Archiv

Goldfixing
Finanzaufsicht schaut sich Preisfestsetzung genauer an

Damit die Preise steigen, wurden Fußballspiele geschoben oder Pferderennen manipuliert, Insidergeschäfte an der Börse eingefädelt oder Warenangebote künstlich verknappt. Derzeit stellt sich die Frage: Wer kontrolliert eigentlich die Indices und Preisfixings von Gold?

    Weizen, Kakao, Kupfer, Zinsen, Dollar: Die Frage, wie bestimmte Preise sich am Finanzmarkt bilden, ist in den Schlagzeilen – diesmal geht es um die Festlegung des Gold- und Silberpreises. Man schaue sich die Prozesse in den Banken schon seit geraumer Zeit genauer an, erklärt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen in Bonn. Sven Giegold, Finanzmarktexperte der Grünen im Europaparlament ist nicht überrascht:
    "Die Frage ist, wer kontrolliert eigentlich diese Indices und Preisfixings. Da hat bei Libor gezeigt, dass das bei den Banken schlecht aufgehoben ist und jetzt haben wir den nächsten Bereich."
    Libor und Euribor: 2012 war herausgekommen, dass rund 20 Großbanken diese Referenzzinssätze, die letztlich auch die Zinsen für Verbraucher- und Unternehmenskredite beeinflussen, zu ihren Gunsten manipuliert hatten. Denn sie konnten selbst entscheiden, welche Informationen als relevant für die Zinsbildung angenommen wurden. Beim Goldpreis sieht es ähnlich aus: Fünf Institute legen per Telefonkonferenz und unter Berücksichtigung von Angebot und Nachfrage zweimal am Tag den Goldpreis fest. Neben der Deutschen Bank sind es die Bank of Nova Scotia aus Kanada, Barclays, HSBC sowie die französische Société Générale – das sei historisch so gewachsen, sagen Experten.
    Müssten die Rohstoffe hauptsächlich an Börsen gehandelt werden, wo EU oder die Regierungen Unternehmen zu mehr Transparenz verpflichten können, wäre schon viel gewonnen. Das ist ein Ziel der kommenden EU-Finanzmarktrichtlinie MIFID. Giegold:
    "Ich kann nicht mehr einen Preis vorgeben, der gar nicht dem realen Marktpreis entspricht. Ich kann natürlich auch an einer Börse Positionen einnehmen, um den Preis zu bewegen. Das habe ich damit nicht verhindert. Aber was ich verhindert habe, ist, dass ich behaupte, dass ein bestimmter Preis vorliegt, der gar nicht der Realität entspricht."
    Kein Kommentar, sagt die Deutsche Bank zu dem Thema Goldfixing, es ginge ja nicht um konkrete Ermittlungen, nur um Angucken. Die Grünen im Europaparlament möchten anders Licht ins Dickicht bringen: Die EU-Richtlinie zum Umgang mit Indices solle endlich auch für Rohstoffe gelten, Giegold will den Banken das Recht zur Preisfixing nehmen:
    "Ich würde das für alle wichtigen Indices sagen. Alle wichtigen Indices sind quasi öffentliche Güter und sollten daher auch zumindest streng von öffentlichen Akteuren kontrolliert werden."
    Darüber hinaus will Giegold den nationalen Aufsichtsbehörden in bestimmten Fällen das Kontrollrecht entziehen:
    "Und der zweite Punkt in diesem Zusammenhang ist, dass bei Indices, die europaweit relevant sind, und da geht es um den Goldpreis, aber auch um Libor und Euribor, da muss das europäisch kontrolliert werden, weil ansonsten immer die Gefahr besteht, dass nationale Aufseher eigentlich mehr die Gewinninteressen ihrer jeweiligen Banken im Blick haben als einen korrekten Index."
    Genau diese Kompetenz solle die neue europäische Aufsichtsbehörde ESMA jedoch nicht bislang nicht erhalten.