
Blatt reagierte damit auf eine Äußerung von Bundeskanzler Merz, wonach bei der anstehenden Reform des Gesundheitssystems auch über das Leistungsniveau der Krankenkassen gesprochen werden müsse. Die ebenfalls innerhalb der Union aufgekommene Forderung, die Gesamtzahl der Kassen zu reduzieren, wies Blatt als "politisches Armutszeugnis" zurück. Weniger Krankenkassen hätten nach wie vor 75 Millionen Versicherte zu betreuen, betonte der GKV-Chef. Eine Reduzierung ändere nichts am Kernproblem, dass in Deutschland Milliardenbeträge bei der Versorgung fehlten.
Der Verband sieht den Bund in der Pflicht, die Kosten für die gesundheitliche Versorgung von Bürgergeld-Empfängern vollständig zu tragen. Es sei gesetzlich geregelt, dass der Staat die Kosten übernehme und nicht der Beitragszahler, betonte GKV-Chef Blatt. Er kritisierte, dass stattdessen die Krankenkassen die Kosten in Höhe von zehn Milliarden Euro alleine tragen würden – ohne Erstattung.
Die Krankenkassen kritisieren schon länger, dass der Bund zwar die Beiträge zahlt für Bürgergeldempfänger - diese seien jedoch mit 133 Euro pro Monat viel zu niedrig angesetzt. Diese Summe deckt laut den Krankenkassen nur ein Drittel der tatsächlichen Kosten.
Blatt: Mehr Eigenvorsorge für Pflege
Blatt plädierte zudem für eine höhere Eigenvorsorge der Versicherten für die Pflege. Eine solidarisch finanzierte Versicherung könne zumindest das Gröbste abfedern. Darüber hinaus komme man an mehr Eigenverantwortung durch die Versicherten aber nicht vorbei. Eine Vollversicherung wie sie etwa Gewerkschaften und Sozialverbände forderten lehnt Blatt als "nicht vertretbar" ab.
Blatt appellierte zudem an die Bundesregierung, mit einer angemessenen Kostenübernahme und Rückerstattung der Corona-Auslagen für eine Stabilisierung der Pflegekassen zu sorgen. Die in Aussicht gestellten Darlehen für das laufende und das kommende Jahr würden die vorhandenen Finanzierungsprobleme nur in die Zukunft verschieben.
In diesem Jahr erwartet die Pflegeversicherung ein Minus von 166 Millionen Euro. Bund und Länder haben angekündigt, bis zum Jahresende Vorschläge für eine grundlegende Reform des Pflegesystems zu entwickeln.
Diese Nachricht wurde am 20.07.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.