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Gesundheit für Afrikas Kinder

Bill Gates hat mit der "Global Alliance for Vaccine and Immunization" GAVI die größte Impforganisation der Welt gegründet. Im Vorstand sitzen die Pharmafirmen, bei denen die Impfstoffe bestellt werden - das sorgt für Kritik.

Von Peter Kreysler | 11.06.2011
    "Vor 30 Jahren hatten wir eine sehr ambitionierte Vision: ein Computer für jeden. Heute stehe ich hier, um einer noch wichtigeren Vision zu folgen: Gesundheit für jeden Menschen. Bis zum Ende dieses Jahrzehnts können wir viel erreichen. Bald werden wir fünf neue Impfstoffe für alle Kinder dieser Welt haben, ein effektives Vertriebssystem, damit diese Impfungen die Kinder auch erreichen. Alle 193 Mitgliedstaaten der WHO müssen in dieser Dekade Impfungen zu der höchsten Priorität in ihren Gesundheitssystemen machen, so dass alle Kinder mit den alten und neuen Medikamenten geimpft werden können."

    Bill Gates am 17. Mai 2011: mit diesen Worten eröffnete er vor der Weltgesundheitsversammlung der WHO das Jahrzehnt der Impfung. Um seine Vision umzusetzen, will die Bill und Melinda Gates Stiftung zehn Milliarden Dollar in Impfungen investieren.

    Bereits vor elf Jahren gründete Bill Gates mit der "Global Alliance for Vaccine and Immunization", kurz GAVI, die größte Impforganisation der Welt. Seit Monaten laufen hinter den Kulissen die Verhandlungen, um die Finanzierung weiterer großer Impfkampagnen sicherzustellen. Bill Gates - der großzügige IT-Milliardär, Philanthrop und Leiter der größten privaten Stiftung der Welt - reiste dafür vor einigen Wochen nach Berlin, um die Deutschen von seinem Programm zu überzeugen.

    GAVI wird am kommenden Montag auf einer großen Geberkonferenz in London versuchen, 3,7 Milliarden Dollar aufzutreiben. Tobias Kahler ist Deutschland-Chef der entwicklungspolitischen Lobbyorganisation ONE, hinter der auch Prominente, wie der U2-Sänger Bono stehen, und er ist von der Wichtigkeit der Impfinitiative GAVI überzeugt:

    "Wir halten GAVI für ein extrem wichtiges Programm; GAVI hat zwei neue Impfstoffe auf den Markt nun gebracht: Rotarvirus, ein Impfstoff gegen Pneumokocken - die beiden Hauptverursacher von Lungenentzündung und von Durchfallerkrankungen. Das sind die Hauptkillerkrankheiten in Afrika von Kindern unter fünf Jahren. Wenn diese beiden Impfstoffe in den nächsten fünf Jahren und GAVI entsprechend von GAVI durchfinanziert werden, dann werden vier Millionen Kinderleben gerettet."

    Auch Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel ist von der Bedeutung des Programms überzeugt - und will seinen Beitrag im Jahrzehnt der Impfung leisten - zumal er sich dann damit schmücken könnte, dass Deutschland eines der acht Millenniumsziele erfüllt hat.

    "Deswegen ist es ein sehr effizientes und wirkungsvolles Mittel, das sich mit unseren systemischen Maßnahmen, die wir bilateral durchführen, hervorragend kombinieren lässt. Wir haben für das Jahr 2011 unsere Beträge auf 20 Millionen gesteigert und wollen für das Jahr 2012 eine Zusage von 30 Millionen machen."

    Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, die 1999 den Friedensnobelpreis bekam, kennt die Gesundheitssituation in Krisenregionen gut. Deshalb hat die Organisation im letzten Jahr vier Millionen Kinder geimpft. Der US-Amerikaner Daniel Berman ist stellvertretender Leiter der Medikamentenkampagne und kennt das Impfgeschäft sehr gut. Er befürwortet die Impfkampagnen durch GAVI. Doch er weist auch auf finanzielle Probleme hin, mit denen die Organisation trotz hoher Zuwendungen zu kämpfen hat:

    "GAVI hat also nicht mehr genug Geld, deswegen wurde das Programm bereits reduziert und bestimmte Krankheiten können nicht mehr geimpft werden. Auch gibt es für 16 Entwicklungsländer keine finanzielle Unterstützung mehr für die durchgeführten Impfkampagnen, ihre Förderung läuft aus. Wenn diese Länder weiter impfen wollen, müssen sie den vollen Preis für die Medikamente selbst zahlen."

    Besorgt schaut Daniel Berman in den Berliner Sommerhimmel. Gerade noch saß er im Bundestagsausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit, um den deutschen Parlamentariern die komplexen Zusammenhänge aus der "Welt des Impfens" zu erklären. Ein mühsames Geschäft, da die multilaterale Impforganisation in Deutschland bislang kaum Beachtung gefunden hat.

    "Sicherlich, die Geberländer können in diesen harten Zeiten weniger zahlen. Aber den größten Anteil des Finanzlochs hat GAVI selbst verschuldet. Sie zahlen einfach zu hohe Preise an die Medikamentenhersteller. Allein das Pneumokocken-Impfprogramm ist verantwortlich für eine milliardengroße Finanzlücke. Deshalb weisen wir in der jetzigen Diskussion auf die Finanzierung dieses Impfstoffs hin."

    Um das komplexe Thema zu verstehen, sagt Berman, müsse man wissen, unter welchen Bedingungen GAVI mit den Pharmaunternehmen zusammenarbeitet und wie die hohe Subventionierung für die Impfarzneien zustande kommt. Streitpunkt ist die angemessene Preisgestaltung von Pharmaunternehmen. Zwischen Industriestaaten, ja selbst innerhalb der europäischen Union, gibt es häufig große Preisunterschiede für ähnliche oder gleiche Medikamente. Regierungen von Entwicklungsländern können sich die Impfstoffe häufig gar nicht leisten. Und für die großen Pharmakonzerne lohnt es sich oft nicht, die Märkte in Entwicklungsländern zu bedienen - zumal erst einmal neue und spezielle Impfstoffe entwickelt werden müssen. GAVI hat deshalb ein Zuschusssystem entwickelt, in dem es den Arzneimittelanbietern eine zusätzliche Finanzspritze für neue Impfstoffe anbietet.

    "Es gibt bei GAVI einen Finanzierungsmechanismus, der Advanced Market Commitment (AMC) heißt. Dieser wurde geschaffen, um die Forschung von neu zu entwickelnden Impfstoffen für Entwicklungsländer zu fördern."

    Damit also die Pharmaindustrie die Forschung für neue Impfstoffe schneller vorantreibt, ist sie auch auf die Unterstützung von Sponsoren wie Gates angewiesen:
    Daniel Berman holt einen gelben Schreibblock aus seiner Tasche. Mit spitzem Stift rechnet er vor, wie sich für GAVI der Impfpreis für die Pneumokockenimpfung zusammensetzt:

    "Der Herstellungspreis, den die Pharmafirmen GAVI berechnen, beträgt 3,50 Dollar je Impfung. Dann kommen aber noch die erwähnten AMC-Subventionen hinzu. Das sind zusätzliche 220 Millionen Dollar an Subventionen, die an beide Hersteller gezahlt werden, für insgesamt 30 Millionen Impfdosen. Rechnet man die Summen zusammen, ergibt sich also ein Impfpreis pro Dosis von sieben Dollar."

    Bei den großen Impfprogrammen von GAVI addieren sich die Kosten schnell in schwindelerregende Höhen. Jedes Kind muss dreimal gegen Pneumokocken geimpft werden, ein wirksamer Impfschutz kostet dann insgesamt 21 Dollar. Donald W. Light, Gesundheitsexperte von der kalifornischen Stanfort University hat im Februar 2011 in umfassenden medizinischen Studien errechnet, was es GAVI kostet, 100.000 Kinder zu impfen: 1,7 Millionen Dollar. Neueste wissenschaftliche Studien belegen, dass etwa 100.000 Kinder geimpft werden müssen, um circa 360 Kinder vor der tödlichen Lungenentzündung zu schützen. Nach seiner Rechnung kostet es GAVI also 4722 Dollar, um ein einziges Kinderleben zu retten.

    Die Studie stellt weiter fest, dass nur ein gesunder und echter Wettbewerb im weltweiten Impfstoffmarkt die Preise drastisch senken könnte. Nur wenn das Monopol der Pharmaindustrie in diesem Marktsegment gebrochen würde, käme es zu einem deutlichen Preisnachlass. Hoffnungsvoll stimmt in diesem Zusammenhang, dass immer mehr Anbieter aus den Schwellenländern auf den Markt drängen, Indien zum Beispiel. Uwe Kekeritz ist Mitglied des Deutschen Bundestages und Vorsitzender des Unterausschusses Gesundheit in Entwicklungsländern:

    "Ärzte ohne Grenzen haben sicherlich Recht: Wenn es eine perfekte Konkurrenzsituation gäbe, dann würde der Preis wahrscheinlich schon purzeln. Aber gerade im Pharmabereich ist es einfach so, es gibt ganz wenig Anbieter weltweit. Und da ist überhaupt gar nicht daran zu denken, dass wir eine transparente offene Preisgestaltung haben. Sie werden immer ihre Monopolstellung ausnutzen für ihre eigenen Vorteile."

    In der Industrie hat es bereits Preissenkungen gegeben, die für GAVI einen großen Erfolg darstellen, so der Pressesprecher dieser Alliance:

    "Wir sind jetzt in der Lage zu einem unglaublich reduzierten Preis Leben zu retten. Die Geberländer haben bereits 1,3 Milliarden für dieses Programm an Investitionen zugesagt."

    Viele fragen sich allerdings, ob die größte Impforganisation der Welt nicht selbst dazu beiträgt, das De-facto-Monopol festzuschreiben, denn es gäbe für GAVI auch jetzt schon eine kostengünstigere Alternative zum teuren Pneumokockenimpfstoff:

    "Ich frage mich, warum die positiven Effekte der Globalisierung nicht besser von GAVI genutzt werden. In Indien zum Beispiel gibt es einen Pharmahersteller, der alle Standards der Medikamentenproduktion der WHO voll erfüllt und bereits jetzt schon sehr erfolgreich mit UNICEF zusammenarbeitet. Dort kostet die Erzeugung der Pneumokockenimpfung nur einen Bruchteil. Sie können den Pneumokockenimpfstoff unter zwei Dollar herstellen und dabei auch noch genügend Geld verdienen. Jetzt stellen die Pharmafirmen aus den Industrienationen GAVI sieben Dollar je Impfung in Rechnung."

    Wie viel Leid könnte verhindert werden, wenn die anderthalb Milliarden Dollar die Kinder in Afrika wirklich erreichen würden. Dieser Gedanken lässt Daniel Bermann nicht los:

    "Diese anderthalb Milliarden Dollar hätte GAVI sich auch sparen können. Warum wird nicht der kostengünstigere Impfstoff aus Indien gefördert? Aber lieber füttert GAVI mit 1,5 Milliarden Dollar die großen Gewinne der amerikanischen und britischen Pharmaunternehmen - und das mit knappen Steuergeldern. Das Pharmaunternehmen Pfizer hat doch bereits 2,7 Milliarden Dollar Umsatz mit diesem Impfstoff in Industrieländern abgeschöpft. Man sollte doch meinen, dass bei so guten Geschäften die Unternehmen die Subventionen, die sie für diesen Impfstoff von GAVI bekommen, gar nicht mehr bräuchten?"

    Auch dem Bundestagsabgeordneten Uwe Kekeritz von den Grünen, wird es bei diesen Mechanismen unbehaglich:

    "Es kann nicht sein, dass Vertreter der Pharmaindustrie im Aufsichtsrat von GAVI sitzen, die dann wiederum die Medikamente bei sich selber bestellen. Das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Da sind einfach die Interessenkonflikte zu groß und es ist in einem demokratischen Gremium überhaupt nicht möglich. Die Kritik von Ärzte ohne Grenzen ist sicherlich berechtigt. Und der neue Vorsitzende, Høybråten, hat auch gesagt, dass er diesbezüglich etwas unternehmen will, aber er bezweifelt, ob er es tatsächlich schafft, dass die Vertreter der Pharmaindustrie rausgehen. Und das ist natürlich etwas, worauf wir drängen und auch bestehen werden."

    Für Daniel Berman sind die Forderungen ganz klar:

    "Wir fordern deshalb, dass es jetzt zu Veränderungen bei GAVI kommt: Diese nahe, inzestuöse Beziehung zwischen Geber und der Industrie muss gebrochen werden. Zum Beispiel war das letzte GAVI-Vorstandsmitglied für die Industrie die Firma GlaxoSmithKline - einer der größten Impfstofflieferanten von GAVI."

    Das ist dieselbe Firma, die auch den teuren Pneumokockenimpfstoff gegen Lungenentzündungen produziert.

    "Das zukünftige Vorstandsmitglied befindet sich sogar noch in einem größeren Interessenkonflikt: Die Firma Crucell erhält mehr als 30 Prozent ihrer gesamten Einnahmen nur durch die Aufträge von GAVI. Crucell wird bald beide Plätze im Aufsichtsrat besetzen, die für die Pharmaindustrie vorgesehen sind. Wir sind der Meinung, dass Crucell den Aufsichtsrat verlassen müsste."

    Ein Ansinnen, das der Pressesprecher GAVIS Jeffrey Rowland weit von sich weist:

    "Man kann nicht die Welt retten, ohne dass man mit den Unternehmen zusammen arbeitet. Deshalb stellt sich diese Frage für uns nicht: Die Medikamentenhersteller sollen im Aufsichtsrat der GAVI Alliance sitzen bleiben, potentielle Interessenkonflikte verhindern wir mit robusten Kontrollmechanismen. Sie haben Recht: Die Firma Crucell hat einen riesigen Vertrag mit GAVI. Ich muss aber auch dazu sagen, dass diese Firma, die zu den Big Playern gehört, durch die konkurrierenden und billigeren Hersteller aus den Schwellenländern sehr unter Druck geraten ist."

    Doch hat diese Praxis tatsächlich etwas mit freiem Wettbewerb und fairen Handelsbedingungen zu tun? Nein sagt Dirk Niebel, Bundesminister für Wirtschaftliche Zusammenarbeit:

    "Gerade im Gesundheitsbereich muss man feststellen: Korruption tötet. Jeder Euro, der in Korruption fließt und nicht für das geplante Konzept zur Verfügung steht, fehlt dem kranken Menschen und deswegen führt er im Endeffekt zu den schlechteren Ergebnissen. Also muss man hier ganz massiv gegenhalten. Und da ist die Wahrscheinlichkeit größerer Durchschaubarkeit von Maßnahmen im bilateralen Bereich natürlich höher."

    Ob der Interessenkonflikt, den GAVI mit den Pharmafirmen hat, aufzulösen ist, bleibt fraglich. Entwicklungshilfeminister Niebel weist darauf hin, dass die deutschen Mittel nicht für die Gratifizierung der Entwicklungskosten, also für den sogenannten "AMC Mechansimus" verwendet werden dürfen. Deutschland hält also nichts davon, das Risiko, das Pharmafirmen für die Entwicklung von Medikamenten eingehen, mit Millionen schweren Krediten abzusichern.

    "Die Bundesregierung hält sich aus der AMC-Finanzierung raus. Wir sind der Ansicht, dass das nicht marktkonform ist. Es gibt andere Geberländer, die dort ihre Beiträge einzahlen."

    Mit diesen Fragen beschäftigt sich bei GAVI ein Expertenteam, in das auch Daniel Berman berufen wurde. Lange hielt es ihn dort aber nicht:

    "Vom GAVI-Vorstand wurde ich in dieses Expertenteam berufen, das eine Evaluierung vornehmen sollte, wie der Wettbewerb unter den Medikamentenanbietern erhöht werden könnte. McKinsey stellte der Gates-Stiftung eine Reihe von Ihren Unternehmensberatern kostenlos zur Verfügung. Der Blick auf die Zahlen blieb uns externen Experten allerdings verwehrt, so dass wir keinerlei Überblick hatten und ohne Zugang zu allen Informationen und Fakten lässt sich keine Strategie entwickeln. Da bin ich zurückgetreten."

    In der Philosophie der modernen globalen Gesundheitspolitik wird zunehmend auf die Komplettlösung einer Magic Bullet gesetzt, also einer Art medizinischen Wunderwaffe, die gleichsam mit Zauberhand die komplexen Gesundheitsprobleme löst. Impfungen sind ein zentraler Bestandteil in solch einem Konzept - denn mit einer einzigen Behandlung können fünf und mehr Krankheiten immunisiert werden.

    Bei dem chemischen Bakterien-Cocktail der Pneumokocknimpfung werden sogar zehn unterschiedliche Erreger kombiniert. Das klingt erst einmal gut, ist aber nicht unbedingt die beste Lösung; denn die Konzentration auf einseitige Impfprogramme greift zu kurz, um Krankheiten wirklich in den Griff zu bekommen. Kritiker sehen darin nur eine schnelle, aber teure Notlösung. Nach Aussage des Abgeordneten ist außerdem noch nicht abschließend geklärt, wie wirkungsvoll diese neuen Wunderwaffen gegen Lungenentzündungen wirklich sind:

    "Wir haben hier Auswertungen über die Wirksamkeit, hier sehe ich zum Beispiel bei einer klinischen Studie in Gambia zeigte die Impfung eine 14-prozentige Reduzierung von Todesfällen. In Südafrika ist eine Studie durchgeführt worden, die also keinen Unterschied ergab. 160 Menschen sind mit Impfung gestorben, und 161 sind ohne Impfung gestorben. Mann muss natürlich bei diesen statistischen Untersuchungen sehr aufpassen, aber wir werden GAVI damit konfrontieren und eine Antwort verlangen."

    Die globale Gesundheitshilfe ist aus der Balance geraten, sagt auch Jörg Schaaber von der Bundes Koordination Internationalismus Pharma Kampagne. Er sitzt als Patientenvertreter im "Gemeinsamen Bundesausschuss". Dort wird entschieden, welche Arzneimittel die Krankenkassen zahlen. Die kleine Organisation mit Sitz in Bielefeld versteht sich als ein "Watchdog", eine so genannte Wachhundorganisation, die die multinationale Pharmaindustrie genauer unter die Lupe nimmt.

    "Das wäre halt ganz wichtig, dass eben eine Basisversorgung in diesen Ländern erstmal sichergestellt wird. Und da spielen natürlich Arzneimittel und Impfstoffe eine Rolle, aber das ist nicht das einzige. Der südafrikanische Medizinprofessor Andy Gray hat das einfach mal mit einem Tisch verglichen: dazu gehört die Prävention, also das Verhindern von krank werden, dazu gehört ein Gesundheitssystem, Personal, das gut ausgebildet ist und dazu gehört als viertes Tischbein eben Arzneimittel und Impfstoffe. Und ein Tisch der steht eben nur gut, wenn die Beine ungefähr gleich lang sind."

    Jürgen Schaaber weist eindringlich darauf hin, dass das Gleichgewicht in der globalen Gesundheitsversorgung wieder hergestellt werden müsse. Wenn nur noch 14 Prozent des WHO-Etats von den Mitgliedstaaten aufgebracht werden und weit über 80 Prozent des Geldes von privaten Stiftungen und den reichen Geberländern bezahlt würden, bestehe die Gefahr, dass die Finanzhilfen einseitig den Interessengruppen zugute kommen.
    Daniel Berman aus der Genfer Zentrale will, dass sich die Geber von GAVI - und damit auch die Deutsche Bundesregierung- konstruktiv mit der Rolle der Pharmaunternehmen auseinander setzen. Dies auch mit Blick auf einen viel effizienteren Einsatz der Gelder.

    "Verstehen Sie uns nicht falsch. GAVI ist insgesamt wichtig und positiv. Die Herstellung und Entwicklung von neuen Impfungen ist gut."