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Gold und Kupfer in Griechenland

In der Bergregion von Halkidiki im Norden Griechenlands soll Gold und Kupfer im Boden schlummern. Eine Bergbaufirma will es abbauen. Gegen die immer wiederkehrenden Proteste von Umweltschützern geht die Polizei inzwischen gewaltsam vor.

Von Marianthi Milona |
    "Das Argument der Goldfirma ist die Schaffung von 1500 Arbeitsplätzen. Deshalb behandeln sie den Wald wie ihr Eigentum. Inzwischen haben sie begonnen, die Bäume zu fällen und das Gebiet mit einem Sicherheitsdienst zu bewachen."

    Debby Litsa, eine politisch aktive Bürgerin in Nordgriechenland scheint am Ende ihrer Kräfte angekommen zu sein. Seit zwei Jahren schon protestiert die 32-jährige Frau gemeinsam mit anderen Umweltschützern gegen die Aktivitäten eines australischen Unternehmens, dem der griechische Staat die Genehmigung zum Gold- und Kupferabbau in der Waldregion Skouries, im Binnenland der Halkidiki erteilt hat. Die Aussicht auf Arbeitsplätze ist für sie kein ausreichendes Argument für den Bergbau.

    "Ja, sie bringen Arbeit. Nein, es ist keine Lösung, denn sie zahlen nicht gut. Vielleicht hört sich das in der Krise als ein gutbezahlter Job an, wenn man 500 und 700 Euro verdient, aber die Menschen werden ausgenutzt. In Deutschland und im restlichen Europa werden 700 Euro Jobs doch auch nicht als gut bezahlte Arbeit angesehen."

    Ähnlich darüber denkt auch Giorgos Triandafyllidis, Chemiker an der Uni von Thessaloniki. Er rechnet mit massiven Umweltschäden, wenn Hellas Gold, ein Tochterunternehmen der anglo-kanadischen Investmentgruppe European Gold Fields, wie geplant in dieser Region aktiv wird. Mit Bergbau haben die Menschen hier schon lange Erfahrung: Auf Halkidiki wurde bereits in der Antike nach Gold gegraben. Es heißt damit habe Alexander der Große seine Asienfeldzüge finanziert.

    "Hellas Gold hat ein gigantisches Unterfangen geplant, um Gold und Kupfer auf Halkidiki abzubauen. Dazu soll ein trichterförmiges Loch entstehen, 1200 Meter im Durchmesser und 500 Meter tief. Damit das passiert muss das Trinkwasser der gesamten Region abgesaugt werden. Weil das Unternehmen aber weiß, dass wir keine Zyanidlaugung zur Weiterverarbeitung der Metalle wünschen, behaupten sie einfach, sie würden kein Zyanid verwenden. Das Ganze kann aber gar nicht ohne das Zyanidlaugung-Verfahren geschehen. Meiner Meinung nach werden die Einheimischen nur an der Nase herumgeführt. Dieses Vorhaben muss mit allen Mitteln behindert werden."

    Diesen Aussagen widerspricht vehement Kostas Geourgantzis, Pressesprecher von Hellas Gold. Die Argumente der Umweltschützer haben seiner Ansicht nach keine reelle Basis. Griechenland könne durch das Investitionsvolumen der Hellas Gold eine Milliarde Euro an Steuereinnahmen erwarten. Auch mit größeren Umweltschäden sei nicht zu rechnen. Denn die Firma benutze definitiv kein Zyankali zur Goldgewinnung.

    "Der Plan zeigt eine wunderbare, grüne Gegend. Sehr viel Wald. Und was er noch zeigt sind die beiden Orte, wo wir eingreifen, wo die Rohstoffe sich befinden. Da gibt es Gold und Kupfer, sehr große Vorräte. Circa. 3,9 Millionen Unzen, eine Unze hat 32 Gramm. Wenn man das umrechnet, sind das circa 125 Tonnen Gold und 800.000 Tonnen Kupfer."

    In manchen Orten der Region fürchten die Anwohner um ihre Trinkwasserversorgung. Hier bekommen die Gegner des Vorhabens immer mehr Zuspruch. Auf Zustimmung stößt der Bergbau dagegen dort, wo die meisten Familien auch heute von der Arbeit in den Schächten leben. Die kritischen Worte des Lokalpolitikers des Bergbauortes Megali Panagia, Lazaros Toskas, zählen zu den Ausnahmen.

    "Viele zahlten schon früher mit ihren Leben. Weil ihre Lungen entweder voll mit Metallstaub angereichert waren. Die zweite Generation erkrankte dann auch an Krebs, da sie die Abgase der Maschinen in den Schächten einatmen mussten. Ich will es mal so sagen: Unsere Großväter wurden bei uns nicht alt. Die meisten starben mit Mitte 50. Die gute Bezahlung war damals einfach verführerisch. Sie verdienten dreimal so viel wie ein Lehrer."

    Weil die Investmentgruppe Hellas Gold nur die Lizenz zur Förderung von Gold und Kupfer hat, das Waldgebiet aber weiterhin Eigentum der Menschen von Halkidiki bleibt, glaubt Debby Litsa so sehr auf den Erfolg des Widerstands. Weil das Unternehmen eigentlich nicht auf fremden Boden eingreifen darf. Auch stehen die Menschen durch die Krise der lokalen Politik und dem griechischen Staat immer häufiger kritisch gegenüber. Und sie mussten, wie so oft die letzte Zeit in Griechenland, die Erfahrung machen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt.