Glückliches Skandinavien! Über hohe Krankenkassenbeiträge braucht sich dort niemand den Kopf zu zerbrechen. Denn die nordeuropäischen Gesundheitssysteme werden traditionell weitgehend steuerfinanziert. Dafür knöpfen zum Beispiel finnische Kommunen ihren Bürgern von jedem Euro, den sie verdienen, zwischen 18 und 22 Prozent lineare Einkommensteuer ab. Rund die Hälfte davon fließt in die Finanzierung des kommunalen Gesundheits- und Sozialwesens. Außerdem bekommt jede Kommune noch Gelder vom finnischen Zentralstaat, der zusätzlich eine progressive Einkommensteuer erhebt. Die Sozialbeiträge sind also in den Steuern mit enthalten, die jeder bezahlen muss.
Der erste Anschein sagt, dass eine solche Steuerfinanzierung von Gesundheitsleistungen sparsamer ist als unser deutsches System: Denn die skandinavischen Staaten geben rund acht bis neun Prozent vom Bruttoinlandsprodukt für die Gesundheit aus, in Deutschland sind es hingegen fast 11,5 Prozent.
Doch dieser schnelle Blick auf die Zahlen hält keiner genaueren Überprüfung stand: Die skandinavischen Gesundheitssysteme kommen unter anderem deshalb mit deutlich weniger Geld aus, weil dort längst nicht so viel bezahlt wird wie in Deutschland. Erstattungsfähig sind nur solche Leistungen, die entweder zum Kern der Schulmedizin gehören, oder aber die Wirksamkeit der medizinischen Leistung ist durch internationale wissenschaftlichen Studien zweifelsfrei nachgewiesen. Alles was außerhalb dieses engen Spektrums liegt, kann sich jeder Patient gerne kaufen - aber auf eigene Kosten.
Außerdem gehen die Menschen in Skandinavien deutlich seltener zum Arzt als in Deutschland: Während jeder Einwohner es hierzulande trotz Einführung der Praxisgebühr immer noch auf rund zehn Arztkontakte pro Jahr bringt, liegt diese Zahl in Nordeuropa um 60 bis 80 Prozent niedriger. Und auch die durchschnittliche Verweildauer in den Kliniken beträgt dort vier bis fünf Tage, während Deutschland bei immer noch über acht Tagen liegt. Dass es darüber hinaus in Teilbereichen der Versorgung Wartelisten gibt, darf indes nicht verschwiegen werden. Diese wenigen Beispiele machen klar: Durch eine Finanzierung über Steuern alleine wird unser Gesundheitssystem nicht billiger, andere Maßnahmen müssen in Deutschland hinzukommen.
Bleibt das Argument, dass eine Finanzierung der Gesundheitskosten über Steuern die Lasten gerechter verteilt. Ja, das genau ist der Grund, weshalb man in Skandinavien auch heute noch die Steuerfinanzierung für den richtigen Weg hält. Denn im Steuersystem wird jeder nach seiner gesamten steuerlichen Leistungsfähigkeit zur Finanzierung herangezogen.
Zur gerechten Verteilung der finanziellen Lasten des Gesundheitswesens gehört aber in Norwegen, Schweden und Finnland noch ein zweiter Aspekt: Dort zahlt man dann, wenn man Leistungen des Gesundheitswesens in Anspruch nimmt, deutlich höhere Selbstbeteiligungen. Zwei Beispiele mögen dies verdeutlichen: Die Norweger müssen alle Zahnbehandlungen nach Vollendung des 18. Lebensjahres vollständig selbst bezahlen, und in Finnland zahlt der Patient pro Arzneimittel-Rezept neben einer Grundgebühr von zehn Euro grundsätzlich zusätzlich 50 Prozent der darüber hinausgehenden Kosten selbst - bis zu einer Höchstsumme von 616,72 Euro pro Jahr.
Der erste Anschein sagt, dass eine solche Steuerfinanzierung von Gesundheitsleistungen sparsamer ist als unser deutsches System: Denn die skandinavischen Staaten geben rund acht bis neun Prozent vom Bruttoinlandsprodukt für die Gesundheit aus, in Deutschland sind es hingegen fast 11,5 Prozent.
Doch dieser schnelle Blick auf die Zahlen hält keiner genaueren Überprüfung stand: Die skandinavischen Gesundheitssysteme kommen unter anderem deshalb mit deutlich weniger Geld aus, weil dort längst nicht so viel bezahlt wird wie in Deutschland. Erstattungsfähig sind nur solche Leistungen, die entweder zum Kern der Schulmedizin gehören, oder aber die Wirksamkeit der medizinischen Leistung ist durch internationale wissenschaftlichen Studien zweifelsfrei nachgewiesen. Alles was außerhalb dieses engen Spektrums liegt, kann sich jeder Patient gerne kaufen - aber auf eigene Kosten.
Außerdem gehen die Menschen in Skandinavien deutlich seltener zum Arzt als in Deutschland: Während jeder Einwohner es hierzulande trotz Einführung der Praxisgebühr immer noch auf rund zehn Arztkontakte pro Jahr bringt, liegt diese Zahl in Nordeuropa um 60 bis 80 Prozent niedriger. Und auch die durchschnittliche Verweildauer in den Kliniken beträgt dort vier bis fünf Tage, während Deutschland bei immer noch über acht Tagen liegt. Dass es darüber hinaus in Teilbereichen der Versorgung Wartelisten gibt, darf indes nicht verschwiegen werden. Diese wenigen Beispiele machen klar: Durch eine Finanzierung über Steuern alleine wird unser Gesundheitssystem nicht billiger, andere Maßnahmen müssen in Deutschland hinzukommen.
Bleibt das Argument, dass eine Finanzierung der Gesundheitskosten über Steuern die Lasten gerechter verteilt. Ja, das genau ist der Grund, weshalb man in Skandinavien auch heute noch die Steuerfinanzierung für den richtigen Weg hält. Denn im Steuersystem wird jeder nach seiner gesamten steuerlichen Leistungsfähigkeit zur Finanzierung herangezogen.
Zur gerechten Verteilung der finanziellen Lasten des Gesundheitswesens gehört aber in Norwegen, Schweden und Finnland noch ein zweiter Aspekt: Dort zahlt man dann, wenn man Leistungen des Gesundheitswesens in Anspruch nimmt, deutlich höhere Selbstbeteiligungen. Zwei Beispiele mögen dies verdeutlichen: Die Norweger müssen alle Zahnbehandlungen nach Vollendung des 18. Lebensjahres vollständig selbst bezahlen, und in Finnland zahlt der Patient pro Arzneimittel-Rezept neben einer Grundgebühr von zehn Euro grundsätzlich zusätzlich 50 Prozent der darüber hinausgehenden Kosten selbst - bis zu einer Höchstsumme von 616,72 Euro pro Jahr.