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Globe Unity Orchestra

"Hexenkessel", "Männerulk", aber auch "Kunstmusik" - mit solchen Attributen versah eine teils wütende, teils begeisterte Presse die erste Aufführung von "Globe Unity" bei den Berliner Jazztagen 1966. Später bewies dessen Schöpfer, der Pianist Alexander von Schlippenbach, Selbstironie und bezeichnete das Orchester rückblickend als "musikalisches Narrenschiff auf großer Fahrt".

    Jedenfalls sollte "Globe Unity" trotz oder vielleicht gerade wegen der zahlreichen Diskussionen über Sinn und Unsinn jener konsequent freien, von allen musikformalen Konventionen losgelösten Klänge gut zwanzig Jahre existieren - bis zu seiner (vorübergehenden) Auflösung 1987. Zum letztjährigen Jazzfest Berlin kamen sowohl alte Kämpfer wie auch jüngere Solisten aus Schlippenbachs frei improvisierendem Umfeld zusammen, um "40 Jahre Globe Unity Orchestra" zu feiern. Die geballte Ladung aus atonalem Kollektivspiel, strukturiert lediglich von den Soli der fünfzehn Mitwirkenden, geriet zu einem furiosen, überbordenden Spektakel voller archaischer Wucht - und Nostalgie!

    Jazzfest Berlin, 03.11.2006