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Gewinneinbruch bei MAN

So gut wie alle großen Lkw-Bauer in Europa haben inzwischen ihre Jahresbilanz veröffentlicht und hatten wahrlich wenig Erfreuliches zu berichten. Heute hat die VW-Tochter MAN nachgezogen und auch hier zeigte sich: Das Geschäft mit den Nutzfahrzeugen läuft derzeit schlecht.

Von Michael Watzke |
    Normalerweise blicken Konzernchefs auch in schwierigen Zeiten zuversichtlich in die Zukunft. Zweck-Optimismus nennt man das dann. MAN-Chef Georg Pachta-Reyhofen dagegen übte heute im MAN-Bus-Forum in München so etwas wie Zweck-Pessimismus.

    "Das Jahr 2012 war für MAN ein schwieriges Jahr. Ein schwieriges Jahr aufgrund der europäischen Schuldenkrise. Und man muss ganz klar sagen: es kommt auch ein schwieriges Jahr 2013."

    Andere Konzern-Chefs sehen die Lage für das laufende Jahr inzwischen positiver. Bei MAN dagegen schien heute fast schon Weltuntergangsstimmung zu herrschen.

    "Wir werden hier nicht den Aufschwung sehen. Und wir glauben auch sagen zu können, dass Europa mittelfristig nicht mehr das Niveau von 2008 erreichen wird."

    Ist das eine pragmatisch-realistische Einschätzung? Oder versucht der MAN-Vorstand bereits, den Gewinnabführungs-Vertrag mit Volkswagen zu beeinflussen? Diese Vereinbarung muss Pachta-Reyhofen in den kommenden Monaten mit der neuen Konzernmutter VW aushandeln. Denn Volkswagen erhöht am 6.Juni seine Beteiligung an MAN auf über 75 Prozent. Pachta-Reyhofen möchte möglichst viel Gewinn in München halten und möglichst wenig nach Wolfsburg überweisen. Er will, dass der bayerische LKW-Hersteller im Multi-Markenkonzern VW eigenständig bleibt.

    "Die Frage ist natürlich immer, welche Position hätte denn MAN in einem solchen Volkswagen-Konzern. Auf Basis der Kennzahlen von 2011 wäre, nein, ist: MAN die drittgrößte Marke."

    Vor allem aber – und darauf legt Pachta-Reyhofen besonderen Wert - ist MAN größer als Mitbewerber Scania, der ebenfalls zum VW-Konzern gehört. Allerdings sind die Schweden deutlich profitabler. Das erkennt man schon an der Bilanz des vergangenen Geschäftsjahres. MANs Nettogewinn brach um fast 25 Prozent auf nur noch 189 Millionen Euro ein.

    "Daraus resultierte eine Umsatzrendite von 6,1 Prozent. Damit können wir nicht zufrieden sein, damit sind wir nicht zufrieden. Und ich werde Ihnen einige Maßnahmen zeigen, wie wir dem begegnen werden."

    Eine Maßnahme ist Kurzarbeit. Die Werke München und Salzgitter laufen mit deutlich gedrosselter Produktion – Ende vorerst nicht absehbar. Natürlich will auch MAN die Kosten weiter senken, sogar Personalabbau schließt der Vorstand nicht aus. Außerdem erhofft sich MAN durch die Zusammenarbeit im VW-Konzern Synergie-Effekte.

    "Ein wesentlicher Einsparungsfaktor wird natürlich auch die Reduzierung der Materialkosten sein. Zwei Drittel bis drei Viertel des Umsatzes eines LKW sind Materialkosten. Da ist ein ganz erheblicher Hebel gegeben aufgrund der sehr guten Arbeit, die schon seit einem Jahr gemacht wird."

    Bisher allerdings sind die Einsparungen noch gering. Man brauche Geduld, sagt der MAN-Chef – um dann eine ganz andere Einsparung anzukündigen: Die Dividende der MAN-Aktie soll von 2,30 Euro auf einen Euro sinken.