Ein Bergmann hat 1881 bei der Suche nach Phosphorhit hier eine Höhle angeschlagen und hat die auch beschrieben, dass man die Kirche vom Dorf reinstellen könnte und hat auch gesagt, hier führten Gänge weg, die waren so groß, dass Pferdefuhrwerke durchfahren konnten.
"Er selbst ist in diese Höhle nicht gegangen. Das war ihm auch ein bisschen unheimlich, hat das nur so erzählt. Und erst 1906, 1907 hat man es wieder aufgegriffen und hat jetzt hier nach dieser Höhle gesucht, hat diese Höhle noch mal vermessen: 30 Meter hoch, 65 Meter lang und... 35 Meter breit. Und erst 1973 hat man die Suche nach dieser jetzt mittlerweile sagenumwogenen Polsterhöhle aufgenommen. Ich kann es schon vorwegnehmen: Diese Polsterhöhle wurde bis heute nicht gefunden. Fünf Höhlen schon, aber es ist nachgewiesen, dass die Polsterhöhle nicht dabei ist."
Herr Polster ist der damalige Bergrat, der 1908 das Gutachten erstellte. Er machte einen Kostenvoranschlag, wie die Höhle für Besucher zugänglich zu machen sei, immerhin für damalige stolze 900 Mark. Die Stadt Weilburg wollte sich mit 30 Mark beteiligen. Das war der Bergwerksgesellschaft zu wenig. Sie ließ die Gänge wieder zuschütten, um keine Pacht an den Grundeigentümer zahlen zu müssen.
Das blieb eben liegen, bis wir dann 1974 einen Verein gründeten, damals, Initiator des Ganzen ist ein damaliger Studienassessor Karl Heinz Schröder, der das aufgriff und sich zum Ziel setzte, diese Höhle wieder zu finden. Und das Ergebnis haben wir heute, dass wir Deutschlands höchste Schauhöhle gefunden haben, die Kristallhöhle und die einzige Höhle in Deutschland mit Kalzit Kristallen mit Tropfstein besetzt. Das ist also einmalig, das ist ein reiner Zufall, ein Glücksfall, eine Höhle zu finden, von der vorher niemand was wusste. Unser Ziel ist natürlich noch weiterhin, diese Polsterhöhle zu finden.
...Deutschlands höchste Schauhöhle. Dort oben sehen Sie ein 54 Meter hohes Wetterbohrloch. Wenn Sie vom Parkplatz aus auf der Straße zurückfahren, sehen Sie auf der linken Seite in 150 Meter Entfernung eine Art Schornstein mit einem pilzförmigen Dach. Das ist hier genau über uns, und dann wissen Sie, wo Sie unter der Erde gewesen sind. Ich starte jetzt zunächst einmal die Lichtschau, damit Sie sich hier alles in Ruhe anschauen können. ....Huuuuu
"Wir sind im Bergbaumuseum..."
Edelgart Küpper, Stadtführerin
"... eigentlich in einem Gebäude, was ursprünglich aus der Barockzeit stammt, was Verwaltungsgebäude war, und wir gehen jetzt unter Tage, nämlich unter das Niveau des Schlossplatzes, wo es schon immer große Gewölbe gegeben hat, und in diesem Gewölbe hat man den so genannten tiefen Stollen, ein Bergbaumuseum aufgebaut. Wir gehen jetzt also direkt als ob wir unter Tage gingen in einen Stollen, und man hat auch das Gefühl, sich unter Tage zu befinden. ... Ja, der Eisenerzbergbau in unserer Region ist schon sehr, sehr alt..."
ergänzt der Geschäftsführer Marketing Knut Rehn...
"...zunächst wurde im Tagebau Eisenerz abgebaut, aber in den letzten Jahrhunderten dann auch unter Tage. Im Lahn-Dill-Gebiet gab es in dieser Zeit mehr als hundert Eisenerzgruben, die aber dann bis Mitte der 60er Jahr geschlossen wurden, weil der Eisenerzbergbau in Afrika und Schweden günstigere Produkte lieferte als die hier gewonnen. Also es gibt selbst noch in den direkten Vorfahren die Großväter, Urgroßväter unserer Mitbewohner hier waren alle noch im Bergbau tätig, richtige Bergmänner unter Tage morgens eingefahren und mittags ausgefahren, kleine Landwirtschaft daneben. Das ist eigentlich die Tradition unserer Region."
Diese Maschine ist eine so genannte Trommelfördermaschine und diente dazu, den Förderkorb zu bewegen...
Ralf Trierhaus, Museumsmitarbeiter und Maschinenführer
"Jetzt wird der Förderkorb nach unter Tage zur ersten Sole abgefahren. Nun befindet sich der Förderkorb an der ersten Sole, wenn Bergleute mit hereingefahren sind, steigen die aus, oder aber jetzt wird Material in den Förderkorb, Eisenerz, eingeladen, und dann kommt das entsprechend nächste Signal hier, den Förderkorb nach "über Tage" hoch zufördern. Und nun geht’s bergauf."
Kupper: "Aber hier sieht man sehr schön das Gewölbe. Bevor dieser tiefe Stollen hier eingerichtet wurde, waren das ja hier zur Residenzzeit Wirtschaftsräume. Hier haben die Handwerker gearbeitet, hier waren die Geschäfte, man ging praktisch von dem Hof her, von dem Wirtschaftshof, in diese Gewölbe, und hier wurde alles fertig gestellt und angeboten, was zum täglichen Bedarf bei Hofe notwendig war. Und das hat sich natürlich angeboten, diese Gewölbe zu nutzen für diesen Schaustollen."
Rehn: "Wenn wir hier rauskommen, sind wir wieder am Fuß von der Treppe, die wir hochgekommen sind. Das ist das Schöne an dem Schaustollen, wir sind unter Tage, aber die ein bisschen klaustrophobisch veranlagt sind, müssen sich hier nicht so grämen, weil im Prinzip sind wir ebenerdig."
...und in unmittelbarer Nähe des Schlosses.
"Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir sind hier, wo der Turm ist, das ist unser Standort. Wir sehen hier die Vier-Flügel-Anlage auf diesem Modell mit den Erweiterungsbauten aus der Zeit um 1700. Um 900 stand hier an diesem Platz ein Kastell, ein fränkisches Kastell nach römischer Bauart. Hier in Weilburg starb ja König Konrad der Jüngere, der letzte Franke aus dem Geschlecht Karl des Großen."
Er war Graf des Lahngaus, zeitweilig auch des Hessengaus und wahrscheinlich auch des Königssondergaus um Wiesbaden. Sein Vater hatte 906 die Führung der Franken erkämpft. Konrad der Jüngere wurde 911 in Forchheim von den Mächtigen deutschen Stammesherzögen zum König von Ostfranken gewählt. Er gilt als erster deutscher König.
"Im 14. Jahrhundert wurde hier an dieser Stelle eine mittelalterliche Burg gebaut und Weilburg bekam eine Stadtmauer. Dann im 16.Jahrhundert begann eine Neugestaltung des Stadt- und Kirchenbereiches. In Weilburg wurde ein Schloss gebaut. ... begonnen unter dem Regent der Reformation und 1572 als Vier-Flügel-Anlage im Stil der nordeuropäischen Renaissance fertiggestellt."
Die Bischöfe von Worms holten nach Weilburg die Grafen von Laurenburg-Nassau und setzten sie hier als Erbvögte ein. Die Bischöfe von Worms haben schlecht gewirtschaftet. Sie haben einen Teil nach dem anderen verpfändet und im Jahre 1292 war es König Adolf von Nassau, der Weilburg kaufte. Ab dann gab es, wenn Sie so wollen, Nassau-Weilburg.
Das Image der schlecht wirtschaftenden Bischöfe wirkt bis heute - nur wird es den Nassauern angedichtet:
Kupper: "Genau das wird uns untergejubelt: Nassauern, auf Kosten anderer leben. Das ist unser Image. Dabei war das nämlich ganz, ganz anders: Zu klein für eine eigene Universität spendierte der Fürst einen Freitisch in Göttingen an der Universität. Und dort haben natürlich nicht nur die Nassauer studiert sondern die anderen auch, und die haben gesagt, gehen wir zu den Nassauern, da kostet es nichts, da futtern wir uns durch. Das waren die Nassauer, die Schnorrer, und nicht unsere Vorfahren. Und das wird uns heute immer noch in die Schuhe geschoben."
Mit den Nassauern erhielt Weilburg das Stadtrecht. Die Fürsten gönnten sich standesgemäß das Schloss.
"Wir sind hier in der Schlossküche. Hier wurde für den Hof gekocht, für die Gäste gekocht. Hier haben etwa acht bis zehn Leute gearbeitet ohne diejenigen, die der Küche zugearbeitet haben. Der Küchenchef hatte eine sehr hohe Verantwortung. Er gehörte zu den bestbezahlten am Hof, verdiente drei Mal mehr als der Leibarzt beispielsweise, also auf der Gehaltsliste stand nur noch der Kanzleidirektor vor ihm."
Speisesaal und Festsaal - für mich und jeden Besucher eigentlich immer wieder der schönste Raum im Schloss, hier gibt es nichts, was dem Auge wehtut. Er ist hell, freundlich, streng, symmetrisch, trotzdem harmonisch. Wir sehen hier die lange Tafel, etwa 16 Meter. Und was wir hier sehen ist die französische Tafeleindeckung: wunderschönes Tafelsilber. Das ist das Service à la francaise und es gibt das service à la russe, also die französische oder russische Tafeleindeckung. Hier bei der französischen Tafeleindeckung sehen wir ja, es steht alles auf dem Tisch: Schalen Saussiers und Platten und Terrinen usw. Das Essen kam aus der Küche hier auf die Tafel, wurde vom Personal auf den Teller getan. Der Wein steht nicht auf dem Tisch. Wir sehen keine Gläser auf der Tafel. Die Gläser stehen im Abseits, wollte man ein Glas Wein haben, hat man es bestellt. Es wurde gereicht und in einem Zug ausgetrunken und kam dann wieder weg.
Nicht in jedem Punkt folgten die Nassauer dem französischen Vorbild.
Kupper: "Im Schloss gibt es etwas ganz besonderes, nämlich ein Badezimmer, eine Badewanne aus schwarzem Marmor, die 1711 eingebaut worden ist. Ich sag’ die Jahreszahl so bewusst. Es war die Zeit Ludwig XIV., wo man sich gar nicht so heftig gewaschen hat. Man hat ja eher Puder genommen und ein bisschen Parfum. Und der Sonnenkönig soll gesagt haben, sich einmal im Jahr zu baden, ist mehr als genug. Und hier wurde ein Badezimmer eingebaut. Wenn man das Schloss besichtigt, kann man sich das anschauen. Das hatte einen besonderen Grund: Das Wasser normalerweise war ja mit Bakterien versetzt und hier in Weilburg, im Weilburger Schloss, hatte man fließendes klares Wasser."
"”Wir stehen hier im oberen Teil des Weilburger Schlossgartens, und zwar vor der oberen Orangerie…""
Katarina Brunsing, Gärtnermeisterin
"Hier im Schlossgarten gibt es zwei Orangerien, einmal die untere, einmal die obere Orangerie. Das hat der Julius Ludwig Rothweil in einer genialen Weise erbauen lassen, diese halbrunde Orangerie. Man wollte so viel Gartenraum wie möglich haben, und das hat er wirklich ganz toll geschaffen. Wenn man sich das vorstellt, diese 27 Flügeltüren zum Öffnen, da kann man sich vorstellen, dass man tolle Feste hier feiern konnte. Man hat ja diese obere Orangerie nicht als Überwinterungshaus gebaut sondern wirklich als Festsaal gebaut. An diesen Barockgärten ist ganz typisch, dass mit Sichtachsen gearbeitet worden ist. Die Hofgärtner und Lustgärtner und auch der Julius Ludwig Rothweil haben versucht hier Sichtachsen, Seitenachsen herzustellen, dass man einen Blick hat in die Landschaft, in Gebäude oder eine Bank oder ein Springbrunnen oder ein Wasserbecken. Das war ganz wichtig in der Barockzeit."
Sieben Terrassen umfasst der Schlossgarten. Die oberste bietet einen Blick auf die Stadt:
Rehn: "Wir stehen im Schlossgarten hoch über der Lahn. Die Innenstadt, dieser Felssporn, auf dem wir stehen, auf dem das Schloss steht, wird von der Lahn fast vollständig umschlossen. Wir sehen hier linkerhand den einzigen deutschen Schiffstunnel mit einer Doppelkammerschleuse, das heißt, man hat damals um den Eisenerztransport aus dem Lahn-Dill-Gebiet zum Rhein zu vereinfachen, dort einen Tunnel gegraben, Großherzog Adolf, 1847 wurde der Tunnel fertiggestellt, 186 Meter durch den Berg gestoßen, am Ende mit einer Doppelkammerschleuse versehen, die insgesamt neun Meter Höhenunterschied überbrückt. Daneben gibt es einen Eisenbahntunnel aus dem Jahre 1862 und rechts daneben, so etwa 50 Meter vom Eisenbahntunnel weg wurde im Jahre 2003, dann für das dritte Verkehrsmittel, die Autos, ebenfalls einen Tunnel durch den Berg gestochen."
Im Rahmen des Hessentags vor zwei Jahren gedachten die Weilburger dann auch mit einem Denkmal ihres wohl bedeutendsten Bürgers: des 1. deutschen König, Konrad I. Im Jahr 918 übergab er auf seinem Sterbebett die Macht an seinen schärfsten Widersacher, den Sachsenherzog Heinrich. Er schuf damit die Grundlage für ein einiges Deutsches Reich. Dieses von menschlicher Größe und staatsmännischem Weitblick zeugende Handeln ging als das "Weilburger Testament" in die Geschichte ein.
"Er selbst ist in diese Höhle nicht gegangen. Das war ihm auch ein bisschen unheimlich, hat das nur so erzählt. Und erst 1906, 1907 hat man es wieder aufgegriffen und hat jetzt hier nach dieser Höhle gesucht, hat diese Höhle noch mal vermessen: 30 Meter hoch, 65 Meter lang und... 35 Meter breit. Und erst 1973 hat man die Suche nach dieser jetzt mittlerweile sagenumwogenen Polsterhöhle aufgenommen. Ich kann es schon vorwegnehmen: Diese Polsterhöhle wurde bis heute nicht gefunden. Fünf Höhlen schon, aber es ist nachgewiesen, dass die Polsterhöhle nicht dabei ist."
Herr Polster ist der damalige Bergrat, der 1908 das Gutachten erstellte. Er machte einen Kostenvoranschlag, wie die Höhle für Besucher zugänglich zu machen sei, immerhin für damalige stolze 900 Mark. Die Stadt Weilburg wollte sich mit 30 Mark beteiligen. Das war der Bergwerksgesellschaft zu wenig. Sie ließ die Gänge wieder zuschütten, um keine Pacht an den Grundeigentümer zahlen zu müssen.
Das blieb eben liegen, bis wir dann 1974 einen Verein gründeten, damals, Initiator des Ganzen ist ein damaliger Studienassessor Karl Heinz Schröder, der das aufgriff und sich zum Ziel setzte, diese Höhle wieder zu finden. Und das Ergebnis haben wir heute, dass wir Deutschlands höchste Schauhöhle gefunden haben, die Kristallhöhle und die einzige Höhle in Deutschland mit Kalzit Kristallen mit Tropfstein besetzt. Das ist also einmalig, das ist ein reiner Zufall, ein Glücksfall, eine Höhle zu finden, von der vorher niemand was wusste. Unser Ziel ist natürlich noch weiterhin, diese Polsterhöhle zu finden.
...Deutschlands höchste Schauhöhle. Dort oben sehen Sie ein 54 Meter hohes Wetterbohrloch. Wenn Sie vom Parkplatz aus auf der Straße zurückfahren, sehen Sie auf der linken Seite in 150 Meter Entfernung eine Art Schornstein mit einem pilzförmigen Dach. Das ist hier genau über uns, und dann wissen Sie, wo Sie unter der Erde gewesen sind. Ich starte jetzt zunächst einmal die Lichtschau, damit Sie sich hier alles in Ruhe anschauen können. ....Huuuuu
"Wir sind im Bergbaumuseum..."
Edelgart Küpper, Stadtführerin
"... eigentlich in einem Gebäude, was ursprünglich aus der Barockzeit stammt, was Verwaltungsgebäude war, und wir gehen jetzt unter Tage, nämlich unter das Niveau des Schlossplatzes, wo es schon immer große Gewölbe gegeben hat, und in diesem Gewölbe hat man den so genannten tiefen Stollen, ein Bergbaumuseum aufgebaut. Wir gehen jetzt also direkt als ob wir unter Tage gingen in einen Stollen, und man hat auch das Gefühl, sich unter Tage zu befinden. ... Ja, der Eisenerzbergbau in unserer Region ist schon sehr, sehr alt..."
ergänzt der Geschäftsführer Marketing Knut Rehn...
"...zunächst wurde im Tagebau Eisenerz abgebaut, aber in den letzten Jahrhunderten dann auch unter Tage. Im Lahn-Dill-Gebiet gab es in dieser Zeit mehr als hundert Eisenerzgruben, die aber dann bis Mitte der 60er Jahr geschlossen wurden, weil der Eisenerzbergbau in Afrika und Schweden günstigere Produkte lieferte als die hier gewonnen. Also es gibt selbst noch in den direkten Vorfahren die Großväter, Urgroßväter unserer Mitbewohner hier waren alle noch im Bergbau tätig, richtige Bergmänner unter Tage morgens eingefahren und mittags ausgefahren, kleine Landwirtschaft daneben. Das ist eigentlich die Tradition unserer Region."
Diese Maschine ist eine so genannte Trommelfördermaschine und diente dazu, den Förderkorb zu bewegen...
Ralf Trierhaus, Museumsmitarbeiter und Maschinenführer
"Jetzt wird der Förderkorb nach unter Tage zur ersten Sole abgefahren. Nun befindet sich der Förderkorb an der ersten Sole, wenn Bergleute mit hereingefahren sind, steigen die aus, oder aber jetzt wird Material in den Förderkorb, Eisenerz, eingeladen, und dann kommt das entsprechend nächste Signal hier, den Förderkorb nach "über Tage" hoch zufördern. Und nun geht’s bergauf."
Kupper: "Aber hier sieht man sehr schön das Gewölbe. Bevor dieser tiefe Stollen hier eingerichtet wurde, waren das ja hier zur Residenzzeit Wirtschaftsräume. Hier haben die Handwerker gearbeitet, hier waren die Geschäfte, man ging praktisch von dem Hof her, von dem Wirtschaftshof, in diese Gewölbe, und hier wurde alles fertig gestellt und angeboten, was zum täglichen Bedarf bei Hofe notwendig war. Und das hat sich natürlich angeboten, diese Gewölbe zu nutzen für diesen Schaustollen."
Rehn: "Wenn wir hier rauskommen, sind wir wieder am Fuß von der Treppe, die wir hochgekommen sind. Das ist das Schöne an dem Schaustollen, wir sind unter Tage, aber die ein bisschen klaustrophobisch veranlagt sind, müssen sich hier nicht so grämen, weil im Prinzip sind wir ebenerdig."
...und in unmittelbarer Nähe des Schlosses.
"Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir sind hier, wo der Turm ist, das ist unser Standort. Wir sehen hier die Vier-Flügel-Anlage auf diesem Modell mit den Erweiterungsbauten aus der Zeit um 1700. Um 900 stand hier an diesem Platz ein Kastell, ein fränkisches Kastell nach römischer Bauart. Hier in Weilburg starb ja König Konrad der Jüngere, der letzte Franke aus dem Geschlecht Karl des Großen."
Er war Graf des Lahngaus, zeitweilig auch des Hessengaus und wahrscheinlich auch des Königssondergaus um Wiesbaden. Sein Vater hatte 906 die Führung der Franken erkämpft. Konrad der Jüngere wurde 911 in Forchheim von den Mächtigen deutschen Stammesherzögen zum König von Ostfranken gewählt. Er gilt als erster deutscher König.
"Im 14. Jahrhundert wurde hier an dieser Stelle eine mittelalterliche Burg gebaut und Weilburg bekam eine Stadtmauer. Dann im 16.Jahrhundert begann eine Neugestaltung des Stadt- und Kirchenbereiches. In Weilburg wurde ein Schloss gebaut. ... begonnen unter dem Regent der Reformation und 1572 als Vier-Flügel-Anlage im Stil der nordeuropäischen Renaissance fertiggestellt."
Die Bischöfe von Worms holten nach Weilburg die Grafen von Laurenburg-Nassau und setzten sie hier als Erbvögte ein. Die Bischöfe von Worms haben schlecht gewirtschaftet. Sie haben einen Teil nach dem anderen verpfändet und im Jahre 1292 war es König Adolf von Nassau, der Weilburg kaufte. Ab dann gab es, wenn Sie so wollen, Nassau-Weilburg.
Das Image der schlecht wirtschaftenden Bischöfe wirkt bis heute - nur wird es den Nassauern angedichtet:
Kupper: "Genau das wird uns untergejubelt: Nassauern, auf Kosten anderer leben. Das ist unser Image. Dabei war das nämlich ganz, ganz anders: Zu klein für eine eigene Universität spendierte der Fürst einen Freitisch in Göttingen an der Universität. Und dort haben natürlich nicht nur die Nassauer studiert sondern die anderen auch, und die haben gesagt, gehen wir zu den Nassauern, da kostet es nichts, da futtern wir uns durch. Das waren die Nassauer, die Schnorrer, und nicht unsere Vorfahren. Und das wird uns heute immer noch in die Schuhe geschoben."
Mit den Nassauern erhielt Weilburg das Stadtrecht. Die Fürsten gönnten sich standesgemäß das Schloss.
"Wir sind hier in der Schlossküche. Hier wurde für den Hof gekocht, für die Gäste gekocht. Hier haben etwa acht bis zehn Leute gearbeitet ohne diejenigen, die der Küche zugearbeitet haben. Der Küchenchef hatte eine sehr hohe Verantwortung. Er gehörte zu den bestbezahlten am Hof, verdiente drei Mal mehr als der Leibarzt beispielsweise, also auf der Gehaltsliste stand nur noch der Kanzleidirektor vor ihm."
Speisesaal und Festsaal - für mich und jeden Besucher eigentlich immer wieder der schönste Raum im Schloss, hier gibt es nichts, was dem Auge wehtut. Er ist hell, freundlich, streng, symmetrisch, trotzdem harmonisch. Wir sehen hier die lange Tafel, etwa 16 Meter. Und was wir hier sehen ist die französische Tafeleindeckung: wunderschönes Tafelsilber. Das ist das Service à la francaise und es gibt das service à la russe, also die französische oder russische Tafeleindeckung. Hier bei der französischen Tafeleindeckung sehen wir ja, es steht alles auf dem Tisch: Schalen Saussiers und Platten und Terrinen usw. Das Essen kam aus der Küche hier auf die Tafel, wurde vom Personal auf den Teller getan. Der Wein steht nicht auf dem Tisch. Wir sehen keine Gläser auf der Tafel. Die Gläser stehen im Abseits, wollte man ein Glas Wein haben, hat man es bestellt. Es wurde gereicht und in einem Zug ausgetrunken und kam dann wieder weg.
Nicht in jedem Punkt folgten die Nassauer dem französischen Vorbild.
Kupper: "Im Schloss gibt es etwas ganz besonderes, nämlich ein Badezimmer, eine Badewanne aus schwarzem Marmor, die 1711 eingebaut worden ist. Ich sag’ die Jahreszahl so bewusst. Es war die Zeit Ludwig XIV., wo man sich gar nicht so heftig gewaschen hat. Man hat ja eher Puder genommen und ein bisschen Parfum. Und der Sonnenkönig soll gesagt haben, sich einmal im Jahr zu baden, ist mehr als genug. Und hier wurde ein Badezimmer eingebaut. Wenn man das Schloss besichtigt, kann man sich das anschauen. Das hatte einen besonderen Grund: Das Wasser normalerweise war ja mit Bakterien versetzt und hier in Weilburg, im Weilburger Schloss, hatte man fließendes klares Wasser."
"”Wir stehen hier im oberen Teil des Weilburger Schlossgartens, und zwar vor der oberen Orangerie…""
Katarina Brunsing, Gärtnermeisterin
"Hier im Schlossgarten gibt es zwei Orangerien, einmal die untere, einmal die obere Orangerie. Das hat der Julius Ludwig Rothweil in einer genialen Weise erbauen lassen, diese halbrunde Orangerie. Man wollte so viel Gartenraum wie möglich haben, und das hat er wirklich ganz toll geschaffen. Wenn man sich das vorstellt, diese 27 Flügeltüren zum Öffnen, da kann man sich vorstellen, dass man tolle Feste hier feiern konnte. Man hat ja diese obere Orangerie nicht als Überwinterungshaus gebaut sondern wirklich als Festsaal gebaut. An diesen Barockgärten ist ganz typisch, dass mit Sichtachsen gearbeitet worden ist. Die Hofgärtner und Lustgärtner und auch der Julius Ludwig Rothweil haben versucht hier Sichtachsen, Seitenachsen herzustellen, dass man einen Blick hat in die Landschaft, in Gebäude oder eine Bank oder ein Springbrunnen oder ein Wasserbecken. Das war ganz wichtig in der Barockzeit."
Sieben Terrassen umfasst der Schlossgarten. Die oberste bietet einen Blick auf die Stadt:
Rehn: "Wir stehen im Schlossgarten hoch über der Lahn. Die Innenstadt, dieser Felssporn, auf dem wir stehen, auf dem das Schloss steht, wird von der Lahn fast vollständig umschlossen. Wir sehen hier linkerhand den einzigen deutschen Schiffstunnel mit einer Doppelkammerschleuse, das heißt, man hat damals um den Eisenerztransport aus dem Lahn-Dill-Gebiet zum Rhein zu vereinfachen, dort einen Tunnel gegraben, Großherzog Adolf, 1847 wurde der Tunnel fertiggestellt, 186 Meter durch den Berg gestoßen, am Ende mit einer Doppelkammerschleuse versehen, die insgesamt neun Meter Höhenunterschied überbrückt. Daneben gibt es einen Eisenbahntunnel aus dem Jahre 1862 und rechts daneben, so etwa 50 Meter vom Eisenbahntunnel weg wurde im Jahre 2003, dann für das dritte Verkehrsmittel, die Autos, ebenfalls einen Tunnel durch den Berg gestochen."
Im Rahmen des Hessentags vor zwei Jahren gedachten die Weilburger dann auch mit einem Denkmal ihres wohl bedeutendsten Bürgers: des 1. deutschen König, Konrad I. Im Jahr 918 übergab er auf seinem Sterbebett die Macht an seinen schärfsten Widersacher, den Sachsenherzog Heinrich. Er schuf damit die Grundlage für ein einiges Deutsches Reich. Dieses von menschlicher Größe und staatsmännischem Weitblick zeugende Handeln ging als das "Weilburger Testament" in die Geschichte ein.