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Gleichzeitig Wärme und Strom erzeugen

Hinter dem Begriff Kraft-Wärme-Kopplung, kurz KWK verbergen sich Heizkraftwerke, die zugleich Strom und Heizwärme produzieren und deshalb als umweltfreundlich gelten. Diese Art der Energieerzeugung müsste angesichts der Klimadiskussion ein Renner sein. Schließlich verschwendet die Kraft-Wärme-Kopplung weniger Energie als Großanlagen. Aber von einer sprunghaft steigenden Nachfrage ist nichts zu sehen. Was ist denn der Grund für das doch eher schleppende Geschäft?

Von Dieter Nürnberger |
    Da gibt es wohl recht verschiedene Gründe. Zum einem, das wurde hier auf der Tagung deutlich, gibt es derzeit ja immer noch ein recht preiswertes Strompreisniveau aufgrund des Einsatzes von längst abgeschriebenen Großkraftwerken – und angesichts dieser Konkurrenz, vor allem fossiler und atomarer Energieträger, hat es diese alternative und hierzulande auch noch recht junge Kraft-Wärme-Kopplung natürlich etwas schwerer. Das zweite ist: Es handelt sich ja um eine Energiegewinnung, die eher dezentral angesiedelt ist, somit also auch um ein strukturelles Problem. Und drittens stehen auch erstmal recht hohe Anfangsinvestitionen an, gerade weil die Versorgungsstruktur nicht entsprechend ist. Auf der politischen Ebene ist es bekanntlich auch nicht immer so einfach – zwar ist die Einsicht einer Notwendigkeit für mehr Energieeffizienz sicherlich vorhanden. Aber allein das Beispiel Europa zeigt, wie schwierig eine Umsetzung ist. Es gibt da bereits eine Kraft-Wärme-Kopplungs-Richtlinie, eine Energieeffizienz-Richtlinie ist derzeit in den Beratungen. Mechthild Rothe sitzt für die SPD im Europaparlament. Sie berichtete heute Vormittag von der Uneinigkeit, diese Richtlinie voranzubringen.

    "Das Problem ist folgendes: Das war bei der KWK-Richtlinie so, das gleiche bei Biotreibstoffen und auch den erneuerbaren Energien. Es gibt im Rat immer zwei Gruppen. Die eine Gruppe lehnt verbindliche Ziele ab, aus Angst sie eventuell nicht zu erreichen. Die andere Gruppe ist vielleicht noch größer – die sagen: Wir lassen uns doch von Brüssel verbindlich nichts vorschrieben. Andererseits: Großbritannien hat beispielsweise verbindliche Ziele für die Energieeffizienz im eigenen Land – nur wollen sie dennoch keine Zielvorgabe aus Brüssel. "

    Doch immerhin: Deutschland will nun – so steht es im Koalitionsvertrag von Union und SPD – die Energieeffizienz generell verbessern. Man hat vor, den Richtwert bis 2020 im Vergleich zu 1990 zu verdoppeln. Vorbilder in Europa sind hier Dänemark, Finnland und auch die Niederlande, denn hier beträgt der Anteil der Kraft-Wärme-Kopplung zwischen 35 und 50 Prozent. Doch trotz dieser Positiv-Beispiele ist Brüssel bei der Energieeffizienz derzeit uneins. Gegen besseres Wissen, sagt die EU-Abgeordnete Rothe.

    "Es ist eigentlich die größte Energieressource, die wir haben. Wenn wir wissen, dass 20 bis 30 Prozent ein wirtschaftlich berechenbares Einsparziel ist – ohne Verlust an Komfort – dann werden Energiekosten von 60 Milliarden Euro eingespart. Wir erlauben uns dennoch, abhängig von Energieimporten zu werden. Gleichzeitig lassen wir diese Einsparpotentiale in einer skandalösen Art und Weise liegen. Deshalb ist auch die kommende Richtlinie so richtig. "

    Kraft-Wärme-Kopplung nutzt ja die eingesetzte Energie viel besser aus als andere Kraftwerke. Dort wird ja Energie verschleudert, die Verluste liegen bei über 60 Prozent. Bei KWK-Anlagen nur um die 12 Prozent, weil man die Abwärme gleich mit nutzt. In Deutschland gibt es ja nun auch seit geraumer Zeit ein reformiertes Energierecht. Auch dies verschafft der Kraft-Wärme-Kopplung bessere Voraussetzungen, sagt Wilko Meinhold, er ist Rechtsanwalt und auf solche Fragen spezialisiert.

    "Gerade Energieeffizienz ist da eines der Kriterien. Das ist ja auch für die Kraft-Wärme-Kopplung wichtig. Das spielt im neuen Gesetz eine Rolle. Umweltverträglichkeit als Kriterium gab es ja bisher schon. Nun hat also auch die Aufnahme von KWK-Strom Vorrang. Deswegen besteht eine Verpflichtung der Netzbetreiber mit dem Anlagenbetreiber zu kooperieren. Ihm also die Möglichkeit zu geben, seinen erzeugten Strom aufzunehmen. Ein weiterer Punkt: Bei der Planung des Verteilernetzausbaus sind die Netzbetreiber verpflichtet, Möglichkeiten der Energieeffizienz und der Nachfragesteuerung mit zu berücksichtigen. Sie müssen also in diesen Fällen auch prüfen, ob es dezentrale Möglichkeiten mit KWK-Anlagen zu Stromerzeugung gibt. "

    Somit verbessern sich zumindest die Zugangschancen zum Markt. Aber viele andere Hemmnisse gilt es noch zu beseitigen. "Die Energieeffizienz ist die vergessene Säule der Nachhaltigkeit", hieß es deshalb heute etwas bedauernd in Berlin. Das heißt: Es wäre längst viel mehr möglich als man mit der Technik heutzutage auch wirklich umsetzt.