
Die linke Demonstration "Revolutionäre 1. Mai-Demo" in Berlin verlief nach Angaben der Polizei weitgehend friedlich. Mehr als 5.000 Polizisten waren im Einsatz. Auch in Hamburg und Leipzig hatte sich die Polizei mit einem Großaufgebot vorbereitet.
Fahimi: Lohnlücke zwischen Ost und West schließen
Die DGB-Vorsitzende Fahimi forderte mit Blick auf die Lohnlücke zwischen Ost und West eine Tarifwende. Auf der zentralen Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes zum 1. Mai in Chemnitz, warnte sie zudem davor, das Arbeitszeitgesetz aufzuweichen.
Fahimi sagte, bei Vollzeitbeschäftigten liege der Lohnunterschied zwischen Ost- und Westdeutschland immer noch bei 19 Prozent. Wo hingegen nach Tarif bezahlt werde, gebe es eine Lohn-Angleichung von 98 Prozent. Fahimi forderte ein bundesweites Tariftreuegesetz, damit öffentliche Aufträge nur an tarifgebundene Unternehmen vergeben werden.
Fahimi: "Acht-Stunden-Tag statt Hamsterrad"
Sie warnte außerdem die kommende Koalition davor, das Arbeitszeitgesetz zu ändern. Es müsse Schluss sein "mit dem Gequatsche, dass die Menschen blau machen, faul sind, dass sie einfach mehr arbeiten müssten", sagte sie. "Und deshalb sagen wir auch ganz klar: Wir wollen Acht-Stunden-Tag statt Hamsterrad."
Schwarz-Rot will laut Koalitionsvertrag die Möglichkeit einer wöchentlichen anstatt einer täglichen Höchstarbeitszeit schaffen. Standards im Arbeitsschutz und die geltenden Ruhezeitregelungen sollen beibehalten werden. Der Verdi-Vorsitzende Werneke kritisierte, nach den Plänen von Union und SPD könnten 13 Stunden Arbeit am Stück möglich und rechtlich zulässig sein. Abertausende Beschäftigte etwa im Handel, in der Paketzustellung, der Logistik und der Pflege würden so massiv unter Druck gesetzt,die Arbeitsbelastung werde unerträglich.
Steuerfreie Überstunden als Hindernis für Gleichstellung
Die Arbeitsmarktexpertin der Bertelsmann-Stiftung, Michaela Hermann, bemängelte vor allem das Vorhaben, Zuschläge für Überstunden künftig steuerfrei zu stellen. Dadurch würden traditionelle Rollenbilder verstärkt, sagte Hermann im Deutschlandfunk - und führte zur Erklärung aus: Steuerfreie Überstunden setzten den Anreiz, dass vorrangig Männer noch mehr Zeit in Erwerbsarbeit investieren würden, weil es sich für sie meist finanziell mehr lohne.
Männer arbeiteten aber ohnehin häufig Vollzeit. Frauen hingegen könnten weniger von der Regelung profitieren, weil sie durch ihren größeren Anteil an Sorgearbeit ihr Zeitbudget oft schon ausgereizt hätten. Nach wie vor arbeitet rund die Hälfte der erwerbstätigen Frauen in Deutschland Teilzeit. Der Unterschied in der Wochenarbeitszeit zwischen Männern und Frauen ist umso größer, je mehr Kinder im Haushalt sind.
Scholz: "Für anständige Löhne und starke Gewerkschaften"
Der scheidende Bundeskanzler Scholz schrieb auf der Plattform X. unverändert gebe es zu viele, die für zu wenig Geld hart arbeiten müssten. Deshalb sei er für anständige Löhne und für starke Gewerkschaften.
Der 1. Mai wurde im Jahr 1890 als "Kampftag der Arbeiterbewegung" begründet. In Deutschland ist der Tag der Arbeit gesetzlicher Feiertag.
Diese Nachricht wurde am 01.05.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.