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Götterdämmerung für den Telefondraht

Telekommunikation. - In Barcelona trifft sich diese Woche die Industrievereinigung der GSM Mobilfunkanbieter auf dem World Mobile Congress. Mit dabei ist auch Gerd Pasch, der die neuesten Trends, Dienste und Geräte im Gespräch mit Monika Seynsche vorstellt.

    Seynsche: Herr Pasch, wie sehen denn die Handys der Zukunft aus?

    Pasch: Ganz klein, die sind so groß wie eine Streichholzschachtel und werden als mobiles Modul zum Beispiel in Endgeräte eingesetzt. Das sind Telefone, mit denen man dann telefonieren kann, das sind aber auch Videoplayer oder MP3-Player oder aber digitale Bilderrahmen. Und diese Handys sind wirklich so etwas wie eine Schnittstelle für die mobile Internetwelt. Alles das, was man im Internet macht, macht man dann über dieses kleine Gerät dann auch auf anderen Geräten: Bilder gucken, telefonieren oder einfach nur Musik hören. Dann gibt es hier das billigste Handy: 20 Euro kostet es, kommt aus Indien und hat gar nicht diese ganzen Internet Funktionalitäten, kein Display, ganz simple Funktionen zum Telefonieren - das ist wichtig in Ländern, wo Kabel nicht verlegt sind oder einfach zu teuer sind, zu aufwändig sind. Wer 10 Euro mehr drauf legt, kriegt aus Singapur auch ein Internet-Handy, wo wiederum ein Display eingebaut ist, mit dem man E-Mail machen kann, mit dem man auch eine Social Community verfolgen kann oder einfach auch bei eBay das neueste Produkt ersteigern kann. Dann gibt es die Highend-Geräte, das sind dann schon Apparate, die mit einer digitalen Foto- oder Videokamera vergleichbar sind, auf denen ein Navigationsgerät aufgespielt ist, und sogar High-Definition-Videorekorderfunktionen ermöglichen. Diese Geräte schließt man dann an einen Großbildschirm an und kann darauf selbst Kinofilme in hochauflösender Form betrachten. Das iPhone hat hier sicherlich in den letzten Monaten bei der Industrie Duftmarken hinterlassen.

    Seynsche: Sie haben es gerade angesprochen, man kann nicht mehr nur telefonieren, in das Internet gehen, man kann sogar Mails abrufen et cetera. Geht das denn alles mit den herkömmlichen Netzen?

    Pasch: Ja, die Industrie sorgt sogar dafür, dass die bisher als erste und zweite Generation eingestuften Netze, die GSM-Netze, das klassische Telefonienetz, weiter auch bestehen bleiben, denn auch auf diesen Netzen kann man genau diese Internetfunktionalitäten erreichen. Vor allen Dingen, wenn es um Texte geht und auch um Fotos. Für hochauflösendes Video, Fernsehen über Internet, da reicht das sicherlich nicht, dafür gibt es ja das Netz der dritten Generation, und am Horizont ist auch schon das der vierten Generation sichtbar - das heißt UMTS, das Kürzel kennen wir. Da sind dann Bandbreiten und Dienstleistungen möglich wie wir sie vom Festnetz kennen. Und letztendlich haben wir auch hier eine Konvergenz, ein Zusammenwachsen von Festnetz und Mobilnetz, das ist ein großes Thema hier in Barcelona. Da ist jetzt die Frage, wer treibt was. Letztendlich ist alles das, was man zuhause auf seinem Laptop oder auf seinem Desktop-PC macht, auch unterwegs möglich, mit der gleichen Qualität, mit ruckelfreien Videobildern, Fernsehen, Satellitenfernsehen wird hier als DVB-SH auf das mobile Endgerät gebracht. Und man kann alles, was man im Büro benutzt wie E-Mail, Push-Dienste, Chat-Kommunikation mobil machen - und man kann sogar umschalten: man fängt im Büro an und muss aber jetzt aber unbedingt zum externen Termin. Auf dem Weg kann man seine ganzen Dienste, die man auf dem Festnetzcomputer betreibt, auf mobil umschalten.

    Seynsche: Und was soll der ganze Spaß kosten?

    Pasch: Die Trends gehen ganz klar in Richtung Flatrate, auch für Datendienste, was wir ja schon bei den Sprachdiensten mittlerweile haben. Ich denke, es dauert vielleicht nur noch ein bis zwei Jahre, in einigen Regionen haben wir schon Pauschaltarife für Datendienste - das wird die Zukunft sein.