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Getreide, Mehl und Brot

In Zeiten, in denen allgemein über Konsumentenzurückhaltung geschrieben und geredet wird, sind die heute vorgelegten Zahlen sogar recht gut. Es gibt ein leichtes Plus bei Mehl, Brot und Backwaren. Die GMF hat den Zeitraum Juli 2003 bis Juni 2004 aufgelistet, die Zahlen sind somit recht aktuell. Die deutschen Mühlen haben demnach 4,8 Millionen Tonnen Mehl aus Weizen hergestellt, hinzu kommen 800.000 Tonnen aus der Roggenverarbeitung. Und beim Weizen wurde damit sogar der höchste Wert erreicht, seitdem die Statistik gesamtdeutsch geführt wird. Ganz positive Zahlen also – und wenn man dies alles mal umrechnet, dann stellt man fest, dass der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch der Bundesbürger auch leicht nach oben ging – 86, 9 Kilogramm Brot und Gebäck wird da jährlich verzehrt. Heiko Zentgraf, der Geschäftsführer der GMF:

Von Dieter Nürnberger |
    Das sind 300 Gramm mehr als im Getreidewirtschaftsjahr zuvor. Und auf den Tag umgerechnet sind dies 238 Gramm. In Produkten ausgedrückt: Beispielsweise drei Scheiben Brot, ein Brötchen und ein Stück Kleingebäck, wie eine Brezel, ein Croissant oder Ähnliches. Da spielen auch die Brötchen zum Fertigbacken eine Rolle und natürlich das, was die Haushalte selber an Brot und Brötchen backen.

    Doch gerade auch die Zunahme bei Fertigprodukten zum Selberbacken macht den Verantwortlichen ein wenig Kopfzerbrechen. Denn dies geht natürlich zu Lasten der Bäckereien hierzulande, und man sieht auch ein wenig die Qualität auf dem Rückzug. Denn Brot, so die Verantwortlichen, schmecke immer noch frisch und fachmännisch gebacken am besten. Große Bedeutung hat inzwischen auch der Außer-Haus-Verzehr – belegte Brötchen haben weiterhin ihren Absatzmarkt – und das kann auch gleichzeitig bedeuten, dass etwa das traditionelle Schulbrot nicht totzukriegen ist. Ernährungswissenschaftlich ist dies unzweifelhaft ja auch besser als beispielsweise ein Schokoriegel oder Ähnliches.

    Stolz wies man heute auch darauf hin, dass es mit der Qualität hierzulande ganz gut stehe. Einen Skandal über Inhaltsstoffe beim Brot habe es nie gegeben, so die GMF. Jürgen- Michael Brümmer von der Fachhochschule in Lippe-Höxter:

    Brot ist ein altes, ein traditionelles, aber stets auch ein aktuelles Genussmittel. Es wird nicht nur in Notzeiten geschätzt. Aber auch heute, in den Zeiten des Überangebotes, hat Brot den Stellenwert behauptet. Es ist nicht nur Grundnahrungsmittel, sondern aufgrund der Vielfältigkeit, eben auch Genussmittel. Und ich glaube, keiner kann sich ein Leben ohne Brot vorstellen – und wer möchte auf die vielfältigen Möglichkeiten des Brotverzehrs wirklich verzichten?

    Mehr als 300 Brotsorten gibt es in Deutschland – damit sei man Weltmeister im Brotbacken. Es gibt festgelegte Normen für die Sorten und die Branche hat in Leitsätzen ja auch längst festgelegt, wie viel Weizenanteil etwa ein Weizenbrot auch haben muss. Die Qualität sei unzweifelhaft gewährleistet, sagt der Experte Jürgen Michael Brümmer:

    Länder, die keinen Weizen haben, möchten gern importieren. Es gibt klassische Weizenexportländer wie beispielsweise Kanada, die USA und natürlich auch die heutige Europäische Union. Hier wird ein großer Teil unseres Qualitätsweizens in andere Regionen exportiert. Deutschland hat so gut wie keinen Import mehr. Wir haben gute Getreide- und Weizensorten bei uns, so dass es eben ausreichend ist, unser Brotsortiment zu vervollständigen oder auch zu erhalten.

    Und auch eine Umfrage wurde heute präsentiert: Die Deutschen gelten ja auch als Weltmeister im Reisen. Und auf die Frage, was sie dennoch in der Ferne vermissen, lautete die Antwort von immerhin 83 Prozent: Sie vermissen "ihr" Brot im Ausland – Vollkorn und Roggenprodukte beispielsweise.