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Globalisierung prägt auch die Weiterbildung

"Ich finde, wir sollten ganz genau überlegen, was wir wollen, bevor wir wieder was Neues starten."

Von Ludger Fittkau |
    Ein neuer Lehrfilm für Manager wird am Messestand von der Weiterbildungsfirma
    AMT-Management-Performance AG aus dem nordrhein-westfälische Radevormwald vorgeführt. Lehrfilme bieten gerade mittelständischen Unternehmen, die glauben, bei der Weiterbildung sparen zu müssen, eine vergleichsweise günstige- aber vielleicht auch etwas holzschnittartige – Methode. Dr. Hans Böhm, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Personalführung, die die Wiesbadener Weiterbildungsmesse organisiert hat, sieht allerdings in letzter Zeit in Sachen Sparen der Unternehmen ein Umdenken:

    "Im Prinzip sparen die Unternehmen immer noch sehr. Aber es hat sich natürlich die Einsicht durchgesetzt, das das, was notwendig ist, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Führungskräfte sozusagen wettbewerbsfähig zu halten, das das gemacht werden muß und das tun die Unternehmen auch. Allerdings sehr viel selektiver, vorsichtiger, mit sehr viel klareren Zielen, die sie damit verbinden, was so eine Weiterbildungsmaßnahme erreichen soll. Und dann wird aber auch investiert."

    Und dies nicht nur von Unternehmen –sondern auch von öffentlichen Institutionen und ihren Mitarbeitern. So erfreut sich seit Jahren ein Fernstudiengang "Schulmanagement" für Lehrer und Schulleiter großer Beliebtheit, obwohl die Lehrer dieses Weiterbildungsangebot in der Regel aus eigener Tasche bezahlen müssen. Jährlich 150 Einschreibungen für dieses "Wissens- Update" verzeichnet die Technische Universität Kaiserslautern, so Carla Sievers vom Zentrum für Fernstudien der Uni, die den Studiengang auf der Messe präsentiert:

    Die Schulen stehen vor großen Veränderungen, den Schulleitern soll mehr auch an Management-Kompetenz zugebilligt werden und sie müssen sich auch zunehmend mit Veränderungen auch im Schulwesen auseinandersetzen und das wird oft im Erststudium nicht vermittelt. Und nach langjähriger Schultätigkeit ist dann oft eine Weiterbildung hilfreich.

    Die Globalisierung ist eine große Herausforderung für die Weiterbildungsbranche, das wird in Wiesbaden deutlich. So haben viele Führungskräfte in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen noch große Probleme, mit den sogenannten "virtuellen Teams" klarzukommen, das heißt der Tatsache, dass zum Beispiel immer mehr Dienstleistungen im IT-Bereich nach Übersee verlagert werden. Der aus Indien stammende Dr. Rahmed Shah von der privaten Fachhochschule für Wirtschaft in Paderborn glaubt, das in diesem Bereich die Zukunft bei der sogenannten "virtuellen Weiterbildung" liegt – das sind vor allem Internetangebote:

    "Wir haben dieses sogenannte e- learning und da kann man diese virtuelle Weiterbildung anknüpfen und sagen: e- learning ist der erste Schritt und Weiterbildung über Telekonferenzen zum Beispiel, man kann da sehr viel Unternehmen, was heute nicht mehr neu ist."

    Ein weiterer Trend: Weiterbildung für Zeitarbeiter. Der Hintergrund: Die Stammbelegschaften vieler Unternehmen sind stark geschrumpft und werden weiter schrumpfen. Bis zu 30 oder 40 Prozent der Arbeit wird künftig mit Zeitarbeitern abgedeckt.
    Dionysio Santos, der auf der Weiterbildungsmesse Software für Zeitarbeitsfirmen anbietet und die Szene seit langem kennt, hält Zeitarbeitsjobs generell für ein gute Möglichkeit zur Weiterbildung – gerade für Akademiker :

    "Es ist ein Trend. Früher war Zeitarbeit klassisch im gewerblichen Bereich, Produktionshelfer und so weiter. Mittlerweile muß man sagen auch aus unserem Kundenkreis heraus, das geht vom Arbeiter bis zum Diplomingenieur. Weil auch gerade für Höherqualifizierte oder Hochqualifizierte auch da ein Interesse besteht, sich weiterzuentwickeln in seinem Tun und das gibt einem dann die Möglichkeit, durch verschiedene Anforderungen in Verbindung mit anderen Unternehmen sich da selbst weiterzuentwickeln. Es ist ein hohes Potential da und es ist wirklich eine hohe Zahl von Hochqualifizierten, die da vermittelt werden."

    Die zunehmende internationale Arbeitsteilung erfordert auch immer mehr Wissen, das man mit einer Fachausbildung nicht bekommen hat –kulturelles und politisches Wissen nämlich.
    Hans Böhm, der Organisator der Wiesbadener Weiterbildungsmesse:

    "Man muß deutlich sehen, das die ganze Globalisierung in dem Bereich ‚Diversity’ und kulturelle Vielfalt, also die Fähigkeit, sich in unterschiedlichen Kulturen zu bewegen, erhebliche Ansprüche an alle stellt. Vor allem natürlich an die Führungskräfte. Und ich denke, vor diesem Hintergrund muß man kompetent machen in der Zusammenarbeit und im Führen unterschiedlicher Menschen mit unterschiedlichen kulturellen und religiösen Hintergründen und natürlich auch das Führen in virtuellen Teams ist etwas, was viele Führungskräfte, die ansonsten eine tolle Arbeit machen , nicht beherrschen. Und auch das will gelernt sein"

    Denn schließlich gehe es doch in den Unternehmen darum, das zu verbessern , was schon der Weiterbildungs-Lehrfilm aus Gummersbach – zugegeben etwas plakativ – als Problem benennt:

    "In manchen Bereichen haben wir einen richtig schlechten Lauf, da dürfen wir keine Zeit mehr verschwenden. Am Ende des Tages zählt doch nur das Ergebnis."