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Goldgräberstimmung im Universum

Astronomie. - Eine der größten Faszinationen für Astronomen und Kosmologen ist nach wie vor die Frage: Sind wir allein im All? Diese Frage wird wohl auch auf der Konferenz AbSciCon nicht beantwortet werden, veranstaltet von der US-Raumfahrtbehörde Nasa. Aber den Möglichkeiten von Leben im All näher zu kommen, das wollen die angereisten Astrobiologen aus aller Welt dann doch. Der erste Schritt dazu ist die Suche nach erdähnlichen Planeten außerhalb unseres Sonnensystems. Und die könnten womöglich wesentlich häufiger anzutreffen sein, als bislang vermutet.

Von Guido Meyer |
    Die Bedingungen für erdähnliche Welten im All weichen allmählich auf. Kosmologen halten es mittlerweile für möglich, dass auch Doppelsternsysteme terrestrische Planeten mit stabilen Umlaufbahnen und womöglich Leben entstehen lassen können. Damit nicht genug: Lebensfreundliche Zonen in anderen Sonnensystemen lassen sich - zumindest mathematisch - wesentlich leichter herleiten, als bislang gedacht. Sogar wenn die protoplanetare Scheibe aus Gas und Staub, aus der sich Stern und Planeten formen, viel weniger Masse hat, als zum Beispiel in unserem Sonnensystem vorhanden war. Ryan Montgomery von der Astronomie- und Astrophysik-Abteilung der University of California in Santa Cruz:

    " Aus kleineren Scheiben entstehen kleinere Planeten, die außerdem näher zusammen sind. Statistisch nimmt somit auch die Zahl an Planeten zu, die sich in der bewohnbaren Zone des entsprechenden Sonnensystems befinden könnten. Am Ende kommt man zu sehr vielen sehr kleinen Planeten, die dann aber nicht mehr bewohnbar sind."

    Plattentektonik und die Notwendigkeit, eine Atmosphäre an sich zu binden, begrenzen die Größe von bewohnbaren Planeten. Astrobiologen setzen derzeit ein Drittel Erd-Masse als untere Grenze an. Selbst mit wenig Ausgangsmasse in der Scheibe aus Gas und Staub also würden solche "kleinen Erden" leicht entstehen. Rechenmodelle zeigen sogar, dass sie geradezu entstehen müssten.

    In solchen kleineren, "leichteren" Sonnensystemen müsste es rechnerisch jeweils zwei Planeten geben, die erdähnlich seien, was eine ganze Menge wäre, findet Sean Raymond vom Labor für Atmosphären- und Weltraumphysik an der University of Colorado in Boulder. All diesen Rechnungen liegt die Annahme zugrunde, dass es mindestens einen Gasriesen vom Typ Jupiter in den äußeren Regionen gibt, der bedrohliche Kometen aus dem Sonnensystem hinausschleudert. Und er würde noch mehr tun:

    " Eisgiganten im äußeren Bereich hielten die inneren, terrestrischen Planeten auf ihren Bahnen stabil. Außerdem würden Gasriesen wie Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun verhindern, dass die kleinen, "leichten" Planeten nach außen wandern und somit die bewohnbare, lebensfreundliche Oase verließen.

    Selbst ohne Eis-Riesen könnte es noch viele bewohnbare Welten geben. Statistisch ergeben unsere Berechnungen dieselbe Zahl von terrestrischen Planeten, teilweise sogar doppelt so viele als mit den Gasgiganten. Die zusätzlichen liegen jedoch nicht mehr in der lebensfreundlichen Zone. "

    Eine weitere Bedingung für die Entstehung von erdähnlichen Planeten weicht derzeit auf: Sie können nämlich durchaus nahe am Zentralgestirn ihre Bahnen ziehen, und das gar in sehr kurzen Umlaufzeiten. Und womöglich könnten diese Welten schon bald nachgewiesen werden, hofft Chris McCarthy von der Physik- und Astronomie-Abteilung der San Fransisco State University.

    " Wir hoffen, noch dieses Jahr Planeten zu entdecken, die fünfmal die Masse der Erde haben und damit fast erdähnlich sind. Dazu werden wir uns auf Sterne konzentrieren, die weniger hell strahlen als unsere Sonne. Die bewohnbare Zone läge dann näher am Zentralgestirn. Planeten mit einer nur 50tägigen Umlaufzeit können dort sehr wohl lebensfreundlich sein, weil sie weniger Licht und Hitze abbekämen. Wasser wäre trotz der Nähe zum Stern flüssig, weil es dort nicht heißer wäre als hundert Grad."

    Ein Observatorium namens Automated Planet Finder (APF) soll in diesem Herbst auf Mount Hamilton in San Jose, Kalifornien, seine Arbeit aufnehmen und damit die Goldgräberstimmung im Universum weiter beflügeln.