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Glückliche Puten

Also wenn man reingeht, dann muss man klatschen, damit die nicht raus rennen und damit man da nicht so drauf tritt und so.

Von Martin Mölder |
    Carolin kennt sich gut aus auf dem Putenhof ihres Vaters. Die Neunjährige ist mit dem weißgefiederten Geflügel aufgewachsen. Auf dem Hof der Familie Deselaers in Geldern am Niederrhein leben 25.000 Puten. Aufgeteilt in drei Ställe haben hier die Tiere Platz. Käfige gibt es nicht, dafür weitläufige Hallen, in denen sich die Puten frei bewegen können und dank moderner Computertechnik überwacht werden. Hubertus Deslaers hat sein Zucht-Handwerk aber noch von der Pieke auf gelernt.

    Mit Augen, Mund und Nase, mit den Sinnesorganen wurde da die Luft im Stall kontrolliert. Aber heute weiß ich genau wie viel Gramm jede Pute gefressen hat. Und wenn die sich wohl fühlen und schön wachsen, dann sind die Puten glücklich und wir sind auch zufrieden.

    Tatsächlich sehen die Puten in Hubertus Deselaers Ställen nicht unglücklich aus. Der 42-jährige gelernte Landwirt hat einen 14-Stunden-Tag vor sich, wenn er jeden Morgen um sechs Uhr das erste Mal die Puten im Stall besucht und wie jetzt im Winter darauf achtet, dass es seinen Schützlingen nicht zu kalt ist.

    Die können sich die Temperatur selber aussuchen. Wenn die gerne hier sitzen wollen bei 17 Grad oder bei 25 Grad unterm Strahler und somit haben die ihre Zonen, wo die sich wohl fühlen und aufhalten. Wenn es nachts dunkel ist und ich schau hier rein, dann liegen die alle zwischen den roten Tränken, da wo es richtig schön kuschelig warm ist.

    Hubertus Deselaers gehört wie die meisten Mitglieder im Verband der deutschen Putenerzeuger zu denjenigen Züchtern, die mit Sorgfalt und wie er selbst sagt, Liebe mit ihren Tieren umgehen. Dennoch prägen die Horrorbilder von Höfen, die mit Massentierhaltung die Puten zu Tode quälen das Bild vieler Menschen. Josef Flüchten, Vizepräsident des Verbandes hat für Kollegen, die in dieser Weise die Puten misshandeln kein gutes Wort übrig.

    Ja, das ist ganz furchtbar. Und wir sind ja auch dabei, heraus zu finden, wo – wenn es sie denn gibt - diese Betriebe existieren und dann werden die auch von uns aus mit Maßnahmen zu rechnen haben, d.h. Ausschluss aus dem Verband und auch, dass kein deutsches Unternehmen die mit Küken beliefern wird.

    Solche Sanktionen hat Hubertus Deselaers nicht zu befürchten. Sein Putenhof macht auch auf Karl und Franziska, zwei Kinder, die aus Neugier sich den Hof einmal anschauen wollten, einen guten Eindruck. Die siebenjährige Franziska war nach Ihrem Besuch in Geldern überzeugt:

    Ja, die haben da hinten noch Platz. Die haben es wahrscheinlich hier gut, denke ich.