Samstag, 20. April 2024

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Globaler Hip-Hop
Nomadic Massive aus Kanada

Die Musiker des Kollektivs Nomadic Massive haben ihre Wurzeln in sieben verschiedenen Ländern. Die Formation rappt in fünf Sprachen für die Völkerverständigung: Hip-Hop als mahnende Stimme gegen soziale Ungerechtigkeit.

Am Mikrofon: Jan Tengeler | 06.05.2016
    Acht Musiker der Hip Hop Band Nomadic Massive stehen auf einer Bühne und verabschieden sich beim Publikum
    Das kanadische Musikerkollektiv Nomadic Massive (Olivier Hoffschir)
    In der kanadischen Stadt Montreal wird Multikulturalität gelebt. Das beginnt bei der Sprache: In der einen Hälfte der Stadt spricht man überwiegend Englisch, in der anderen Französisch. Dazu kommen Einwanderer aus Südamerika, der Karibik und dem arabischen Raum. Die Hip Hop Formation ‚Nomadic Massiv’ spiegelt diese Multikulturalität wieder: Was vor 10 Jahren als Gelegenheitsauftritt begann, hat sich zu einer beständigen Arbeit im Kollektiv entwickelt.
    "Wir haben alle in dem Stadtteil Plateu, einem Künstlerviertel von Montreal, Musik gemacht und es ergab sich die Möglichkeit, auf einem Festival in Kuba zu spielen. Eigentlich sollte es ein Musiker sein oder maximal eine kleine Band. Aber wir sind als große Gruppe dorthin gegangen und von da an waren wir zusammen."
    Weltumspannende musikalische Kommunikation
    Die Musiker von ‚Nomadic Massiv’ stammen aus Chile, Haiti, Brasilien und Frankreich, aus Argentinien, Kuba, Saint Vincent, Barbados in der Karibik sowie Algerien. Musik ist für sie vor allem ein Vehikel, um sich politisch auszudrücken, um die eigene Meinung zu äußern: Die Band versteht sich als Teil einer weltumspannenden musikalischen Kommunikation und spricht Themen wie soziale Ungleichheit, Diskriminierung von Frauen und Umweltverschmutzung direkt an. Damit repräsentieren die Musiker einen offenen, globalen Hip Hop, der seine Inspirationen in der Geschichte und Tradition der verschiedenen Herkunftsländer der Bandmitglieder findet und nicht im Machogehabe vieler bekannter Rapper aus den USA. Neben ihrem Engagement als Musiker gehen die meisten Mitglieder übrigens auch anderen Berufen nach.
    "Wir sind Sozialarbeiter und haben viel mit jungen Menschen zu tun. Wenn wir nicht auf Tour sind, geben wir Workshops, die meistens sehr praktisch ausgerichtet sind. Wenn es zum Beispiel darum geht, sich mit einfachen Mitteln, mit Beat Boxing und mit kleinen gereimten Texten auszudrücken. Aber es geht auch darum, sich in dieser multikulturellen Welt zu orientieren und sich seine Rechte zu erkämpfen."
    Musik entsteht im demokratischen Prozess
    Multikulturalität, das ist auch das Stichwort, wenn es um die Arbeitsweise in der Band geht.
    "Unsere Musik entsteht in einem kommunikativen, demokratischen Prozess. Das ist wie im richtigen Leben, es gibt viele Auseinandersetzungen und manchmal auch Streit. Natürlich haben wir im Laufe der Zeit ein paar Dinge professionalisiert, aber die Basis ist nach wie vor das gemeinsame Musizieren im Proberaum, der sogenannte Jam. Aber es ist immer sehr familiär, freundschaftlich. Dass in Montreal das Zusammenleben der verschiedenen Ethnien so gut funktioniert, ist übrigens auch eine Frage der Stadtplanung, der Geografie: Es ist nicht wie in den großen US-Städten, wo jeder in seinem Ghetto bleibt und in der Innenstadt liegt das Bankenviertel. In Montreal ist alles gut durchmischt, das habe ich so woanders noch nicht gesehen."
    In Deutschland gastierte 'Nomadic Massiv' im vergangenen Jahr zum ersten Mal überhaupt und zwar beim Rudolstadt Festival in Thüringen.
    Aufnahme vom 5.7.2015 beim Weltmusikfestival Rudolstadt.
    Diese Sendung können Sie nach Ausstrahlung sechs Monate online nachhören.