In Südafrika wohnen wir in einem Studentenwohnheim, teilen ein Badezimmer mit 10-16 Leute, fast alle kommen aus afrikanische Länder. In Indien gab es Probleme mit dem Wetter. Es hat mir sehr viel gefallen. Alle anderen Leute in dem Programm sind jetzt meine besten Freunde.
Das Besondere in Delhi war - das absolute Chaos. Wie das Leben funktioniert, das war unglaublich spannend. Als wir ankamen, hatte es fünf Grad, man kommt in ein Wohnheimszimmer, Dusche, gab es gar nicht. Spülung mit einem Eimer Wasser, Stromausfälle, man kann sich kein warmes Wasser machen, das geht an die Grenzen der Belastbarkeit. Und dadurch waren es rückblickend die schönsten zwei Jahre in meinem Leben.
David Grimm, 24, kommt aus Massachusetts, USA. Sandra Stengel, 28, ist eine von nur fünf Deutschen, die es in den "Global-Studies"-Masterstudiengang geschafft haben. David hat sich um eine Stelle im UNO-Entwicklungshilfeprogramm in Indien beworben, Sandra beschäftigt sich bei Daimler-Chrysler in Stuttgart mit dem EU-Projekt "Neue Seidenstraße", dem Weltmarktzugang der zentralasiatischen Länder. Die anderen 30 Absolventen des ersten Jahrgangs kommen aus 18 Ländern, Iran, Rumänien, Korea, Brasilien, Afrika - und sind während ihres Studiums Globetrotter. Im ersten Semester studieren sie in Freiburg, das zweite in Südafrika, das dritte in Indien - und schließlich wieder in Freiburg, Unterrichtssprache ist Englisch. Zwischendurch machen sie Praktika und eigene Forschungsprojekte. Es ist ein Kulturschock, aus einem westlichen Land in ein indisches oder afrikanisches Studentenwohnheim zu kommen. Aber es hilft, Phänomene der Globalisierung von einer ganz anderen Warte zu verstehen:
Wenn man in Europa aufwächst, hat man das klassische europäische Weltbild: wir sind toll, wir erobern die Welt. Wenn man dorthin geht, merkt man, dass Europa dort auch sehr kritisch betrachtet wird, aus den Zeiten der Kolonialisierung. Eine sehr wertvolle Erfahrung, dieser Perspektivwechsel.
Die 30 Studienplätze des weltweit ersten Masterstudiengangs Global Studies auf drei Kontinenten sind hoch begehrt - fünfmal so viele Bewerber wie Plätze gab es. Dabei hat es seinen Preis: Die Studenten müssen alle Flüge selbst bezahlen. Einige müssen einen Kredit aufnehmen, manche erhalten ein Stipendium, manche waren wegen der Geldsorgen schon mal kurz vor dem Abbruch. Der Nationenmix des ersten Jahrgangs ist Teil der Ausbildung, er ist wie ein kleines Modell der globalisierten Welt - das führt manchmal auch zu Konflikten und Unterschieden in den Unterrichtsweisen:
Drei verschiedene Unis in den Ländern haben total andere Unterrichtsstile. Der Focus ist ganz anders. In Deutschland sehr theoretisch über Weber, Marx, Durkheim, all die berühmten Vertreter der Soziologie. In Afrika sind die Kurse praktisch. Wir haben mehr über bestimmte Dinge, die jetzt in Afrika und anderen Entwicklungsländer passiert, und auch wie die NGOs funktionieren. Und in Indien sind alle die es ist postkoloniale Soziologie, aber mit einem indischen Blick drauf.
Einer der Gründungsväter des Studiums, der Freiburger Dekan Hermann Schwengel, ist überzeugt, dass man diese Erfahrungen gemacht haben muss, um wirklich über Globalisierung sprechen zu können.
Es kann nicht mehr darum gehen, Globalisierung im Allgemeinen zu vermitteln, sondern runterzubrechen auf spezifische Problembereiche. Wer in Delhi, Freiburg, Durban studiert hat, gewinnt die Kompetenz, Sozialstrukturen vergleichen zu können, mit kultureller Verschiedenheit anderes umzugehen, als wenn er das ganze nur aus Büchern gelernt hätte. 25 Es werden in Südafrika Interviews in Nachbarschaftsprojekten gemacht, in der Stadt wie auf dem Lande, es wird die Folgen der Neugründung der Demokratie diskutiert, es gibt Zugang zu Diskussionskreisen, dasselbe passiert in Delhi. Das ist etwas, was nur vor Ort vermittelt werden kann. Wir sind mit dem 1. Jahrgang sehr zufrieden.
Ein Drittel der Studenten ist schon gar nicht mehr zur Verabschiedung gekommen - sie arbeiten bereits in NGOs, bei der Unesco oder in großen Unternehmen. Der Vizekanzler der Jawaharlal Nehru Universität Neu Delhi, Gopal Krishan Chadha, ist überzeugt, dass es sich bei den Global Studies um die Studienform der Zukunft handelt:
Studenten von heute müssen einen globalen Überblick haben, sie müssen international sein, um eine globale Vision zu entwickeln - das nationale Denken hat sich überlebt. Das gibt ihnen die Grundlage, um die sozialen, kulturellen, ökonomischen Realitäten der Globalisierung zu verstehen. Das geht weit über Soziologie hinaus. Globalisierung ist ein Phänomen, das praktisch alle Länder erfasst hat. Es ist die Herausforderung des Jahrhunderts, die weltweiten Realitäten und ihre Konsequenzen im Blick zu haben. Was in anderen Ländern passiert, hat eine Bedeutung für uns - und es ist nur logisch, das es endlich einen Studiengang gibt, der so eine Sichtweise lehrt.
Das Besondere in Delhi war - das absolute Chaos. Wie das Leben funktioniert, das war unglaublich spannend. Als wir ankamen, hatte es fünf Grad, man kommt in ein Wohnheimszimmer, Dusche, gab es gar nicht. Spülung mit einem Eimer Wasser, Stromausfälle, man kann sich kein warmes Wasser machen, das geht an die Grenzen der Belastbarkeit. Und dadurch waren es rückblickend die schönsten zwei Jahre in meinem Leben.
David Grimm, 24, kommt aus Massachusetts, USA. Sandra Stengel, 28, ist eine von nur fünf Deutschen, die es in den "Global-Studies"-Masterstudiengang geschafft haben. David hat sich um eine Stelle im UNO-Entwicklungshilfeprogramm in Indien beworben, Sandra beschäftigt sich bei Daimler-Chrysler in Stuttgart mit dem EU-Projekt "Neue Seidenstraße", dem Weltmarktzugang der zentralasiatischen Länder. Die anderen 30 Absolventen des ersten Jahrgangs kommen aus 18 Ländern, Iran, Rumänien, Korea, Brasilien, Afrika - und sind während ihres Studiums Globetrotter. Im ersten Semester studieren sie in Freiburg, das zweite in Südafrika, das dritte in Indien - und schließlich wieder in Freiburg, Unterrichtssprache ist Englisch. Zwischendurch machen sie Praktika und eigene Forschungsprojekte. Es ist ein Kulturschock, aus einem westlichen Land in ein indisches oder afrikanisches Studentenwohnheim zu kommen. Aber es hilft, Phänomene der Globalisierung von einer ganz anderen Warte zu verstehen:
Wenn man in Europa aufwächst, hat man das klassische europäische Weltbild: wir sind toll, wir erobern die Welt. Wenn man dorthin geht, merkt man, dass Europa dort auch sehr kritisch betrachtet wird, aus den Zeiten der Kolonialisierung. Eine sehr wertvolle Erfahrung, dieser Perspektivwechsel.
Die 30 Studienplätze des weltweit ersten Masterstudiengangs Global Studies auf drei Kontinenten sind hoch begehrt - fünfmal so viele Bewerber wie Plätze gab es. Dabei hat es seinen Preis: Die Studenten müssen alle Flüge selbst bezahlen. Einige müssen einen Kredit aufnehmen, manche erhalten ein Stipendium, manche waren wegen der Geldsorgen schon mal kurz vor dem Abbruch. Der Nationenmix des ersten Jahrgangs ist Teil der Ausbildung, er ist wie ein kleines Modell der globalisierten Welt - das führt manchmal auch zu Konflikten und Unterschieden in den Unterrichtsweisen:
Drei verschiedene Unis in den Ländern haben total andere Unterrichtsstile. Der Focus ist ganz anders. In Deutschland sehr theoretisch über Weber, Marx, Durkheim, all die berühmten Vertreter der Soziologie. In Afrika sind die Kurse praktisch. Wir haben mehr über bestimmte Dinge, die jetzt in Afrika und anderen Entwicklungsländer passiert, und auch wie die NGOs funktionieren. Und in Indien sind alle die es ist postkoloniale Soziologie, aber mit einem indischen Blick drauf.
Einer der Gründungsväter des Studiums, der Freiburger Dekan Hermann Schwengel, ist überzeugt, dass man diese Erfahrungen gemacht haben muss, um wirklich über Globalisierung sprechen zu können.
Es kann nicht mehr darum gehen, Globalisierung im Allgemeinen zu vermitteln, sondern runterzubrechen auf spezifische Problembereiche. Wer in Delhi, Freiburg, Durban studiert hat, gewinnt die Kompetenz, Sozialstrukturen vergleichen zu können, mit kultureller Verschiedenheit anderes umzugehen, als wenn er das ganze nur aus Büchern gelernt hätte. 25 Es werden in Südafrika Interviews in Nachbarschaftsprojekten gemacht, in der Stadt wie auf dem Lande, es wird die Folgen der Neugründung der Demokratie diskutiert, es gibt Zugang zu Diskussionskreisen, dasselbe passiert in Delhi. Das ist etwas, was nur vor Ort vermittelt werden kann. Wir sind mit dem 1. Jahrgang sehr zufrieden.
Ein Drittel der Studenten ist schon gar nicht mehr zur Verabschiedung gekommen - sie arbeiten bereits in NGOs, bei der Unesco oder in großen Unternehmen. Der Vizekanzler der Jawaharlal Nehru Universität Neu Delhi, Gopal Krishan Chadha, ist überzeugt, dass es sich bei den Global Studies um die Studienform der Zukunft handelt:
Studenten von heute müssen einen globalen Überblick haben, sie müssen international sein, um eine globale Vision zu entwickeln - das nationale Denken hat sich überlebt. Das gibt ihnen die Grundlage, um die sozialen, kulturellen, ökonomischen Realitäten der Globalisierung zu verstehen. Das geht weit über Soziologie hinaus. Globalisierung ist ein Phänomen, das praktisch alle Länder erfasst hat. Es ist die Herausforderung des Jahrhunderts, die weltweiten Realitäten und ihre Konsequenzen im Blick zu haben. Was in anderen Ländern passiert, hat eine Bedeutung für uns - und es ist nur logisch, das es endlich einen Studiengang gibt, der so eine Sichtweise lehrt.