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Gesundheitswesen
Krankenhäuser fordern mehr Geld

Die Bundesärztekammer, die Deutsche Krankenhausgesellschaft sowie der Deutsche Pflegerat fordern eine verbesserte Finanzierung für Krankenhäuser. Besonders beim Personal und der medizinisch-technischen Ausrüstung bestehe dringender Handlungsbedarf.

Von Dieter Nürnberger | 04.09.2014
    Ein Pfleger schiebt einen Rollstuhl durch einen Krankenhausflur.
    80 Prozent der Pflegekräfte übernehmen inzwischen eigentlich ärztliche Aufgaben, bemängelt das Bündnis. (picture alliance / dpa/ Peter Steffen)
    Im Koalitionsvertrag haben sich CDU und SPD darauf geeinigt, dass die Krankenhausfinanzierung in Deutschland verbessert werden muss. Doch Papier ist bekanntlich geduldig - deshalb trat heute ein breites Bündnis an die Öffentlichkeit, um den Druck zu erhöhen. Kein Reförmchen, sondern eine Reform muss her, sagt beispielsweise Ulrich Montgomery, der Präsident der Bundesärztekammer. Das konkrete Ziel heißt qualitätssichernde Krankenhausfinanzierung.
    Wichtigster Punkt hierbei: die Personalausstattung und -finanzierung. Die Situation in den Krankenhäusern sei kaum noch hinnehmbar, so Andreas Westerfellhaus, der Präsident des Deutschen Pflegerates:
    "Pausen können nicht mehr eingehalten werden, Wochenenden werden unterbrochen oder finden gar nicht mehr statt. Eine Urlaubsplanung verlässlicher Natur ist so kaum noch möglich."
    Zudem sei belegt, dass knapp 80 Prozent der Pflegekräfte inzwischen eigentlich ärztliche Aufgaben übernehmen müssten. Das funktioniere zwar oft im gegenseitigen Einvernehmen, doch sei hier inzwischen eine Grenze erreicht worden. Die Defizite bei den Personalkosten - entstanden seit 2007 - beziffert der Pflegerat auf rund 3,5 Milliarden Euro.
    Ein Not- und Weckruf an die Politik
    Ein weiterer Punkt: Es finde derzeit im Krankenhauswesen keine angemessene Anpassung an generelle Kostenentwicklungen statt. Und nicht zuletzt kritisiert das Bündnis eine unzureichende Bereitstellung von Investitionsmitteln. Das fehlende Geld - betroffen sei vor allem der IT-Bereich der Klinken oder auch die generelle medizinisch-technische Ausrüstung - gefährde inzwischen die Innovationsfähigkeit der Krankenhäuser. Jährlich würden sechs Milliarden Euro dafür benötigt - doch bereitgestellt würden derzeit nur 2,7 Milliarden. Wobei dieser Vorwurf eher in Richtung Bundesländer geht - Ärztekammerpräsident Ulrich Montgomery:
    "Es gibt Bundesländer, die ihre Verpflichtungen gegenüber den Krankenhäusern schändlich vernachlässigen, weil sie weniger als 50 Prozent der eigentlich notwendigen Summe zur Verfügung stellen. Deswegen fordern wir, dass der errechnete Bedarf von 6 Milliarden Euro pro Jahr mindestens ausgeglichen werden muss - sei es aus Landesmitteln, wie das bisher geschieht, oder durch einen Bundeszuschuss, wenn es halt nicht anders geht."
    Die heute vorgestellte gemeinsame Resolution sei ein Not- oder auch Weckruf an die Politik, vor allem gerichtet an die Bund-Länder-Arbeitsgruppe, die eine Reform der Krankenhausfinanzierung derzeit vorbereitet.