Archiv

Nordsee
Gift aus Munitionsresten gefährdet Leben im Wasser

Gifte aus Munitionsresten in Schiffswracks bedrohen das Ökosystem der Nordsee. Laut aktuellen Forschungsergebnissen besteht für den Menschen keine Gefahr - noch nicht.

    Ein versenkter Munitionsrest liegt in der Kolberger Heide am Ausgang der Kieler Förde in der Ostsee.
    Versenkte Munition in der Ostsee (Forschungstauchzentrum CAU Kiel/dpa)
    Ergebnisse eines internationalen Forschungsprojektes unter dem Titel "North Sea Wrecks" (Wracks in der Nordsee) zeigen, dass verrottende Weltkriegsmunition allmählich Giftstoffe im Meerwasser freisetzt. Durch rostende Munitionshülsen werde beispielsweise der krebserregende Sprengstoff TNT freigesetzt, hieß es auf einem Symposium in Bremerhaven. Schon in geringen Konzentrationen schädige er Organismen wie Fische, Muscheln, Krebse und Würmer. Über die Nahrungskette könnten die Gifte in Zukunft auch den Menschen erreichen.
    Zurzeit könne man das, was in Supermärkten aus der Nord- und Ostsee angeboten werden, noch bedenkenlos essen, sagte der Umwelttoxikologe Maser aus Kiel. Das könne sich allerdings in Zukunft ändern. Die Organismen in der See würden nachweislich geschädigt, weil sie ein Leben lang den Giftstoffen ausgesetzt seien.
    Auf dem Meeresboden allein von Nord- und Ostsee liegen nach Schätzungen von Fachleuten bis zu 1,6 Millionen Tonnen an Munitionsresten der beiden Weltkriege wie Granaten, Torpedos, Minen und Bomben. In der gesamten Nordsee gebe es geschätzt mindestens 1.000 Wracks mit Munition an Bord. Die Bundesregierung stellt bis 2025 100 Millionen Euro für die Munitionsbergung zur Verfügung, der Bau einer Bergungsplattform in der Ostsee ist geplant.