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Gestern Sondermüll, morgen ein Auto

Materialforschung. - Magnesium-Reste wandern üblicherweise als Sondermüll auf der Deponie. Dabei ist Magnesium ein gefragter Werkstoff: Computerhersteller brauchen es für die Gehäuse ihrer Laptops und Automobilbauer haben in den letzten Jahren ihren Magnesium-Verbrauch verdreifacht. Im Auftrag der Europäischen Union entwickeln Wissenschaftler der Fachhochschule Aalen eine Wiederverwertungsmethode.

    Hohe Ziele hat sich die Forschergruppe um Professor Friedrich Klein gesteckt. Die Aalener Gießereifachleute wollen bis zum Jahr 2003 Magnesiumspäne recyceln - und zwar in bester Qualität, wie Professor Klein betont: "Es ist die Absicht, die Magnesiumspäne zu einem 1-A-Material zu recyceln, das heißt, dass es einsetzbar ist für die Herstellung von Produkten, wie man sie aus Primärmaterial herstellt, also Material, das man aus einer ersten Schmelze erzeugt."

    Magnesiumspäne sind in der Regel stark mit Schmierstoffen oder Lösungsmitteln verunreinigt. Diese Substanzen müssen zunächst entfernt werden. Die getrockneten Späne werden anschließend zu Briketts komprimiert, die wiederum eingeschmolzen werden. Das Verfahren ist nicht ganz unproblematisch, da die Magnesiumspäne unter bestimmten Bedingungen zu heftigen Reaktionen neigen. So musste sich die Aalener Forschergruppe auch Gedanken über entsprechende Sicherheitsrichtlinien machen. Sie bestimmen das Recyclingkonzept wesentlich mit, wie Friedrich Klein berichtet: "Man muss verhindern, dass die Späne mit Feuchtigkeit in Kontakt kommen. Da gibt es spezielle Vorschriften, wie die Späne zu lagern sind - in geschlossenen Fächern zum Beispiel, damit keine Feuchtigkeit von oben hineinkommt, die aber nach unten hin Öffnungen haben, falls sich Gase bilden."

    Da der Transport der Späne eine relativ teure Angelegenheit ist, müssen lange Wege von der Bauteilproduktion, wo die Späne anfallen, bis zu den Recycling-Anlagen vermieden werden. Ziel der Forscher ist deshalb die Entwicklung von kleinen Wiederverwertungsanlagen, die sich direkt an den Produktionsstätten befinden. Von diesen Anlagen wird es aber wohl viele geben: Schon heute werden im PKW-Bau 23 Kilogramm Magnesium pro Auto verbraucht. Für das Jahr 2004 rechnet Professor Klein mit 15.000 Tonnen Magnesiumspänen für die Wiederverwertung in Europa.

    [Quelle: Peter Welchering]