"Wir laufen jetzt unter dem Grad der Zugspitze entlang. Und links neben uns ist die Zugspitz-Nordwand, die hier vier-, fünfhundert Meter relativ steil nach Österreich hin abfällt."
Vor mehr als 70 Jahren wurde ein Stollen durch den fast 3.000 Meter hohen Gipfel getrieben. Für Skifahrer aus Österreich. Damit auch sie die Pisten auf deutscher Seite nutzen konnten.
"Also, man merkt jetzt schon den Nebel, der uns entgegenkommt. Der rührt auch daher, dass jetzt auch ab hier die Temperatur deutlich runtergeht im Gang."
"Und ab hier ist nämlich auch die Wand wirklich gefroren."
Anstelle von Ski-Touristen kämpfen sich heute Forscher durch den dusteren Bergstollen, ausgerüstet mit Schutzhelm und Stirnlampe. Unter ihnen Michael Krautblatter und Sarah Verleysdonk, beide Wissenschaftliche Mitarbeiter am Geographischen Institut der Universität Bonn. Für sie ist der Zugspitz-Gipfel ein ideales Freiland-Labor. Dort gibt es noch Felspartien, die das ganze Jahr über unter dem Gefrierpunkt liegen. Man spricht von Permafrost. Taut er auf, wird das Gestein instabil – es drohen Felsabbrüche.
In dem Zugspitz-Stollen konnten die Bonner Geografen erfolgreich eine neue Messmethode erproben. Mit ihr lässt sich die Temperatur von potentiell bröckeligem Permafrost-Fels genau ermitteln. Und zwar ohne dass man das Gestein anbohren muss. In einem Geo-Fachjournal beschreiben Krautblatter, Verleysdonk und weitere Kollegen das Verfahren jetzt im Detail. Es gibt Parallelen zur Computertomografie in der Medizin:
"Eine Hirn-Tomografie detektiert zum Beispiel einen Tumor in einem Gehirn. Der wird dann in einer anderen Farbe markiert. Und das Gleiche machen wir mit Felsen. Wir machen Tomografien. Wir würden alle gerne in den Fels hineinsehen. Aber wir können nicht ganz mit unseren Augen hineinsehen. Und das Auge oder die Brille, die wir nutzen, ist die Leitfähigkeit von Gestein. Und die verändert sich sehr stark, sobald der Fels gefriert."
Solange winzige Hohlräume im Gestein mit Eis gefüllt sind, ist die elektrische Leitfähigkeit gering. Sobald das Eis aber taut, steigt sie an. Denn im Schmelzwasser können sich geladene Teilchen nun frei bewegen.
"Das piepsende Gerät, das ist eigentlich das Herzstück unserer Messung. Das ist die Geo-Elektrik. Die ist mit zwei Kabeln verbunden. Und diese Kabel hängen an 40 verschiedenen Elektroden. Jede Elektrode ist eine Schraube im Fels. Und wir können praktisch an jeder Elektrode Strom anlegen und zu einer anderen führen. Und durch diese Kombination der ganzen Elektroden können wir den gesamten Fels unter Strom setzen, in immer anderen Konfigurationen. Und eben sehen: Wo ist gefrorener Fels, und wo ist nicht gefrorener Fels."
"Das ermöglicht uns, ungefähr 30 Meter tief in den Fels hineinzugucken."
Noch ist die Geo-Tomographie in einem Entwicklungsstadium. Aber prinzipiell kann sich Michael Krautblatter vorstellen, sie als Frühwarnsystem für Felsstürze einzusetzen. Das soll auch in Kürze geschehen. Im Kaunertal in Österreich, wo sich Felsabbrüche häufen, planen die Bonner Geografen ein automatisches Dauerbeobachtungs-Programm mit täglichen Messungen.
Aber auch auf der Zugspitze wollen sie weiterhin Daten aufnehmen, wenigstens einmal pro Monat. In Gipfelhöhe ist es heute fast ein Grad wärmer als noch vor drei, vier Jahrzehnten. Im Hitzesommer 2003 gab es gleich zweimal größere Felsstürze. Solche Ereignisse dürften zunehmen, wenn die Temperaturen weiter steigen und den Permafrost noch stärker zurückdrängen. Damit rechnet auch einer der weltweit erfahrensten Eis-Forscher, der Zürcher Glaziologe Wilfried Haeberli:
"Wärmere Berge sind auch weniger sichere Berge. Also, langfristig ist die Prognose für alle Hochgebirgsgipfel der Berge nicht so günstig."
"'Feierabend?' 'Feierabend!' 'Müssen wir runter?' 'Ja, Drei Uhr Gondel.'"
Vor mehr als 70 Jahren wurde ein Stollen durch den fast 3.000 Meter hohen Gipfel getrieben. Für Skifahrer aus Österreich. Damit auch sie die Pisten auf deutscher Seite nutzen konnten.
"Also, man merkt jetzt schon den Nebel, der uns entgegenkommt. Der rührt auch daher, dass jetzt auch ab hier die Temperatur deutlich runtergeht im Gang."
"Und ab hier ist nämlich auch die Wand wirklich gefroren."
Anstelle von Ski-Touristen kämpfen sich heute Forscher durch den dusteren Bergstollen, ausgerüstet mit Schutzhelm und Stirnlampe. Unter ihnen Michael Krautblatter und Sarah Verleysdonk, beide Wissenschaftliche Mitarbeiter am Geographischen Institut der Universität Bonn. Für sie ist der Zugspitz-Gipfel ein ideales Freiland-Labor. Dort gibt es noch Felspartien, die das ganze Jahr über unter dem Gefrierpunkt liegen. Man spricht von Permafrost. Taut er auf, wird das Gestein instabil – es drohen Felsabbrüche.
In dem Zugspitz-Stollen konnten die Bonner Geografen erfolgreich eine neue Messmethode erproben. Mit ihr lässt sich die Temperatur von potentiell bröckeligem Permafrost-Fels genau ermitteln. Und zwar ohne dass man das Gestein anbohren muss. In einem Geo-Fachjournal beschreiben Krautblatter, Verleysdonk und weitere Kollegen das Verfahren jetzt im Detail. Es gibt Parallelen zur Computertomografie in der Medizin:
"Eine Hirn-Tomografie detektiert zum Beispiel einen Tumor in einem Gehirn. Der wird dann in einer anderen Farbe markiert. Und das Gleiche machen wir mit Felsen. Wir machen Tomografien. Wir würden alle gerne in den Fels hineinsehen. Aber wir können nicht ganz mit unseren Augen hineinsehen. Und das Auge oder die Brille, die wir nutzen, ist die Leitfähigkeit von Gestein. Und die verändert sich sehr stark, sobald der Fels gefriert."
Solange winzige Hohlräume im Gestein mit Eis gefüllt sind, ist die elektrische Leitfähigkeit gering. Sobald das Eis aber taut, steigt sie an. Denn im Schmelzwasser können sich geladene Teilchen nun frei bewegen.
"Das piepsende Gerät, das ist eigentlich das Herzstück unserer Messung. Das ist die Geo-Elektrik. Die ist mit zwei Kabeln verbunden. Und diese Kabel hängen an 40 verschiedenen Elektroden. Jede Elektrode ist eine Schraube im Fels. Und wir können praktisch an jeder Elektrode Strom anlegen und zu einer anderen führen. Und durch diese Kombination der ganzen Elektroden können wir den gesamten Fels unter Strom setzen, in immer anderen Konfigurationen. Und eben sehen: Wo ist gefrorener Fels, und wo ist nicht gefrorener Fels."
"Das ermöglicht uns, ungefähr 30 Meter tief in den Fels hineinzugucken."
Noch ist die Geo-Tomographie in einem Entwicklungsstadium. Aber prinzipiell kann sich Michael Krautblatter vorstellen, sie als Frühwarnsystem für Felsstürze einzusetzen. Das soll auch in Kürze geschehen. Im Kaunertal in Österreich, wo sich Felsabbrüche häufen, planen die Bonner Geografen ein automatisches Dauerbeobachtungs-Programm mit täglichen Messungen.
Aber auch auf der Zugspitze wollen sie weiterhin Daten aufnehmen, wenigstens einmal pro Monat. In Gipfelhöhe ist es heute fast ein Grad wärmer als noch vor drei, vier Jahrzehnten. Im Hitzesommer 2003 gab es gleich zweimal größere Felsstürze. Solche Ereignisse dürften zunehmen, wenn die Temperaturen weiter steigen und den Permafrost noch stärker zurückdrängen. Damit rechnet auch einer der weltweit erfahrensten Eis-Forscher, der Zürcher Glaziologe Wilfried Haeberli:
"Wärmere Berge sind auch weniger sichere Berge. Also, langfristig ist die Prognose für alle Hochgebirgsgipfel der Berge nicht so günstig."
"'Feierabend?' 'Feierabend!' 'Müssen wir runter?' 'Ja, Drei Uhr Gondel.'"