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Gift in Boden und Trinkwasser

Oft genug werden durch den Abbau von Gold sowohl der Boden in der Region als auch das Trinkwasser deutlich belastet oder gar vergiftet. Der Abbau ist ein heftiger Eingriff in die Natur. Auch in Griechenland gibt es seit einigen Wochen Proteste gegen ein Bergwerk zum Goldabbau.

Von Marianthi Milona | 15.02.2010
    "Es darf nicht in einer sauren Umgebung sein, weil dann wird daraus Blausäure, also dieses Gift. Man muss schauen, dass es in einer basischen Umgebung bleibt und das ist es, da wo wir es benutzen. Und sie behaupten immer wieder, dass wir Zyanitnatrium benutzen. Aber man braucht es in diesem Vorkommen überhaupt nicht!"

    Wem soll man Glauben schenken, fragen sich die Einwohner von Halkidiki, im Norden von Griechenland? Dem Pressesprecher des Großunternehmens, Kostas Geourgantzis oder Giorgos Triandafyllidis, Chemie-Wissenschaftler an der Uni von Thessaloniki. Dieser vertritt eine ganz andere Ansicht:

    ""Hellas Gold" hat ein gigantisches Unterfangen geplant, um Gold und Kupfer auf Halkidiki abzubauen. Dazu soll ein trichterförmiges Loch entstehen, 1200 Meter im Durchmesser und 500 Meter tief. Damit das passiert muss das Trinkwasser der gesamten Region abgesaugt werden. Weil das Unternehmen aber weiß, dass wir keine Zyanitlaugung zur Weiterverarbeitung der Metalle wünschen, behaupten sie einfach, sie würden kein Zyanit verwenden. Das Ganze kann auch gar nicht ohne das Zyanitlaugung-Verfahren geschehen. Deshalb lautet meine Botschaft: Uns kann niemand mehr an der Nase herumführen. Wir werden alles tun, damit sie keine Genehmigung zum Abbau erhalten."

    Giorgos Triandafyllidis hat in letzter Zeit alle Hände voll zu tun. Wegen der Bergbaupläne von "Hellas Gold", dem Tochterunternehmen von "European Gold Fields", einer mächtigen anglo-kanadischen Investmentgruppe. Über die zu erwartenden Umweltschäden, möchte er der Bevölkerung mit Rat und Tat zur Seite stehen. Der Wissenschaftler muss im Gespräch mit den Betroffenen immer wieder feststellen, wie ahnungslos die Meisten sind. Auf Ignoranz stößt er in den Ortschaften Megali Panagia und Stratoni, weil dort die meisten Familien noch heute von der gut bezahlten Arbeit in den Schächten leben. Für den Lokalpolitiker von Megali Panagia, Lazaros Toskas, ist es wichtig, dass seine Landsleute verstehen lernen, dass der lukrative Job ihr Leben kosten kann:

    "Viele zahlten dafür mit ihren Leben. Weil ihre Lungen voll mit Metallstaub angereichert waren. Die zweite Generation erkrankte dann auch an Krebs, da sie die Abgase der Maschinen in den Schächten einatmen mussten. Ich will es mal so sagen: Unsere Großväter wurden bei uns nicht alt. Die meisten starben mit Mitte Fünfzig. Die gute Bezahlung war einfach verführerisch. Sie verdienten dreimal so viel wie ein Lehrer."

    Der Pressesprecher von "Hellas Gold", Kostas Georgantzis, blickt dagegen optimistisch in die Zukunft. Die Sorgen der Bevölkerung teilen er und seine Mitarbeiter durchaus. Doch er vertraut den positiven Studien seiner Umweltabteilung und hofft dass der griechische Staat doch noch die Genehmigung zum Gold- und Kupferabbau erteilen wird. Allein die Steuereinnahmen, die sich Griechenland durch ein Investitionsvolumen der "Hellas Gold" in Höhe von eine Milliarde Euro verspricht, seien nicht zu unterschätzen, betont er:

    "Der Plan zeigt eine wunderbare, grüne Gegend. Sehr viel Wald. Und was er noch zeigt sind die beiden Orte, wo wir eingreifen, wo die Rohstoffe sich befinden. Da gibt es Gold und Kupfer, sehr große Vorräte. Circa 3,9 Millionen Unzen. Wenn man das umrechnet sind das circa 125 Tonnen Gold."

    Die Investmentgruppe "Hellas Gold" besitzt die Lizenz zur Förderung von Gold und Kupfer, nicht aber den Grundbesitz. Deshalb muss der griechische Staat immer mitentscheiden, ob die Lizenz wirksam wird oder nicht. Die Menschen auf Halkidiki aber fürchten, dass der griechische Staat gar nicht weiß, auf was er sich einlässt. Und sie stellen allein mit den Problemen, die von Hellas Gold verursacht werden. Da ist es nicht gleich, ob am Ende Gold oder Gift in ihrem Boden zurückbleibt.