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Gewinneinbruch bei der Deutschen Bahn

Während der Personenverkehr der Deutschen Bahn ein Plus aufweist, ging der Güterverkehr im ersten Halbjahr um mehr als vier Prozent zurück. Für zusätzliche Kosten in Höhe von 200 Millionen Euro sorgten zudem Infrastrukturschäden, die von Hochwasser verursacht wurden.

Von Dieter Nürnberger |
    Schwierige Zeiten und schwieriges Umfeld. Diese beiden Umschreibungen ziehen sich wie ein roter Faden durch den Halbjahresbericht der Deutschen Bahn AG. Im Klartext heißt dies Gewinneinbruch im ersten Halbjahr. Wobei auf den ersten Blick vieles positiv stimmt. So erhöhte sich beispielsweise die Zahl der Zugreisenden in Deutschland zum Vergleichszeitraum 2012 um zehn Millionen Fahrgäste oder um ein Prozent auf nunmehr rund 990 Millionen. Doch während der Schienenpersonenverkehr somit ein Plus aufweist, ging der Güterverkehr der Bahn doch deutlich um mehr als vier Prozent zurück. Bahnchef Rüdiger Grube:

    "Während es uns gelungen ist, den Umsatz mit 19,4 Milliarden Euro nahezu auf dem Niveau unseres Rekordumsatzes 2012 zu halten, ist das Ebit, also das Ergebnis vor Steuern und Zinsen, deutlich zurückgegangen. Das Ergebnis von gut einer Milliarde Euro liegt um 22,9 Prozent unter dem Vorjahr."

    Nach Steuern bleibt somit ein Gewinn von rund 550 Millionen Euro, ein Rückgang gegenüber 2012 um satte 29 Prozent. Die Liste der Gründe - aus Sicht des Bahnchefs - ist lang. Unter dem schwierigen Umfeld hat vor allem die Logistiksparte zu leiden. Hinzukommen außergewöhnliche Umstände wie etwa die Hochwasser-Katastrophe im Frühsommer. Infrastrukturschäden von rund 200 Millionen Euro seien bislang beziffert worden - Kosten, die die Bahn wohl nicht allein stemmen muss - im Moment laufen Gespräche über eine finanzielle Unterstützung durch den Bund. Bahnchef Grube sieht viele Gründe für den Gewinneinbruch.

    "Da ist zunächst die Entwicklung der Faktorkosten zu nennen, insbesondere die steigenden Kosten für Energie und Personal. Mit dem jüngsten Tarifabschluss sind wir an die Grenzen dessen gegangen, was wirtschaftlich noch verkraftbar ist. Wir werden zweitens auch weiterhin dadurch ausgebremst, dass unsere bestellten Züge nicht ausgeliefert werden. Damit geht uns jeden Tag ein enormes Geschäft verloren. Drittens: Eine besondere Belastung des Ergebnisses war der deutlich erhöhte Winterdienst und schließlich schlägt die zunehmende Regulierung immer mehr zu Buche. Leidtragende sind sowohl die Infrastruktur, als auch die Transporteure."

    Das "Handelsblatt" sieht aufgrund des Gewinneinbruchs im ersten Halbjahr bereits die Dividende des Konzerns gefährdet. In den vergangenen zwei Jahren konnte die Bahn aufgrund von Rekordergebnissen jeweils rund 500 Millionen Euro an den Haupteigentümer, den Bund, ausschütten. Ursprünglich hatte die Bahn für 2013 einem Gewinn von insgesamt 2,9 Milliarden Euro vor Steuern angepeilt. Laut Zeitungsbericht ist dieses Ziel nicht mehr zu halten. Bahnchef Grube hält sich hier mit einer konkreten Aussage noch zurück. Nur so viel:

    "Die Weltwirtschaft ist wieder sehr viel mehr volatiler geworden. Und exakte Vorhersagen für das zweite Halbjahr sind außerordentlich schwierig."

    Viel Schatten also in der heute vorgelegten Konzernbilanz. Doch Rüdiger Grube sieht künftig auch ein wenig Licht: Durch die Übernahme von "Veolia" ist der Konzern nun zum größten Personenverkehrsunternehmen auch in Osteuropa geworden. Und noch eine gute Nachricht wollte der Konzernchef nicht verschweigen: Seit Januar wurden in Deutschland rund 5600 Mitarbeiter neu eingestellt.