Archiv


Gesunde Zellen für kranke Leber

Vor einigen Jahren noch wurde das Tissue Engineering euphorisch als Durchbruch der biotechnologischen Medizin gefeiert, mittlerweile hat sich aber Ernüchterung in den Laboren breit gemacht: Es gibt zu viele ungelöste Probleme. Trotzdem gibt es in einigen Bereichen erste Lichtblicke, etwa bei der Entwicklung von Zellen, die einer kranken Leber die Regeneration ermöglicht.

Von Mirko Smiljanic |
    Die außergewöhnliche Regenerationsfähigkeit der Leber war schon im antiken Griechenland bekannt: Jeden Tag riss ein Adler dem an den Kaukasus geketteten Prometheus ein Stück des Organs heraus, nachts wuchs es nach. Eine Sage mit medizinisch fast realistischem Hintergrund.
    "In der Leberchirurgie können wir 50, 60 bis 70 Prozent heraus nehmen und die Leber wächst binnen weniger Wochen wieder zum normalen Volumen nach. "

    Sagt Professor Karl-Walter Jauch, Direktor der Chirurgischen Klinik am Universitätsklinikum München, fügt aber hinzu, dass auch diese Fähigkeit ihre Grenzen hat. Sobald das Organ nicht mechanisch verletzt wird,...

    " …sondern beispielsweise durch Gifte, bei der Knollenblätterpilzvergiftung oder durch Medikamente, es gibt verschiedene Medikamente, die die Leber schädigen können, oder beispielsweise Viren, bei einer ganz akuten Virushepatitis kann es zum Leberversagen kommen. "

    Selbst in dieser Situation verliert die Leber nicht ihre Regenerationsfähigkeit, sie reicht aber nicht aus, um die Vergiftung des Körpers zu stoppen: Die Leberzellen erneuern sich zu langsam! In solchen Fällen ist die Lebertransplantation das Mittel der Wahl. Als Alternative haben Mediziner in den letzten Jahren die Leber von Schweinen und Pavianen eingesetzt, um der natürlichen Leber ein bis zwei Wochen Schonzeit verschafft. Weit eleganter wären aber Bioreaktoren,...

    "…in denen Zellen, die im Rahmen von Transplantationen gewonnen werden, da werden die Zellen gezüchtet, und werden wie bei der Blutwäsche in so ein Gerät eingebracht und da wird das Blut drüber gewaschen und separiert und das Blut entgiftet wie bei der normalen Leber."

    Das Problem dieser Methode: Es gibt nicht genug Leberzellen. Hepatozyten haben nur eine Lebenszeit von zwei Wochen. Alternativ dazu könne man aber auch Stammzellen nutzen – sagt Professor Karl-Walter Jauch – die sich zu Leberzellen züchten lassen. Ihre Lebenszeit ist zwar auch begrenzt, sie stehen aber fast unbegrenzt zur Verfügung. Einige Kliniken gehen mittlerweile bei speziellen Stoffwechselstörungen von Kindern sogar noch einen Schritt weiter. Wenn die kindliche Leber etwa bestimmte Eiweiße nicht produziert, die wichtig sind für die Entwicklung des Gehirns, gibt es die Möglichkeit,…

    "…dass man Zellen beispielsweise von der Mutter entnimmt, die vielleicht gesund ist, und diese Zellen in Kultur bringt, und dann einzelne Zellen transplantiert, die dann einen Ersatz der defekten Leberzellen bewirken."

    All diese Ideen und Konzepte haben aber einen entscheidende Einschränkung: Klinisch sind sie noch nicht ausgereift. Darauf wiesen die Mediziner auf dem Münchner Kongress ausdrücklich hin. Noch vor vier Jahren haben viele geglaubt, die Gewebezüchter könnten die Medizin binnen weniger Jahre revolutionieren. Das hat sich als Irrtum erwiesen – zum Nachteil der Patienten.

    "Die Patienten haben diese Wünsche und Hoffnungen und die sind genährt worden von Wissenschaftlern in diesem Gebiet, die Anträge gestellt haben zur Forschungsförderung und da sind sehr viele Mitte aquiriert worden, sehr viele Gelder investiert, die begründet werden mussten und dadurch sind übertriebene Hoffnungen bei den Patienten aufzufinden. "

    Sagt Professor Burkhard Göke vom Klinikum der Universität München und fügt hinzu.

    "Wir müssen ganz sicher sein, dass die Dinge, die wir etwa mit Stammzellen tun, den Menschen nicht schaden. Wir wollen ja nicht, dass wir Zellen nehmen, die sich am Ende im Körper wie Krebszellen entwickeln, zum Beispiel. "