"Es gibt da Befürchtungen. Wenn zum Beispiel Schlanke nur mit Schlanken sprechen, und Dicke nur mit Dicken, dann erreichen Gesundheitsinformationen, die bei den Schlanken bekannt sind, die Dicken nicht. Einfach weil ihnen die richtigen Verbindungen fehlen."
Gleich und Gleich gesellt sich gerne, weiß der Volksmund und das gilt auch fürs Internet, so der Wirtschaftswissenschaftler Marko van der Leij von der Universität Amsterdam. Für die Zeitschrift Science hat er einen Artikel kommentiert, der diese Vermutung wissenschaftlich testet. Und zwar nicht in künstlichen Laborsituationen, sondern mit ganz normalen Web-Nutzern, die gar nicht wissen, dass sie an einem Experiment teilnehmen. Um sie sozusagen anzulocken, konstruierte Dr. Damon Centola vom MIT, dem Massachusetts Institute of Technology, eigenes eine Webseite.
Bei "GetFit", werde fit, bewerten die Nutzer andere medizinische Seiten. Gesundheitsbewusste, versprach die Werbung, können sich so gegenseitig auf "verborgene Schätze" des Internets aufmerksam machen. Das Angebot interessierte viele Menschen und so entstand ein eigenes soziales Netzwerk. Was die Nutzer nicht ahnten: Hinter den Kulissen bestimmte Damon Centola, wer mit wem kommunizierte. Bei der Anmeldung bekam jeder GetFit-Teilnehmer sechs "Health Buddies" zugewiesen, sechs Gesundheitskumpel. Der MIT-Forscher konstruierte dabei mehrere Gruppen, die sich nur in der Struktur ihrer Freundschaftsbeziehungen unterschieden. Mal waren die völlig zufällig, mal sorgte Damon Centola dafür, dass sich die Health Buddies in Alter, Geschlecht und Körperfülle ähnelten. In diesen Gruppen sprachen also tatsächlich Dicke bevorzugt mit Dicken. Den Startschuss für das Experiment gab jeweils ein schlanker Mitarbeiter des MIT, der seinen Health Buddies ein Online-Abnehm-Tagebuch empfahl. Im Verlauf von sieben Wochen konnte sich die Neuigkeit dann unter den Augen von Damon Centola verbreiten. Was er herausfand, verblüffte Marco van der Leij.
"Die ursprüngliche Erwartung hat sich nicht bestätigt. Das Abnehm-Tagebuch verbreitete sich schneller, wenn ähnliche Leute verknüpft waren. Es ist also tatsächlich gut, Dicke mit Dicken zu vernetzen."
Auch wenn ähnliche Personen bevorzugt miteinander kommunizieren, sind ihre Netzwerke nicht völlig abgeschottet. Selbst wenn eine Information, wie die vom Abnehm-Tagebuch, erst einmal den Schlanken präsentiert wird, erreicht sie letztlich auch die Gruppe der Dicken. Und dann beginnt ein bekannter psychologischer Effekt zu wirken: Menschen lassen sich eher von ähnlichen Personen überzeugen.
"Ähnlichkeit führt zu Vertrauen. Deshalb verbreitet sich eine Gesundheitsinformation viel schneller, wenn Dicke eher mit Dicken und Schlanke eher mit Schlanken verknüpft sind. Es gibt vielleicht eine kleine Verzögerung, bis die Nachricht die Gruppe der Fülligen erreicht. Aber wenn erst ein paar Dicke mit dem Abnehm-Tagebuch anfangen, dann verbreitet es sich viel schneller unter den anderen Übergewichtigen."
Netzwerke von Gleichgesinnten verbreiten Nachrichten besonders schnell, der Effekt der Abschottung spielt dagegen nur eine kleine Rolle. Das dürfte im Übrigen nicht nur für hilfreiche Abnehm-Tagebücher gelten, sondern ebenso auch für frei erfundene Wunderdiäten. Wer im Internet Gesundheitsaufklärung betreiben will, sollte jedenfalls nicht nur nackte Fakten präsentieren, sondern auch ein soziales Netzwerk auf der Webseite anbieten. Klingt vielleicht nicht überraschend, ist jetzt aber wissenschaftlich belegt.
Und noch etwas zeigt die Arbeit vom MIT: Für Soziologen tritt dank des Internets das Experiment gleichberechtigt neben Beobachtung und Analyse. Beim surfen muss man künftig auf der Hut sein: Vielleicht dient eine attraktive Webseite nur dem Anlocken von Versuchskaninchen.
Gleich und Gleich gesellt sich gerne, weiß der Volksmund und das gilt auch fürs Internet, so der Wirtschaftswissenschaftler Marko van der Leij von der Universität Amsterdam. Für die Zeitschrift Science hat er einen Artikel kommentiert, der diese Vermutung wissenschaftlich testet. Und zwar nicht in künstlichen Laborsituationen, sondern mit ganz normalen Web-Nutzern, die gar nicht wissen, dass sie an einem Experiment teilnehmen. Um sie sozusagen anzulocken, konstruierte Dr. Damon Centola vom MIT, dem Massachusetts Institute of Technology, eigenes eine Webseite.
Bei "GetFit", werde fit, bewerten die Nutzer andere medizinische Seiten. Gesundheitsbewusste, versprach die Werbung, können sich so gegenseitig auf "verborgene Schätze" des Internets aufmerksam machen. Das Angebot interessierte viele Menschen und so entstand ein eigenes soziales Netzwerk. Was die Nutzer nicht ahnten: Hinter den Kulissen bestimmte Damon Centola, wer mit wem kommunizierte. Bei der Anmeldung bekam jeder GetFit-Teilnehmer sechs "Health Buddies" zugewiesen, sechs Gesundheitskumpel. Der MIT-Forscher konstruierte dabei mehrere Gruppen, die sich nur in der Struktur ihrer Freundschaftsbeziehungen unterschieden. Mal waren die völlig zufällig, mal sorgte Damon Centola dafür, dass sich die Health Buddies in Alter, Geschlecht und Körperfülle ähnelten. In diesen Gruppen sprachen also tatsächlich Dicke bevorzugt mit Dicken. Den Startschuss für das Experiment gab jeweils ein schlanker Mitarbeiter des MIT, der seinen Health Buddies ein Online-Abnehm-Tagebuch empfahl. Im Verlauf von sieben Wochen konnte sich die Neuigkeit dann unter den Augen von Damon Centola verbreiten. Was er herausfand, verblüffte Marco van der Leij.
"Die ursprüngliche Erwartung hat sich nicht bestätigt. Das Abnehm-Tagebuch verbreitete sich schneller, wenn ähnliche Leute verknüpft waren. Es ist also tatsächlich gut, Dicke mit Dicken zu vernetzen."
Auch wenn ähnliche Personen bevorzugt miteinander kommunizieren, sind ihre Netzwerke nicht völlig abgeschottet. Selbst wenn eine Information, wie die vom Abnehm-Tagebuch, erst einmal den Schlanken präsentiert wird, erreicht sie letztlich auch die Gruppe der Dicken. Und dann beginnt ein bekannter psychologischer Effekt zu wirken: Menschen lassen sich eher von ähnlichen Personen überzeugen.
"Ähnlichkeit führt zu Vertrauen. Deshalb verbreitet sich eine Gesundheitsinformation viel schneller, wenn Dicke eher mit Dicken und Schlanke eher mit Schlanken verknüpft sind. Es gibt vielleicht eine kleine Verzögerung, bis die Nachricht die Gruppe der Fülligen erreicht. Aber wenn erst ein paar Dicke mit dem Abnehm-Tagebuch anfangen, dann verbreitet es sich viel schneller unter den anderen Übergewichtigen."
Netzwerke von Gleichgesinnten verbreiten Nachrichten besonders schnell, der Effekt der Abschottung spielt dagegen nur eine kleine Rolle. Das dürfte im Übrigen nicht nur für hilfreiche Abnehm-Tagebücher gelten, sondern ebenso auch für frei erfundene Wunderdiäten. Wer im Internet Gesundheitsaufklärung betreiben will, sollte jedenfalls nicht nur nackte Fakten präsentieren, sondern auch ein soziales Netzwerk auf der Webseite anbieten. Klingt vielleicht nicht überraschend, ist jetzt aber wissenschaftlich belegt.
Und noch etwas zeigt die Arbeit vom MIT: Für Soziologen tritt dank des Internets das Experiment gleichberechtigt neben Beobachtung und Analyse. Beim surfen muss man künftig auf der Hut sein: Vielleicht dient eine attraktive Webseite nur dem Anlocken von Versuchskaninchen.