Ziselier-Werkstatt der Kunstgießerei Strassacker. Stefan Wölbling bearbeitet gerade die Oberfläche eines Bronzekreuzes, das für eine Kirche gedacht ist. Der Ziseleur gibt dem Kreuz nach dem Guss seine ganz eigene Struktur. Wölbling arbeitet seit fast 40 Jahren bei Strassacker, viel ist schon durch seine Hände gegangen:
"Ich habe die ganzen Jahre mit dem Filmbambi viel geschafft. Dann die schwebende Platte in Ludwigsburg habe ich gemacht. Den Vogelbaum in Walsrode habe ich gemacht."
Auf einem Tisch in der Mitte der Werkstatt stehen die unterschiedlichsten Figuren aus Bronze. Vor allem auch: Madonnen, Engel, Christusfiguren. 1919 begann Ernst Strassacker mit der Produktion von bronzenen Buchstaben und Grabschmuck. Bis heute ist das das Kerngeschäft der Kunstgießerei geblieben. Rund 70 Prozent seines Umsatzes macht das Unternehmen mit sakraler Kunst. Gestorben wird immer, könnte man sagen. Doch so einfach ist es nicht. Edith Strassacker führt den Betrieb mit 550 Mitarbeitern heute in vierter Generation und muss sich den gesellschaftlichen Veränderungen stellen:
"Die Familien leben ja nicht mehr so eng zusammen, wie es früher war. Und vor allem ältere Menschen machen sich Gedanken, wer wird einmal mein Grab pflegen, brauchen wir das alles noch?"
Immer mehr Menschen lassen sich anonym bestatten, um niemanden zu belasten. Edith Strassacker kennt solche Gedanken. Doch auf den Friedhöfen beobachtet sie die Angehörigen. Und die kommen nach der Beerdigung häufig nicht klar mit dieser Anonymität:
"Am Rande von anonymen Feldern haben wir festgestellt, das Leute anfingen, Grabmale zu errichten, kleine Holzkreuze bis zu ganzen Grabstätten, die bepflanzt werden. Wo die Leute anfangen, das zu tun, was sie vorher gesagt haben, was sie nie tun und nie brauchen werden."
Nicht viel Arbeit mit dem Grab - aber auch keine Anonymität. Daraus entwickelte die Unternehmerin zusammen mit Friedhofsverwaltungen, Floristen und Steinmetzen neue Konzepte, um auf solche Entwicklungen flexibel zu reagieren: kleine Grabstätten, die wenig Arbeit machen; wandelbare Gräber - deren Fläche im Lauf der Jahre zurückgebaut werden kann - und ganz besondere Objekte aus Bronze:
"Wir haben ein ganz spezielles Produkt entwickelt, eine drehbare Laterne, die ich in eine Stele, in ein Grabmal einbauen kann. Wenn ich am Grab bin und habe das Bedürfnis, ein Licht anzuzünden, kann ich das tun. Aber wenn niemand am Grab ist, wird die umgedreht, ist auf der anderen Seite ein Ornament und das Grab kann für sich stehen, ohne dass der Eindruck entsteht, die Laterne ist auch schon lange nicht mehr gepflegt, da kommt auch keiner mehr."
In ihrem Engagement für eine neue Trauer- und Grabkultur geht die Gießerei-Chefin über ihr Kerngeschäft - den Bronzeguss - hinaus. "Du fehlst mir" heißt ein Buch, dass Edith Strassacker vor drei Jahren mit herausgegeben hat. Es will zum Nachdenken anregen über den Tod - auch über die Frage: Wie und wo möchte ich einmal beerdigt werden. Die erste Auflage von 50.000 Exemplaren ist längst vergriffen, die zweite ist in Arbeit.
Im Atelier der Gießerei wird gerade an einem Modell aus Styropor gearbeitet: ein überdimensionales Buch einer irischen Künstlerin, das später in Bronze gegossen werden soll. Draußen im Hof stehen ganz andere Kunstwerke: ein dicker Gorilla, eine moderne Frauenfigur, die ihre Arme in die Höhe streckt, ein Frosch auf einem Kissen. Freie Kunst für Galerien, Privatsammler, Kommunen - das ist das zweite Standbein des Familienbetriebs, der eng mit Künstlern aus aller Welt zusammenarbeitet. Der fünf Meter hohe Uwe-Seeler-Fuß in der Hamburger AOL-Arena kommt genauso aus Süßen wie der berühmte Bambi - der in Bronze gegossene Medienpreis. Ganz neue Märkte will sich das Familienunternehmen mit dem noch jungen Geschäftszweig "Architekturelemente" erschließen: Gartentore, Brunnen, Fensterverzierungen, alles aus Bronze, sagt Edith Strassacker:
"Es sind Läden ausgestattet worden mit Kupferblechen oder Lufthansa hat ihre Vip-Lounge mit patinierten Kupferblechen verkleidet bis hin zu Fassaden, die wir patiniert haben. Das sind für uns ganz neue Felder, wo wir uns in der Designszene immer mehr einen Namen machen."
Wir müssen in Bewegung bleiben, uns gesellschaftlichen Veränderungen stellen, sagt die 45 Jahre alte Betriebswirtin. Die Kontakte ins Ausland will sie intensivieren, gerade im arabischen Raum sieht sie einen interessanten Markt für Bronzeobjekte. Dennoch ist Firmenchefin Edith Strassacker überzeugt: Die sakrale Kunst wird auch in absehbarer Zukunft das Kerngeschäft des schwäbischen Traditionsunternehmens bleiben.
"Ich glaube, dass der Mensch immer trauert und etwas braucht, das ihm in der Trauer hilft. Das bietet für uns immer den Ansporn, etwas zu entwickeln, mit dem wir wirklich diesem Bedarf begegnen können. Da wird dann auch immer was dabei sein, wo wir unseren Anteil haben."
"Ich habe die ganzen Jahre mit dem Filmbambi viel geschafft. Dann die schwebende Platte in Ludwigsburg habe ich gemacht. Den Vogelbaum in Walsrode habe ich gemacht."
Auf einem Tisch in der Mitte der Werkstatt stehen die unterschiedlichsten Figuren aus Bronze. Vor allem auch: Madonnen, Engel, Christusfiguren. 1919 begann Ernst Strassacker mit der Produktion von bronzenen Buchstaben und Grabschmuck. Bis heute ist das das Kerngeschäft der Kunstgießerei geblieben. Rund 70 Prozent seines Umsatzes macht das Unternehmen mit sakraler Kunst. Gestorben wird immer, könnte man sagen. Doch so einfach ist es nicht. Edith Strassacker führt den Betrieb mit 550 Mitarbeitern heute in vierter Generation und muss sich den gesellschaftlichen Veränderungen stellen:
"Die Familien leben ja nicht mehr so eng zusammen, wie es früher war. Und vor allem ältere Menschen machen sich Gedanken, wer wird einmal mein Grab pflegen, brauchen wir das alles noch?"
Immer mehr Menschen lassen sich anonym bestatten, um niemanden zu belasten. Edith Strassacker kennt solche Gedanken. Doch auf den Friedhöfen beobachtet sie die Angehörigen. Und die kommen nach der Beerdigung häufig nicht klar mit dieser Anonymität:
"Am Rande von anonymen Feldern haben wir festgestellt, das Leute anfingen, Grabmale zu errichten, kleine Holzkreuze bis zu ganzen Grabstätten, die bepflanzt werden. Wo die Leute anfangen, das zu tun, was sie vorher gesagt haben, was sie nie tun und nie brauchen werden."
Nicht viel Arbeit mit dem Grab - aber auch keine Anonymität. Daraus entwickelte die Unternehmerin zusammen mit Friedhofsverwaltungen, Floristen und Steinmetzen neue Konzepte, um auf solche Entwicklungen flexibel zu reagieren: kleine Grabstätten, die wenig Arbeit machen; wandelbare Gräber - deren Fläche im Lauf der Jahre zurückgebaut werden kann - und ganz besondere Objekte aus Bronze:
"Wir haben ein ganz spezielles Produkt entwickelt, eine drehbare Laterne, die ich in eine Stele, in ein Grabmal einbauen kann. Wenn ich am Grab bin und habe das Bedürfnis, ein Licht anzuzünden, kann ich das tun. Aber wenn niemand am Grab ist, wird die umgedreht, ist auf der anderen Seite ein Ornament und das Grab kann für sich stehen, ohne dass der Eindruck entsteht, die Laterne ist auch schon lange nicht mehr gepflegt, da kommt auch keiner mehr."
In ihrem Engagement für eine neue Trauer- und Grabkultur geht die Gießerei-Chefin über ihr Kerngeschäft - den Bronzeguss - hinaus. "Du fehlst mir" heißt ein Buch, dass Edith Strassacker vor drei Jahren mit herausgegeben hat. Es will zum Nachdenken anregen über den Tod - auch über die Frage: Wie und wo möchte ich einmal beerdigt werden. Die erste Auflage von 50.000 Exemplaren ist längst vergriffen, die zweite ist in Arbeit.
Im Atelier der Gießerei wird gerade an einem Modell aus Styropor gearbeitet: ein überdimensionales Buch einer irischen Künstlerin, das später in Bronze gegossen werden soll. Draußen im Hof stehen ganz andere Kunstwerke: ein dicker Gorilla, eine moderne Frauenfigur, die ihre Arme in die Höhe streckt, ein Frosch auf einem Kissen. Freie Kunst für Galerien, Privatsammler, Kommunen - das ist das zweite Standbein des Familienbetriebs, der eng mit Künstlern aus aller Welt zusammenarbeitet. Der fünf Meter hohe Uwe-Seeler-Fuß in der Hamburger AOL-Arena kommt genauso aus Süßen wie der berühmte Bambi - der in Bronze gegossene Medienpreis. Ganz neue Märkte will sich das Familienunternehmen mit dem noch jungen Geschäftszweig "Architekturelemente" erschließen: Gartentore, Brunnen, Fensterverzierungen, alles aus Bronze, sagt Edith Strassacker:
"Es sind Läden ausgestattet worden mit Kupferblechen oder Lufthansa hat ihre Vip-Lounge mit patinierten Kupferblechen verkleidet bis hin zu Fassaden, die wir patiniert haben. Das sind für uns ganz neue Felder, wo wir uns in der Designszene immer mehr einen Namen machen."
Wir müssen in Bewegung bleiben, uns gesellschaftlichen Veränderungen stellen, sagt die 45 Jahre alte Betriebswirtin. Die Kontakte ins Ausland will sie intensivieren, gerade im arabischen Raum sieht sie einen interessanten Markt für Bronzeobjekte. Dennoch ist Firmenchefin Edith Strassacker überzeugt: Die sakrale Kunst wird auch in absehbarer Zukunft das Kerngeschäft des schwäbischen Traditionsunternehmens bleiben.
"Ich glaube, dass der Mensch immer trauert und etwas braucht, das ihm in der Trauer hilft. Das bietet für uns immer den Ansporn, etwas zu entwickeln, mit dem wir wirklich diesem Bedarf begegnen können. Da wird dann auch immer was dabei sein, wo wir unseren Anteil haben."