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Gesundheit kommt durch den Magen

Medizin. – Immer öfter bereiten falsche Ernährung und mangelnde körperliche Tätigkeit der Entstehung chronischer Krankheiten den Boden, so das Fazit einer gemeinsamen Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO und der Welternährungsorganisation FAO, die jetzt in Rom der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Überdies seien derart hervorgerufene Krankheiten nicht mehr allein Problem der Industrienationen, sondern fassten auch in Entwicklungsländern mehr und mehr Fuß.

    Insgesamt 30 Autoren der Welternährungsorganisation WHO sowie der Welternährungsorganisation FAO wirkten an der Erstellung der Ernährungsstudie "Diet, Nutrition and the Prevention of Chronic Diseases" mit. Über zwei Jahre untersuchte die internationale Gruppe Zusammenhänge zwischen Diät, Ernährung und ihre Bedeutung für die Entstehung chronischer Erkrankungen. Eine Kernaussage des Papiers: Viele chronische Krankheiten ließen sich durch vernünftige Essgewohnheiten vermeiden. Überdies werden etwa 60 Prozent aller Todesfälle auf chronische Erkrankungen zurückgeführt. "Die wichtigsten darunter sind Fettleibigkeit, Diabetes Typ II, Herzkreislauferkrankungen sowie verschiedene Krebs-Arten. Sie lassen sich durch richtige Ernährung weitgehend verhindern", konstatiert Jaap Seidell, Professor für Ernährungs- und Gesundheitswissenschaften an der Freien Universität Amsterdam.

    Der Experte empfiehlt, auf verarbeitete Lebensmittel zu verzichten und stattdessen vermehrt auf Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte zurückzugreifen. Auch sollten Verbraucher bei der Zubereitung von Speisen statt tierischer Fette lieber an ungesättigten Fettsäuren reiches Olivenöl verwenden. Und schließlich solle man mit Maß genießen, um nicht überflüssige Polster aufzubauen. Seidell ist überzeugt, dass das Zahlenwerk eine gute Grundlage für nationale Ernährungsempfehlungen sei: "Wenn einzelne Studien oder Nährstoffe diskutiert werden, sorgt das schnell für Verwirrungen in der Öffentlichkeit. Doch die Daten geben seit Jahren insgesamt ein stimmiges Bild. Allerdings müssen die reinen Zahlen in konkrete Ratgeber umgesetzt werden. Dies ist aber Aufgabe der nationalen Regierungen", so der Ernährungswissenschaftler.

    Mit der umfassenden Publikation verfolgen WHO und FAO ein ambitioniertes Ziel. So soll daraus das wissenschaftlich fundierte Fundament für eine weltweite Kampagne gegen ernährungsbedingte Volkskrankheiten gelegt werden. "Wir hoffen, dass durch den Report neue Ernährungsstrategien entwickelt werden. Lebensmittelhersteller, Verbraucherorganisation sowie Ernährungsexperten sollten gemeinsam das Problem chronischer Krankheiten angehen", fordert Derek Yach, Koordinator des Projektes in der Genfer Zentrale der Weltgesundheitsorganisation. Zumindest die Europäische Union habe bereits erste Schritte in diese Richtung unternommen. Nachholbedarf sieht Seidell dagegen auch bei Schwellenländern, in denen ebenfalls zunehmend falsche Ernährungsweisen zu chronischen Krankheiten führten.

    [Quelle: Volker Mrasek]