Das kann über Schmutzpartikel, über Kleidung, das kann auch bei nebeliger Witterung als Tröpfcheninfektion über Wind weiter transportiert werden, so dass man von einem vielfältigen Geschehen ausgehen muss und versuchen muss, seinen Betrieb von all diesen Ereignissen fernzuhalten.
Der Nachteil dieser Viruserkrankung: Ein Rind, das einmal davon befallen ist, trägt den Erreger lebenslang in seinem Organismus. Immer wieder können Bläschen auftreten. In den Atemwegen oder an den Genitalien. Besonders Kälber sind anfällig. Die Erkrankung greift schnell um sich. Bis zu 30 Prozent eines Bestandes können sterben. Zwar hat BHV 1 nicht die verheerende Wirkung der Maul- und Klauenseuche. Trotzdem erleiden Landwirte, nicht nur durch die Todesfälle sondern auch dann, wenn sie mit ihren Tieren Handel treiben wollen, erhebliche wirtschaftliche Verluste. Sie können zwischen 300 oder 400 Mark pro Tier betragen. Möglich ist auch, dass Tiere gar nicht mehr verkäuflich sind. Denn Länder wie Dänemark, Schweden, Finnland und Österreich sind BHV 1 -frei und haben so Dr. Christian Runge, Leiter des Kreisveterinäramtes Nordfriesland, von der EU das Recht eingeräumt bekommen, entsprechende Handelshemmnisse aufzubauen. Für die betroffenen Betriebe und Regionen heißt das:
Wenn nun eine Region bei der BHV 1-Sanierung noch nicht wo weit fortgeschritten ist, beschränkt sich automatisch der Kreis der möglichen Kundenländer. D.h. wir sind darauf angewiesen, möglichst schnell einen guten Status zu bekommen, um den Landwirten im Handel Absatzmöglichkeiten wieder zu beschaffen, die sie durch die nicht so gute BHV 1- Situation verloren haben.
In diesem Sinne wirkt die neue Bundesverordnung, die die Betriebe zur Sanierung verpflichtet. Denn einige Länder wie Bayern und auch die neuen Bundesländer gelten bereits aufgrund eigener Sanierungsprogramme als frei von der Bovinen Herpeserkrankung. Ziel ist es jedoch, alle Länder in der Bundesrepublik zu erfassen. Eine Rolle spielen bei diesen Sanierungsprogrammen die Haltungsbedingungen. Dieter Schulze:
Wenn Tiere sich ganzjährig in einem Betrieb herankommen, man gut an die Tiere herankommt, Blut abnehmen kann, sie gut impfen kann, ist es wesentlich einfacher, als wenn es sich um extensiv gehaltene Tiere handelt, die wenig Kontakt zum Menschen haben. Dann ist es abhängig von der Betriebsgröße. Wir haben ein Nord-Süd-Gefälle in der Bundesrepublik. Im Norden stehen relativ große Herden, zum Teil mit 300, 400, 500 Rindern. Diese Strukturen sind in Süddeutschland völlig anders. Wesentlich kleinere Betriebe, wesentlich mehr Betriebe, so dass das sicherlich eine Erklärung für unterschiedliche Sanierungsverfahren sind.
Saniert wird nicht nur durch das Absondern kranker Tiere. Auch ein umfassendes Impfprogramm gehört dazu. Wichtig für den Erfolg ist eine große Transparenz. Denn nach der neuen Verordnung dürfen nur solche Tiere in einen seuchenfreien Bestand gebracht werden, die weder krank sind, noch Antikörper einer Herpesviruserkrankung aufweisen. Bisher war dies häufig noch eine Mund- zu Mundinformation über Landwirte und den Viehhandel. Über das Internet werden in Nordfriesland die Informationen der Veterinärbehörde über BHV 1-freie Betriebe allen Interessenten zugänglich gemacht. Auch wenn sich damit - so Dieter Schulze - die bisherigen Handelsstrukturen mit dem Viehhandel als Zwischeninstanz zwischen Käufer und Verkäufer verändern können.
Wir haben den Landwirten die Möglichkeit gegeben, einen direkten Kontakt herzustellen. Es ist selbstverständlich so, dass auch die Viehhändler bei uns ins Internet gucken können. So dass ich sagen möchte, der Viehhandel wird sicherlich in vielen Fällen von den Landwirten umgangen. Aber der Viehhandel hat ja die Möglichkeit, dieses Medium zu nutzen und im Rahmen seiner Handelsgeschäfte freie Tiere für die Kundschaft zu besorgen.