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Gewalt im Fußball
Austausch am runden Tisch

Gewalt im Fußball ist auch in Sachsen-Anhalt ein Thema mit Sprengkraft. Doch man sei nicht das Schmuddelkind der Nation, sagt CDU-Innenminister Stahlknecht. Er lädt halbjährlich zu einem Runden Tisch ein. Mit Erfolg, wie es scheint.

Von Christoph Richter | 28.09.2015
    Gewalt während eines Spiels 1. FC Magdeburg - FC Energie Cottbus in Magdeburg (Sachsen-Anhalt).
    Gewalt während eines Spiels 1. FC Magdeburg - FC Energie Cottbus in Magdeburg (Sachsen-Anhalt). (picture-alliance / dpa / Oliver Mehlis)
    Der Runde Tisch gegen Gewalt im Fußball – das ist eine Art vertrauensbildende Maßnahme, zu dem das Innenministerium Sachsen-Anhalts seit 2012 im halbjährlichen Turnus, Vereine, Fan-Vertreter, Polizei, Politiker und Verbände an einen Tisch holt. Damit man gemeinsam und miteinander die Probleme bespricht, statt übereinander zu reden, sagt CDU-Innenminister Holger Stahlknecht.
    "Wir haben gute Dinge erreicht. Auch bei schwierigen Spielen relativ wenige gewalttätige Auseinandersetzungen gehabt, auf Null kann man das nie reduzieren. Wir haben es geschafft, das Hausordnungen sich angepasst haben, was das Tragen von Kleidung anging, die rechtsradikalen Bezug haben, dass das in den Stadien gleich verboten wird."
    Allein in Sachsen-Anhalt etwa 800 gewaltbereite Fans
    Weitere Themen sind unter anderem Gewalt gegen Schiedsrichter oder der Vandalismus reisender Fußballfans. Nach Angaben der Bundespolizei gibt es in Sachsen-Anhalt etwa 800 sogenannte gewaltbereite Problemfans, die man der Gewalttäter-Datei der Kategorie B und C zuordnet, Personen die sehr zur Gewalt neigen bzw. entschlossen sind.
    Dennoch: Die Gewalt in den Fußball- Stadien Sachsen-Anhalts soll entgegen dem Trend abgenommen haben. Anders als beispielsweise in Nordrhein-Westfalen sagt Titus Simon – Fankultur-Experte an der Hochschule Magdeburg. Und wertet das als einen Erfolg der Arbeit des Runden Tisches, der heuer zum achten Mal tagte. "Es ist zum Beispiel gelungen, dass die Mitarbeiter der Fan-Projekte bei der Polizei besser akzeptiert sind."
    Verfassungsschutz besorgt über Verquickung von Hooligans und Rechtsextremisten
    Die Bestandsaufnahme rechtsextremer Gewalt in Sachsen-Anhalts Fußballstadien, heute ein Thema des Runden Tisch. Besorgt zeigt sich der Verfassungsschutz über die zunehmende Verquickung von Hooligans und Rechtsextremisten, insbesondere die "Brigade Halle" sowie das "Bündnis deutscher Hools" wurden in diesem Zusammenhang genannt. Auch dass in der näheren Umgebung des Stadions des Drittligisten Magdeburg eine große Flüchtlingsunterkunft entsteht, war ein Thema. Insbesondere welche polizeilichen Maßnahmen, insbesondere bei An-und Abreise der Fans geplant sind. Doch dazu wurde keine Auskunft geben, bedauert Fanexperte Titus Simon.
    "Das bringt Probleme, insbesondere weil ein Teil des rechten Spektrums bei der Fußballszene längst wieder eingestiegen ist."
    Die Einrichtung des Runden Tisches gegen Gewalt im Fußball hätte zu einem wesentlich unverkrampfteren Umgang geführt, sagen die Beteiligten. Weil Vorfälle, welcher Art auch immer, zwischen Politik und Sport direkt besprochen würden, betont Sachsen-Anhalts CDU-Innenminister Holger Stahlknecht. Auch wenn man sich bei allen Themen längst nicht einig sei, so Stahlknecht weiter.
    "Ich halte das für ein Erfolgsmodell. Auch weil dort eine Vertrauenskultur entstanden ist, wo man sich gegenseitig mal die Meinung sagen kann."