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Golfen für die Forschung

An allen Ecken und Enden fehlt es den deutschen Hochschulen an Geld. Jede Universität oder Fachhochschule entwickelt ihre eigene Strategie, um mit der knappen finanziellen Lage zurechtzukommen. Die einen kürzen einfach bestimmte Fachbereiche weg, die anderen sprechen sich vehement für Studiengebühren aus - und noch ganz andere bauen sich einfach einen eigenen Golfplatz. Gewinne aus dem Abschluss von Mitgliedsbeiträgen und dem Verkauf von Polo-Shirts sollen in die eigene Forschung zurück fließen. Diese Idee hatte man in Paderborn. Um 13 Uhr wurde dort am Freitag eine nagelneue Golfanlage eingeweiht.

Von Julia Tzschätzsch |
    Endlose Rasenflächen, fein gemähte Reliefs, akribisch gestutzte Hecken: Auf rund 17 Hektar erstreckt sich der neue 9-Loch-Kurz-Platz der Universität Paderborn. 1488 Meter Bahnenlänge zählt die Anlage insgesamt, die längste Bahn misst gerade mal 250 Meter (auf einem richtigen Golfplatz sind es fast doppelt so viele), aber die Uni-Golfanlage soll in erster Linie ja auch die Mittagspausen- und Feierabend-Golflösung bieten.

    Gespickt ist die Anlage mit zahlreichen Hindernissen – die meisten der Teiche, Hügel und Bunker sind Heimarbeit. Grund dafür, dass der Citygolfplatz mit nur 200 000 Euro zu Buche schlägt. Und diese Summe kommt ausschließlich von Sponsoren. Helmut Böhmer, Präsident des Universitäts-Golfclubs, ist ihnen dafür zu Gegenleistungen verpflichtet.

    Wir organisieren für diese Unternehmen auch Turniere. Wir haben ein Modeunternehmen dabei für die machen wir Modenshows, wir haben da vorne eine kleine Brücke über einem Teich und da glauben wir, dass wir das auch mit den Sportstudentinnen und Sportstudenten schön präsentieren können

    Die Einnahmen aus der Anlage fließen in die Forschung - in die Golfforschung versteht sich. Golfen hat also Zukunft – das merken auch die Paderborner Hochschulabgänger.

    Helmut Böhmer: Von den letzten Absolventen gibt es einen, der bereits Betreiber einer Golfanlage ist in Nordhessen, dann haben wir Leute in Berlin, Leute in Darmstadt, die dann entweder Assistenz der Geschäftsleitung oder ähnliches machen und da freuen wir uns natürlich sehr drüber, dass wir hier auch ein direktes Berufsfeld eröffnen, was interessanterweise eher im Management-Bereich liegt, als im Trainingsbereich.

    Vor der offiziellen Einweihung mussten auf dem Golf-Parcours noch alle Hölzer und Eisen in den Golftaschen bleiben. Anders auf der so genannten "Driving Range": Hier stehen Studenten, Trainer und Golfschüler in Reih und Glied und proben allesamt den Abschlag. Uwe Moltenhauer ist Kinder- und Jugendtrainer. Mit einem seiner zahlreichen Golfschläger macht er den perfekten Abschlag vor.

    Wir stellen uns so hin, der Ball liegt ungefähr in der Mitte, normalerweise legt man ihn auch zuerst auf diese leichte Erhöhung, auf das "Tee", und die Bewegung ist ganz einfach mit dem Schlägerkopf leicht nach hinten oben und mit ner ganz lockeren Bewegung kommen wir zurück und treffen in 'ner relativ lockeren, flüssigen Bewegung den Ball.

    Fachausdrücke wie "Tee", "Driving Range" und "Rough" für die ungeschnittenen Grünflächen auf dem Platz gehören zum Golfen übrigens einfach dazu – genau wie die Etiquette, also die Verhaltensregeln für Golfer.

    Auf der Spielbahn nebenan schwitzt Sportstudent Tobias Kühne bei der Gartenarbeit. Golf ist sein Schwerpunktfach. Entgegen dem typischen Polo-Shirt-Image trainiert er auch schon mal in zerrissener Jeans. Auf Turnieren hingegen müssen sich alle Golfer einer strikten Kleiderordnung beugen.
    Es gibt bestimmte Etiquette-Regeln, die müssen sein: Die Hose sollte über die Knie gehen, Kragen müsste da sein, in manchen Clubs wird verlangt, dass das Hemd in die Hose gesteckt wird – und bestimmte Golfschuhe schon, ja.

    Die Golfakademie der Uni Paderborn gibt sich betont locker und (natürlich!) entfernt sich Golfen langsam aber sicher von seinem elitären Ruf. Ab und zu blitzen aber doch noch schneeweiße Golfschuhe unter den Abschlag-Übenden auf. Und zum Schläger in der Hand gehört immer noch das Polo-Shirt. Das Equipment fordert seinen Preis.

    Tobias Kühne: Ich komm vom Fußball und da ist natürlich alles 'n bisschen kostengünstiger, aber wenn man sich die Möglichkeit erschafft, dass man auch hier spielen kann, ist es halt relativ günstig. Gebrauchte Schläger kaufen für den Anfang, ein Paar Schuhe hat jeder im Schrank und dann geht das auch relativ günstig. Wenn man natürlich einsteigen möchte und das ganze auch intensiver betreibt, dann... klar, wie bei jeder anderen Sportart auch: Die Ausrüstung kostet!

    Als absolutes Schnäppchen bezeichnet Golfclub-Präsident Helmut Böhmer den Jahresbeitrag von 400 Euro. Der Club hat bereits 150 Mitglieder, darunter auch 20 Uni-Mitarbeiter – und: ein Sport-Professor hat sogar schon seine eigene Spielbahn. Böhmer hofft, dass die Anzahl der Golfer in seiner Akademie künftig bei 350 liegt.

    Es wird auch eine wie auch immer geartete Möglichkeit der Fanmitgliedschaft geben und auf die Art und Weise ist man auf der einen Seite Golfclubmitglied mit einem kleinen und gemeinem Platz und auf der anderen Seite im Grunde noch Förderer der sportwissenschaftlichen Golfforschung.