist wahrscheinlich der interessanteste Komponist der italienischen Avantgarde - und damit eher ein Außenseiter. Zeitgenössische Musik in Italien bedeutet, bis auf wenige Ausnahmen, vor allem die Bevorzugung neumelodischer Ansätze. Eben weil Francesconi ein ungemein komplexer Komponist ist, nominierte man ihn vor wenigen Jahren zum Direktor der Biennale für Musik in Venedig. Francesconis Programmation für diese einzige Veranstaltungsreihe zeitgenössischer Musik in Italien auf europäischem Level begeistert gerade deshalb vor allem ein ausländisches Publikum.
Der Mann ist der Vicomte von Valmont, die Frau die Herzogin von Merteuil. Der Geschichte liegt, man errät es an den Namen, der Briefroman "Gefährliche Liebschaften" von Choderlos de Laclos zugrunde, allerdings in der Bearbeitung als Theaterstück von Heiner Müller. Unter dem Titel "Quartett" und mit der Regie von Klaus Tragelehn schrieb Müllers Drama 1982 in Bochum Theatergeschichte.
Der italienische Komponist Luca Francesconi liebäugelte lange mit der Idee, daraus auch eine Oper zu machen - bis die Scala mit einem Auftragswerk den entscheidenden Anstoß gab:
"Allerdings schwebte mir keine Oper im Stil des 19. Jahrhunderts vor. Ich entschied mich gleich für eine multimediale Oper, die etwas Neues darstellen soll, die das bekannte Genre Oper hinter sich lässt. Es spielen zwei Orchester, und es singt ein Chor"
Ein Chor wie in einem griechischen Drama, das Geschehen zwischen den beiden Protagonisten umrahmend, erläuternd, vertiefend, überspitzend.
"Da ist zunächst ein Kammerorchester, das den schnellen agilen musikalischen Part übernimmt und damit die Aufgabe hat, den Zuhörer direkt in das intime Geschehen der Handlung zu begleiten. Ein zweites, größeres Orchester spielt hinter der Bühne. Diese Musik wird mit Hilfe von Lautsprechern in den Theatersaal übertragen. Dieses zweite Orchester symbolisiert eine andere Zeit und einen anderen Raum"
Eine Zeit und einen Raum, die über die eigentliche Handlung, über das zunächst erotische und schließlich auch lebensgefährliche Rollenspiel der beiden Protagonisten hinausgehen. Die zwei musikalischen Ebenen – die konkrete im Theatersaal und die virtuelle, von draußen eingespielte – sollen dem Komponisten zufolge das Spiel mit Identitäten zum Ausdruck bringen, das im Drama endet, das aber nicht an einen Roman oder ein Theaterstück gebunden, sondern zeitlos ist.
Die Uraufführung dirigierte Susanna Mälkki. Die Finnin traf perfekt den Francesconi eigenen Stil, indem sie dessen komplexe Musik ohne den Versuch einer Anlehnung an die Musik anderer zeitgenössischer Komponisten interpretierte. Allison Cook sang eine stimmlich kühle und berechnende Herzogin und Robin Adams einen immer dramatischeren Valmont. Regisseur Alex Okkè von der spanischen Theatergruppe La Fura dels Baus siedelte die Handlung der Kammeroper in einem abstrakten Raum mit klassischen Möbeln an: zwei Stühle, ein Tisch.
Francesconi, Jahrgang 1965, studierte bei Azio Corghi, bei Stockhausen und Berio. Auch in diesem neuen Werk des Mailänders fasziniert er mit einem entschieden experimentellen Stil, immer wieder mit elektronischem Einschlag. Francesconi ist wahrscheinlich der interessanteste Komponist der italienischen Avantgarde - und damit eher ein Außenseiter. Zeitgenössische Musik in Italien bedeutet, bis auf wenige Ausnahmen, vor allem die Bevorzugung neumelodischer Ansätze. Eben weil Francesconi ein ungemein komplexer Komponist ist, nominierte man ihn vor wenigen Jahren zum Direktor der Biennale für Musik in Venedig. Francesconis Programmation für diese einzige Veranstaltungsreihe zeitgenössischer Musik in Italien auf europäischem Level begeistert gerade deshalb vor allem ein ausländisches Publikum.