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Gold für die Bildung

Campus & Karriere: Der Goldschatz der Bundesbank muss als Allzweckwaffe herhalten. Diesmal, so wünschen sich SPD-Bildungspolitiker, soll er für die Innovations-Offensive flüssig gemacht werden. Bundesbankpräsident Ernst Welteke gibt diesen Vorstößen noch einen weiteren Dreh, indem er sich dafür ausspricht Gewinne aus Goldverkauf in einen Fonds zu stecken und mit den Zinsen dieses Fonds Bildungsprojekte zu finanzieren.

    Nun hat man ja in Deutschland bereits Erfahrung mit dem Ankurbeln von Spitzenforschung durch üppige Bundesmitteln. Seit 1999 ist in Bonn caeasar aktiv, das center of advanced european studies and research, das Zentrum für euroäische Spitzenforschung. Am Telefon begrüße ich den Finanzvorstand von caesar, Dr. Hartwig Bechte. Herr Bechte, mit 385 Millionen Euro aus dem Bonn-Berlin-Ausgleichstopf hat caeasar seine Arbeit aufgenommen, was hat man mit diesem Geld bislang gemacht?

    Bechte: Wir haben die 385 Millionen ja zunächst einmal, wie es der Auftrag ist, in einen Investmentfond angelegt in Höhe von 290 Millionen. Und aus diesem Geld, aus den Rückflüssen dieses Kapitals finanzieren wir die Forschung. Und wir haben 90 Millionen genommen und damit ein Forschungsgebäude, ein Forschungszentrum in Bonn errichtet, und dies mit Geräten und Forschungsgerät ausgestattet.

    Campus & Karriere: Sie haben gesagt, 290 Millionen sind in einem Investmentfond angelegt. Wie viel Zinseinkünfte hat man denn da jährlich?

    Bechte: Also, wir können etwa mit vier bis fünf Prozent an Einnahmen aus diesen Erträgen rechnen. Wir hatten zum Beispiel im vergangenen Jahr eine Performance in diesem Fond von annähernd zehn Prozent.

    Campus & Karriere: Das heißt also, 29 Millionen Euro als Zinseinnahmen?

    Bechte: Ja, so kann man das nicht sagen. Wir haben ja gleichzeitig die Auflage, dass wir das Kapital wertmäßig in der Substanz erhalten müssen. Das heißt, wir können nicht die vollen Erträge ausschütten, sondern wir gehen etwa auf im Durchschnitt fünf Prozent im Jahr.

    Campus & Karriere: Sie machen eigentlich schon das, was jetzt als Allheilmittel für die deutsche Forschungsödnis gilt, nämlich eine staatliche Anschubfinanzierung nutzen, um zum Einen Vermögen aufzubauen, und zum Anderen seine Arbeit unabhängig zu finanzieren. Was halten Sie denn von der Idee, die Bundesbankmillionen ähnlich zu nutzen?

    Bechte: Also, ich finde, das ist eine sehr gute Idee, weil nämlich das Geld, was man hier aus den Investmentfonds bekommt, weil dies ein privates Geld ist, was auch nach privatwirtschaftlichen Zwecken bewirtschaftet wird. Und das gibt wesentlich mehr Freiräume und macht einen auch unabhängig von den Wechselfeldern des Haushaltes der öffentlichen Haushälter.

    Campus & Karriere: Ja, Sie haben ungefähr 200 Mitarbeiter. Die Wissenschaftler sind bei Ihnen alle auf Zeitvertragsbasis beschäftigt.

    Bechte: Richtig.

    Campus & Karriere: Wie viel Wissenschaftler sind das derzeit?

    Bechte: Von den 200 Köpfen, die wir haben, sind das etwa 120 Wissenschaftler.

    Campus & Karriere: Wie viel Geld braucht man Ihres Erachtens als Grundkapital, um zum Beispiel zehn Spitzenunis aufzubauen?

    Bechte: Das ist jetzt eine schwierige Frage, weil man ja hier berechnen muss, wie viel Personal man finanzieren will. Es hängt dann von der Ausstattung mit Professoren und Assistenten zusammen, also es kommt darauf an. Wenn man klein startet, dann würde man sicherlich auch mit einem Kapital von 500 Millionen Euro zurecht kommen.

    Campus & Karriere: Also 500 Millionen Euro wäre so als Anschubfinanzierung die Grundlage?

    Bechte: Ja, wäre die Grundlage.

    Campus & Karriere: Hartrich Bechte war das, Finanzvorstand des Bonner Forschungszentrums caeasar. Herzlichen Dank.

    Bechte: Ja, bitte schön.