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Gewinnwarnung
Dieselgate kostet Daimler weitere Milliarden

Eigentlich sollen Diesel sauberer werden nach einem Softwareupdate, bei Mercedes etwa. Doch nun zeigt sich bei Messungen: Der Stickoxidausstoß sinkt nicht, er steigt. Das berichten mehrere Medien heute. Klar ist, der Dieselskandal ist noch nicht abgehakt, und die Rechnung dafür wird länger.

Von Mischa Ehrhardt | 22.01.2020
Der Auspuff eines Smart Diesels Stuttgart (Baden-Württemberg), im Hintergrund ist ein Mercedes-Stern zu sehen.
Der Vorwurf der Manipulation der Abgasreinigung kostet Daimler weitere Milliarden. (dpa picture alliance Marijan Murat)
1,1 bis 1,5 Milliarden wird Daimler wegen der Folgen des Dieselskandals noch einmal zurückstellen. Schon im vergangenen Jahr hat der Konzern für die laufenden behördlichen und gerichtlichen Verfahren 1,6 Milliarden Euro auf die hohe Kante legen müssen. Damit wird der operative Gewinn in diesem Jahr voraussichtlich zwischen 4 und 4,5 Milliarden Euro liegen und sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als halbiert haben. "Das war jetzt sicherlich in dem Quartal nicht zu erwarten, dass jetzt nochmal für den Dieselskandal und möglicherweise andere Rechtsstreitigkeiten Rückstellungen gebildet werden", sagt Branchenanalyst Tim Schuldt von der Wertpapierhandelsbank Pareto.
Nötig sind diese Rückstellungen offenbar, weil in Ländern wie den USA hohe Straf- oder Vergleichszahlungen drohen. "Und die Frage, die man sich man dann stellt: Ist das Thema vielleicht damit jetzt erledigt? Dann kann man das sogar positiv sehen, weil man dann eben das Damoklesschwert dieser Strafen vom Tisch hätte. Es kann aber natürlich auch sein, dass es noch weitere Strafen aus Ländern gibt, die man vielleicht gar nicht so auf der Agenda hatte. Von daher bleibt es ein bisschen offen, wie man das bewerten muss".
Daimler-Chef Källenius senkt zum dritten Mal die Gewinnprognose
Genauere Erklärungen wird Daimler vermutlich am 11. Februar bei der Vorlage der endgültigen Zahlen und der Bilanz liefern. Es ist das dritte Mal seit Antritt des neuen Daimler Chefs Ola Källenius, dass Daimler seine Gewinnerwartungen zusammenstreichen muss. Der Konzern befindet sich in einer Krise. Im November hatte Källenius angekündigt, bis 2022 die Personalkosten um 1,4 Milliarden Euro senken zu wollen. Dem Sparprogramm werden weltweit 10.000 Stellen zum Opfer fallen. Gleichzeitig müssen Autobauer wie Daimler auf neue Antriebstechniken umstellen und sich technologisch auch in anderen Feldern wie dem automatischen Fahren für die Zukunft fit machen.
"Daimler hat sicherlich in den letzten Jahren den Rückstand, den man bei der Elektromobilität, natürlich gegenüber dem großen Konkurrenten Tesla, aber auch gegenüber den heimischen Konkurrenten hat, ein bisschen aufgeholt. Nichtsdestotrotz stehen sie immer noch ganz am Anfang der Entwicklung. Dieses Jahr werden wir den Lackmustest sehen, denn dieses Jahr haben wir das erste Jahr, in dem tatsächlich Strafen drohen, wenn man seine CO2-Ziele nicht einhält", meint Tim Schuldt.
ZDF: Nach Software-Updates mehr Stickoxid
Problematisch ist auch, dass Daimler der Dieselskandal immer wieder einholt. So hat das ZDF-Magazin "Frontal 21" herausgefunden, dass manche der betroffenen Mercedes-Fahrzeuge nach Software-Updates im Straßenverkehr nicht weniger Stickoxide ausstoßen, sondern in manchen Fällen sogar mehr. "Alles, was da an Störfeuer reinkommt bei diesem großen Herausforderungen, ist natürlich schädlich.
Rechtlich muss man sehen, dass bislang die Autoindustrie das, was von der Politik vorgegeben wurde, erfüllt hat. Andererseits: Wenn diese Grenzwerte in der Praxis von Instituten als nicht realistisch eingeschätzt werden, dann bleibt das Thema auf der Agenda und ist damit auch schädlich für das Image zumindest der Dieselfahrzeuge, die im Bestand unterwegs sind", sagt Eric Heymann, Autobranchenexperte bei der Deutschen Bank.