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Gesunde Kost für studierende Körper

"Mens sana in corpore sano" wird an einer Schule in Ottersberg bei Bremen ganz praktisch ausgeübt: Wer studiert, darf auch kochen. Und spülen. Und waschen. Einmal pro Trimester. Ein Besuch in der Küche.

Von Christina Selzer |
    "Es gibt heute Pasta, sine Carne, weil wir ja vegetarisch kochen, dazu Balsamico-Möhren und als Nachtisch Tiramisu. Also ein bisschen italienisch."

    Ikki Bülow ist die Köchin, und unter ihrer Leitung kocht ein Team aus vier bis fünf Studierenden jeden Tag ein Mittagessen. In der hellen Küche der privaten Kunsthochschule in Ottersberg hat jeder und jede seine Aufgabe.
    Sophie Müdebach:

    "Ich schneide jetzt den Knoblauch, der kommt dann ins Öl, um mit den Möhren angebraten zu werden."

    "Ich lege den Boden für Tiramisu aus, ehrlich gesagt kaufe ich das im Supermarkt fertig, dann habe ich die Arbeit nicht. Aber hier lernt man mal, wie das geht, das ist schön."

    "Wir haben gerade Tomaten klein geschnitten für die Pasta."

    Hier gibt es kein Essen aus der Dose. Hier wird alles frisch zubereitet: Gemüse der Saison, aus der Region. Bio- und Vollwertkost. Fleisch gibt es nicht. Deswegen brauchen die Studierenden für den Mensa-Kochdienst kein Gesundheitszeugnis. Außerdem hat es auch mit dem anthroposophischen Ansatz der Kunsthochschule zu tun. Nicht alle nutzen das Angebot. Von den fast 500 Studierenden essen täglich rund 90 in der Mensa.

    Simone Josef ist heute für den Nachtisch zuständig: Vor ihr auf dem Boden steht eine große Schüssel. Mit zwei Händen hält sie einen überdimensionalen Mixer und rührt Sahne mit Mascarpone zusammen.

    "Es ist ganz witzig, so Riesenmengen koche ich sonst nie. Ich habe vorher noch nie solche Mengen gekocht."

    Sie studiert im dritten Trimester und kocht schon zum dritten Mal. Denn jeder muss einmal in 12 Wochen ran. Manche drücken sich davor, doch Zeitnot als Ausrede lässt Simone Josef nicht gelten.

    "Es findet sich Zeit! Das ist einmal in 12 Wochen, das ist ein halber Tag!"

    Diejenigen, die nicht am Herd stehen wollen, übernehmen andere Jobs.
    Sie putzen oder verkaufen Essensmarken, erzählt die Studentin Christina Mart. Ihr Job ist es zum Beispiel, die Geschirrspültücher zu waschen. Das Tolle am studentischen Engagement:

    "Dass man mit solchen Jobs mitverantwortlich ist, dass die FH laufen kann, wenn es irgendwo hakt, dann hakt es im gesamten Ablauf."

    Hier fühlen sich alle verantwortlich, es ist ihre Mensa. Und die sieht ohnehin nicht aus wie eine übliche Uni-Mensa. Auf den Tischen stehen Kerzen und Blümchen, alle essen gemeinsam.

    Sophie steht am Herd und rührt in einem großen Topf klein geschnittener Möhren. Die Köchin Ikki Bülow schaut ihr über die Schulter - sie sieht zufrieden aus.

    "Das ist einer unsere Klassiker, es gibt Sachen, die besonders gut ankommen. Wie die Balsamico-Möhren, oder Rote-Beete-Auflauf oder Pizza, genau! Dass das auch nicht eintönig wird, oder ist es eintönig? Nein!"