Renato taucht erst am Ende auf; nach einem Schlaganfall liegt er bewusstlos in einem Krankenhaus, und die Frauen, vor allem aber Irene, verzichten auf diese Art seiner Anwesenheit. Renatos Ehefrau wird den Pflegefall übernehmen, und die drei Heldinnen sind den Mann endlich los, sie sind frei. Ein Roman als eine Komödie: Es gibt reichlich Verdrehtheit, Ungeschick und Unzulänglichkeit; die Frauen sind normal bescheuerte und dabei ausgeprägte Charaktere, die jeden Mensch mit einem Funken Selbstironie zur Identifikation einladen; es gibt jede Menge Anlaß zur Situationskomik und der Konflikt eigentlich geht es hier ja um Verwechslungen, um Intrigen löst sich abrupt auf heiter? groteske Weise auf. Der Roman gewinnt seine Dynamik aus der Schnelligkeit der Perspektivwechsel, aus den Brüchen zwischen Innensicht und Außenwelt. Die Dialoge sind treffend und bissig gehalten; und daß fast vollständig im Präsenz erzählt wird, erhöht das Tempo des Buchs.
Dieser Roman braucht Geschwindigkeit? dabei ist er aber leider mitunter etwas langatmig, und zwar immer dort, wo die Autorin bis in die Kindheit der drei Frauen zurückgeht, um psychologisch fast lückenlos auszumalen, warum ein Mensch heute so und nicht anders ist. Irene bleibt so verhuscht und impulsiv, wie sie es immer war, ob sie den Geliebten nun aufopferungs? und entsagungsvoll pflegen will, oder ob sie im Gebet eine weitaus günstigere Alternative mit Gott aushandelt. Sandra bleibt patent wie eh und je; Nora aber entwickelt sich vorbildlich, fast wie im Lehrbuch, sie bricht aus der Rolle des passiven Opfers aus und fängt an, sich nach allen Seiten hin zu wehren und aktiv nach ihrem Glück zu streben. Soll man das als Leserin kritisieren? Strickmuster! Klischee! Schönfärberei! oder soll man einfach neidvoll lechzen und "hurra" rufen? So oder so: "Götter, Gatten und Geliebte" ist ein genießerisch geschriebener und übrigens auch genauso übersetzter Roman, für den man streng genommen nicht trommeln müßte; solche Titel sprechen sich auch unter der Hand herum.