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Gier oder Vernunft?

An den Aktienmärkten konnte man vor einigen Jahren beobachten, wie die Preise für Aktien von Anlegern weit über jedes vernünftige Maß nach oben getrieben wurden. Mittlerweile ist etwas Ähnliches an den Rohstoffmärkten passiert und auch an manchen Immobilienmärkten. Die Banken buhlen mit Researchberichten über Gold oder Öl um die Gunst der Anleger, auch Weizen, Zucker und dergleichen mehr werden als Spekulationsobjekt gepriesen - nur die Tulpen, die vor mehr als 300 Jahren Börsen ins Wanken und die Spekulation in Verruf brachten, sind noch nicht wieder aufgetaucht.

Von Stefan Schmid |
    Die Triebfeder hinter der Spekulation ist die Gier der Menschen, schnell und ohne Arbeit viel Geld zu machen.

    André Kostolany hat uns diese Weisheit hinterlassen. Öl, Gold, Silber - all diese Rohstoffe sind in den letzten Jahren deutlich teurer geworden: Der Preis für die US-Ölsorte WTI lag 2004 im Durchschnitt bei 40 US-Dollar, in 2006 schon über 70 Dollar. Der Preis für eine Unze Gold lag 2004 noch bei 400 Dollar, in diesem Jahr ging es schon mal über die 700 Dollar-Grenze. Auch die Preise für Silber und Kupfer haben sich in zwei Jahren ungefähr verdoppelt. Erst in den letzten Wochen waren nach dem mehrjährigen Aufwärtstrend bei vielen Metallpreisen auch wieder mal größere Preisrückgänge zu beobachten - doch das Preisniveau ist immer noch sehr hoch. Preise sind in einer Marktwirtschaft wichtige Signale: Steigende Preise signalisieren Knappheit. Aber gilt das auch für die gewaltigen Preissprünge bei Öl, Gold und Co, die an den Rohstoffbörsen in London und New York ermittelt werden? Oder sind diese Preissignale in manchen Zeiten verzerrt? Professor Claudia Kemfert, Energiefachfrau am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin:

    " Der Ölpreis von 60 Dollar pro Barrel, den wir im Jahr 2005 gesehen haben, ist kein fairer Marktpreis, denn Angebot an Öl ist genügend vorhanden auf dem Weltmarkt, wir haben zwar Nachfragesteigerungen speziell im asiatischen Raum beobachtet, nichts desto trotz ist der Preis viel zu hoch, wir könnten einen Marktpreis von 30 Dollar pro Barrel erwirken, hier spielen Spekulationen eine große Rolle. "

    Ähnlich argumentiert auch Karin Kneissl. Sie hat in ihrem Buch "Der Energiepoker" die Hintergründe des Ölgeschäftes analysiert:

    " Die Tatsache, dass genügend Rohöl auf dem Weltmarkt sei, würde ich unterschreiben. Aber Faktum ist, dass ab dem Moment, ab dem sich Termingeschäfte vom Produktbereich in den Rohölbereich hineinbewegt haben, Öl einfach immer stärker zum Spekulationsobjekt geworden ist, das heißt die Preise steigen auch dann, wenn sich physisch am Markt nichts wesentlich geändert hat."

    Fragt sich nur, warum Öl und viele andere Rohstoffe in den letzten Jahren zum Spekulationsobjekt geworden sind. Denn Anleger und Spekulanten schließen ja nicht aus Jux und Tollerei riskante Wetten auf Rohstoffpreise ab. Ihr Kalkül lautet:

    Spekulieren ist experimentieren mit dem Zufall.

    Michael Heise, Chefvolkswirt des Allianz-Konzerns, sieht eine Ursache der Rohstoffrallye im billigen Geld, mit dem viele Notenbanken die Finanzmärkte in den vergangenen Jahren geflutet haben, bis sie langsam begannen, die überflüssige Geldmenge wieder abzuschöpfen:

    " Die amerikanische Zinspolitik hat ja auch auf andere Notenbanken gewirkt, und eben in Asien dazu beigetragen, dass die Notenbanken genau so expansiv gefahren sind, auch die europäische Zentralbank ist viele Jahre expansiv gewesen jetzt, im Endeffekt sind sehr große Finanzmittel in die Märkte hineingeschwemmt worden, die ihre Anlage gesucht haben in verschiedenen Marktsegmenten, überall stellen wir diese kräftigen Preissteigerungen fest, die eben mit dieser hohen Liquidität zusammen hängen."

    So meldete die Süddeutsche Zeitung noch am 13.Mai 2006:

    Allein die Vereinigten Staaten, Herausgeber der Weltreservewährung Nummer Eins, haben seit den Terroranschlägen im September 2001 die Dollar-Geldmenge um knapp 40 Prozent auf gute 10 Billionen Dollar erhöht - eine Steigerungsrate, die etwa doppelt so hoch ist wie das ausgewiesen Wirtschaftswachstum in dieser Zeit.

    Geld ist weltweit immer noch überreichlich vorhanden, das bestätigt auch Jochen Hitzfeld. Er verfasst für die HVB Gruppe in München seit eineinhalb Jahren regelmäßig einen Rohstoffreport namens "Commodity Outlook":

    " Die Liquidität international ist sehr hoch einzuschätzen. Wir haben 7, 8 Jahre hinter uns, in denen die Liquidität sehr viel stärker gewachsen ist als das Bruttoinlandsprodukt. Die internationalen Zentralbanken haben den Markt mit sehr viel Liquidität versorgt. . Sie müssen hier an die Krisensituationen denken, 1987 der Börsenkrach, 1990 der Irak-Kuwait-Krieg, 1994 der Bond-Market-Crash und zuletzt das Platzen der Aktienblase. In all diesen Fällen hat die Zentralbank die Liquidität erhöht und die Zinsen gesenkt. Und diese Überliquidität schwappt eben nun je nach Möglichkeit in die verschiedenen Asset-Märkte."

    Auf der Suche nach lukrativen Geldanlagen - neudeutsch "Assets" - entdeckten die Manager der großen Geldtöpfe auch den Rohstoff Öl als potentielle Goldader. Denn mit dem globalen Wirtschaftsaufschwung schrumpften die Möglichkeiten, bei Versorgungsengpässen rasch zusätzliches Rohöl in den Markt zu pumpen - und enge Märkte bieten Anlegern große Gewinnchancen. Hitzfeld:

    " Die Nachfrage der Schwellenländer, und hier ist insbesondere China und Indien zu nennen, steigt seit Jahren mit sehr großen Zuwachsraten. Wir hatten 2004 eine Zuwachsrate, die war so stark wie 1976 nicht mehr, also seit fast 30 Jahren, und hier waren die Kapazitäten nicht darauf eingestellt, das heißt die freien Kapazitäten sind sehr stark gesunken, und das macht den Preis anfällig für Förderausfälle."

    Auch die Wahrscheinlichkeit von Förderausfällen hat zugenommen. Immer mehr Öldorados sind politische Wackelkandidaten, gleichzeitig ist die Terrorgefahr größer geworden. Ölexpertin Karin Kneissl:

    " Ab dem Moment, ab dem man aber die Termingeschäfte auch in Richtung Rohöl geschickt hat, wo man versucht sich abzusichern, zu hedgen, vor allem was geopolitische Unvorhersehbarkeiten anbelangt, wird der Preis stärker auch zum Objekt einer Spekulation."

    Die Ölnotierungen an den Terminmärkten, aber auch die Aktienkurse der Rohstoffkonzerne reagieren damit bei steigender Tendenz viel schneller und viel stärker auf kleinste politische Erschütterungen. Ein idealer Tummelplatz für geschickte Finanzjongleure, die sich billigst Geld borgen können. Kneissl:

    " Eine andere Geschichte ist, dass die Ölfirmen, die im schmutzigen Geschäft des Rohöls tätig sind, die sich die Hände dreckig machen müssen bei dieser Arbeit, dass diese immer stärker von Investmentbanken abhängig sind, die sich eingekauft haben, man nennt das im Erdölbusiness die so genannten "Wallstreet-Refiners", das sind also die "Refiners", die in den entsprechenden Büros an der Wallstreet sitzen können und nicht wirklich das physische, das schmutzige Erdölgeschäft übernehmen müssen, und da ist meines Erachtens auch eine Schere, die sich aufgemacht hat, zwischen denen die im Business sind und denen die das Business beeinflussen, indem sie entsprechende Aktienanteile halten."

    So wuchs in den letzten Jahren, angefüttert durch die globale Geldsuppe, langsam der Einfluss der Finanzwelt auf das Geschäft mit Öl. Banker, Broker und Börsianer leben aber nicht vom physischen Handel mit dem Rohstoff. Sondern vom Handel mit Finanzprodukten und von Finanzdienstleistungen. Die Ertragsquelle "Aktie" war nach dem Aktiencrash im Jahr 2000 versiegt. Es galt also, neue Geschäftsfelder für das viele frische Geld zu erschließen, das die Zentralbanken in Umlauf brachten. Claudia Kemfert, Energieexpertin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung:

    " Seit dem Zusammenbruch der neuen Ökonomie hat man beobachtet, dass an den Finanzmärkten gezielt an Rohstoffen gehandelt wird, dies betrifft auch den Ölpreis, die Gewinnmargen sind hier relativ hoch, das ist für Anleger attraktiv sich hier am Markt zu betätigen und auch Gewinne abzuschöpfen."

    Ähnliches steht in einer Broschüre der niederländischen Großbank ABN Amro zum Thema "Rohstoffe - die wiederentdeckte Anlageklasse":

    "Der Start ins neue Jahrhundert gestaltete sich für die Aktienmärkte turbulent. Aktien gingen auf Talfahrt und Anleihen brachten nur geringe Renditen bei einem niedrigen Zinsumfeld. Aus diesem Grund entdeckten immer mehr Investoren alternative Anlageklassen, die auch in Krisenzeiten Erträge abwerfen können. Rohstoffe, die in den vergangenen Jahren ansehnliche Renditen brachten, gewannen dadurch deutlich an Bedeutung."

    Bei den Anlegern - die angesichts der steigenden Preise ohnehin schon hellhörig waren - kamen und kommen solche Argumente gut an:

    " Ich habe erst mal mit Aktien angefangen vor etlichen Jahren, bin aber sukzessive auch in den Rohstoffbereich rüber gegangen, der sich seit einem Jahr gewichtet hat. Das heißt von den Aktien einen gewissen Teil weg mehr zu den Rohstoffen hin. Weil die Chancen bei den Rohstoffen sah ich größer."

    Das Angebot an Rohstoffanlagen und die Nachfrage danach schaukeln sich also gegenseitig hoch, die Preise klettern mit. Mike Michal von der Derivate-Börse Euwax, die zur Börse Stuttgart gehört:

    " Es haben sich gewisse Trendmärkte herauskristallisiert und immer wenn sich irgendwo ein Trend bildet und man relativ zügig feststellt, ja an der Börse kann ich mit einem geeigneten Produkt, wenn ich einen Trendmarkt hab, in relativ kurzer Zeit viel Geld verdienen, dann ist natürlich auch das Interesse groß, und das ist auch der Grund, warum die Emittenten sich sehr stark auf diesen Bereich "Rohstoffe" konzentriert haben, weil sie einfach merken, wir haben einen Trendmarkt, und die privaten und auch die institutionellen Anleger sind sehr stark interessiert an diesem Markt. Wir sind der Handelplatz vor allem für den Bereich "verbriefte Derivate, Zertifikate", und da ist es so, dass das Interesse der institutionellen Investoren, aber auch der privaten Investoren auf dem Bereich Rohstoffe sehr stark seit eineinhalb Jahren, angestiegen ist. Das hat zur Folge, dass die Anzahl der Produkte in diesem Zertifikate-Bereich in den vergangenen Jahren auch exorbitant angestiegen ist."

    Zertifikate beziehen sich auf Terminkontrakte, die an den Rohstoffbörsen vor allem in New York und London gehandelt werden. Mit Zertifikaten können Anleger bequem in der Heimat spekulieren. Die Anbieter der Zertifikate übertragen das gebündelte Geschäft gegen Entgelt an die ausländischen Terminbörsen. Gerne bieten sie für einen zusätzlichen Obolus noch weitere Dienstleistungen an: so laufen Termingeschäfte zu einem bestimmten Zeitpunkt aus, die Anleger müssten ihr Geld umschichten - Open-End-Zertifikate erlauben das Spekulieren ohne diese Terminzwänge. Und Rohstoffe werden nicht in Euro gehandelt, sondern in Dollar - so genannte Quanto-Zertifikate bieten Schutz vor Wechselkursverlusten. Auch der Abschluss dieser und anderer Finanzwetten ist viel einfacher geworden. Joachim Hitzfeld:

    " Speziell in Deutschland hat sich eine eigene Welt gebildet, aus Zertifikaten und Mini-Long-Future-Kontrakten, also allerlei Konstruktionen die die Finanzwelt dem Anleger anbietet um an Rohstoffen zu partizipieren. Und das ist für mich auch ein ganz zentraler Unterschied zu den 70er-Jahren wo sie wirklich einen Broker-Account eröffnen mussten, wo Sie ihre Futures-Geschäftsfähigkeit nachweisen mussten, das hat alles verschiedene administrative und finanzielle Hürden mit sich gebracht, und ich denke in den 70er-Jahren war die Spekulation mit Rohstoffen mit Sicherheit nicht jedermanns Sache. Heute können Sie über diese Vielzahl von Zertifikaten und Produkten die es gibt, problemlos an der Entwicklung von Rohstoffen partizipieren, und Sie können sie auch sehr schnell über einen Online-Broker-Account kaufen und verkaufen."

    Die eben angesprochenen Mini-Futures heißen so, weil auch Kleinanleger damit ein großes Rad drehen können. So steht in der Informationsbroschüre der ABN Amro:

    "In den Mini-Future ist ein Kredit eingebaut. Dadurch verringert sich der Kapitaleinsatz für Investoren. Anleger können daher mit Mini-Futures bei niedrigem Kapitaleinsatz viel Geld bewegen. Daraus resultiert der Hebel dieser Produkte."

    Der den Gewinn nach oben katapultieren soll. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Unten, im Kleingedruckten kann man entziffern:

    "Die Hebelwirkung bei Mini-Future-Zertifikaten bedingt, dass Sie bezogen auf Ihr eingesetztes Kapital prozentual wesentlich mehr verlieren können als mit einem direkten Investment in den unterliegenden Basiswert. Bei Mini-Futures besteht die erhöhte Gefahr eines Totalverlustes ihres Kapitaleinsatzes."

    Das uralte Gesetz, dass mit den Gewinnchancen auch das Verlustrisiko entsprechend zunimmt, lässt sich also doch nicht aushebeln. Trotzdem nutzen private Anleger immer öfter die vielen verlockenden Möglichkeiten, Geld in Rohstoffanlagen zu stecken. Und das ist nicht verwunderlich. Schließlich verdienten sie im Aufwärtstrend der Preise damit gutes Geld:

    " Ich war letztes Jahr schon auf dem Rohstoff- und Goldkongress und hab letztes Jahr auch schon ein paar Zertifikate gekauft und auch Gold gekauft, und es hat sich Gott sei Dank gut entwickelt.

    Ich bin zum Teil schon investiert und hab auch vor, es zu verstärken, und bin auf der Suche, wo rein, es gibt auch wieder verschiedenste Möglichkeiten, um hier die Richtige für mich herauszufinden."

    Rohstoff- & Goldkongress im Nobelhotel am Münchner Flughafen. Von Gier ist hier nichts zu spüren. Die zahlenden Gäste wirken nicht wie impulsive Zocker, sondern wie vernünftige Menschen, die ihre Gewinnchancen nüchtern abwägen.

    "Die Hausse nährt die Hausse."

    Diese uralte Börsenweisheit wurde auch im Rohstoffboom wieder einmal bestätigt: Bis zu den jüngsten Preiskorrekturen galt die Faustregel: Wer rechtzeitig auf den Preisexpress aufspringt und darauf achtet, auszusteigen, bevor ein Fahrgast oder der Schaffner die Notbremse zieht, der handelt zwar gierig, aber nicht unvernünftig.

    Nicht die Nachrichten machen die Kurse, sondern die Kurse machen die Nachrichten.

    " Ich denke, dadurch dass das Augenmerk der Investoren stärker auf den Rohstoffmarkt jetzt gerichtet ist, und auch dadurch dass die Zertifikate-Anbieter und Banken mehr Werbung machen, wird dieses Segment sicher nach wie vor stärker bespielt werden und das Interesse der Leute auch stärker darauf gerichtet werden."

    So könnte also weiter spekulatives Geld in diese Rohstoffe fließen. Viele Spekulanten sind zwar nach der jüngsten Welle von Gewinnmitnahmen und den damit verbundenen Preisrückschlägen vorsichtiger geworden. Aber viele Banken empfehlen ihren Kunden jetzt, die niedrigeren Preise zum günstigen Einstieg zu nutzen. Neben Öl, Gold, Silber und anderen Metallen rücken nun auch die exotischen Agrar-Rohstoffe in den Focus der Anleger. Die entsprechenden Zertifikate sind schon gebacken. "Inflation" und "Emerging Markets" waren jedenfalls die großen Themen auf dem Rohstoffkongress:

    " Ich denke halt, dass das Thema der Geldmengenausweitung möglicherweise zu einer stärkeren Inflation führen wird. Und auch das Thema, dass die "Emerging Markets" mehr Bedarf an Rohstoffen haben. Ich hab dann auch ein Buch gelesen wo es um das Thema Gold und Währung gegangen ist, da ist mir dann zum ersten Mal der Gedanke gekommen, dass man sich mit Gold und Rohstoffen beschäftigen muss, um das Thema Inflationsschutz zu betrachten."

    "Emerging Markets" - hinter diesem Zauberwort steht die These, dass der Rohstoffhunger des aufstrebenden Riesen China zwangsläufig die Preise vieler Rohstoffe nach oben treiben wird. Doch das ist eine Rechnung mit vielen Unbekannten. So ist Gold zum Beispiel nicht wirklich knapp, die Zentralbanken haben genug davon in ihren Schatzkammern, ohne es zu brauchen:

    " Die Bundesbank und ihr Vorstand entscheiden jeden Herbst des Jahres neu, zu Beginn des jeweiligen Abkommenjahres, ob und in welchem Umfang wir Goldverkäufe tätigen werden. Die Entscheidung über Art und Umfang der Währungsreserven treffen wir autonom."

    Bei hohen Goldpreisen könnte Bundesbankpräsident Axel Weber also schnell auf die Idee kommen, Kasse zu machen. Beim Silber droht diese Gefahr zwar nicht. Aber der Markt ist so eng, dass extreme Preisstürze nie auszuschließen sind. Mike Michal von der Euwax:

    " Wir hatten an der Börse Stuttgart den Silberspotpreis in Echtzeit von Reuters, der ist so schnell gefallen, dass das System nicht die Möglichkeit hatte, im Sekundentakt den Preis zu aktualisieren. Und das war oft einfach den Anlegern nicht bewusst, in was für einem Markt sie eigentlich engagiert sind. Weil sie in der Regel nur einen Trend kennen, die Anleger liegen schon ein gutes Stück vorne, und sie denken halt, es wird immer so weiter gehen, aber was schon schnell durch getriebene Nachfrage steigen kann, kann auch genauso schnell wieder sehr rapide fallen."

    Und das war in den letzten Wochen auch schon zu beobachten - grade bei Edel- und Industriemetallen. Die Anleger sind nervös geworden, weil die Notenbanken den drastischen Preisauftrieb beim Öl und bei anderen Rohstoffen nicht mehr länger hinnehmen. Die US-Notenbank hat ihren Leitzins in vielen kleinen Schritten schon verdoppelt, um den Geldpegel abzusenken. Und auch die Europäische Zentralbank hat Ende 2005 begonnen, Kredite zu verteuern. Die inflationäre Geldflut wird also abgeschöpft. Damit fehlt den Finanzmärkten vielleicht bald der billige Treibstoff für die Rohstoffrallye. Gleichzeitig bremsen höhere Zinsen die Weltkonjunktur - und damit auch den Rohstoffhunger. Niemand weiß wirklich, ob die jüngsten Preiseinbrüche nur ein Ausrutscher waren, oder ob damit die Trendumkehr eingeläutet wurde. Aber die Luft für Zocker ist dünner geworden, Vorsicht wird immer wichtiger, Gier wird immer gefährlicher bei der Spekulation an den Rohstoffbörsen. Das passende Bonmot dazu lautet übrigens:

    Ob long, ob short, das Geld ist fort.