Eine paar zahme Blessgänse dienen als Lockvögel. Sie sollen ihren Artgenossen in der Luft signalisieren: Auf dieser Wiese gibt es was zu fressen. Die Lockvögel sind eine Falle: Wenn ihre Vettern sich dazugesellen, schnappt ein Netz über ihnen zusammen, erklärt Alco Vechter:
"Das ist in Friesland Tradition. Ich hab einmal 100 auf einmal gefangen. Aber jetzt gibt es nur noch zwölf Fangplätze."
Auch Harry und Bouke wurden mit der alten, aber effektiven Methode gefangen. Dann wurde ihnen ein Rucksack mit einem Funksender umgeschnallt. Seither tragen die beiden einen Namen und ihre Wege werden im Internet minutiös verfolgt. Das Ortungssystem geht bis auf 18 Meter genau und schickt via Satellit alle paar Tage eine E-Mail mit den neuesten Daten. Noch haben sich die Gänse nicht viel bewegt. Sie sind immer noch in ihrem Winterquartier nahe der deutschen Grenze, meint Vogelforscher Helmut Kruckenberg:
"Man sagt so ein bisschen, die Gänse reiten auf der Welle des ewigen Frühjahrs. Das heißt, die haben in der Arktis Temperaturen zwischen drei bis acht Grad. Und das ist auch das, worauf sie am besten angepasst sind mit ihrem Gefieder, also dann auch mit ihrem Stoffwechsel, dass ihnen nicht zu warm, nicht zu kalt wird. Und das sind eben die Temperaturen, die bei uns im Winter hier an der Küste zumindest auch herrschen."
Gras wächst schon bei sechs Grad wieder nach. Deshalb bieten Norddeutschland und Holland im Winter eigentlich ideale Bedingungen für die Gänse. Bloß Schnee oder Temperaturstürze wie in diesem Jahr machen die Futtersuche schwierig. Bouke zum Beispiel hat schon mehrere Wiesen angesteuert, Harry dagegen hat offenbar eine gute Grasfläche gefunden:
"In diesem kalten Winter heißt das eben in den großen Gänserast-Gebieten, dass die Gänse alles leer gefressen haben, und jetzt außerhalb der eigentlichen Rastgebiete nach Nahrung suchen müssen, um über die Runden zu kommen. Außerdem ist das Gras ganz doll braun und nicht schön saftig grün, wie wir das eigentlich aus dem Februar kennen. Und entsprechend schlecht genährt sind die Gänse auch. Die sind also alle deutlich leichter als in den Vorjahren."
Zurück nach Sibirien geht es für die Gänse vermutlich erst Mitte März, wenn ein Tiefdruckgebiet entsprechenden Rückenwind liefert. Dann beginnt für die Forscher die eigentliche Arbeit: Wie lange können die Blessgänse an einem Stück fliegen? Wie hoch? Wie schnell? Und wo legen sie Rast ein? Hinter der Oder erstreckt sich für Ornithologen ein unbekanntes Vogelland:
"Insbesondere dann östlich der deutsch-polnischen Grenze werden unsere Informationen sehr schwach, weil da drüben ist die Beobachter-Dichte nicht so groß. Es sind aber auch große Flächen, viele Seen, die Gänse verteilen sich sehr stark und entsprechend mau sind unsere Informationen."
Im nächsten Jahr wollen die Forscher selbst die Routen der Schwärme abfahren und sich ihre Zwischenstopps an Ort und Stelle ansehen. Denn in Osteuropa, fürchten sie, ist viel im Umbruch:
"Da kann durch die Änderung der Landwirtschaft in Russland, Einstellung von Betrieben, die sich nicht lohnen oder auch nie wirklich gelohnt haben, natürlich eine Menge passieren, was für die Gänse aber dann von wahnsinniger Bedeutung werden kann, wenn zum Beispiel die Landwirtschaft in solchen Gebieten aufgegeben wird und die Flächen verbuschen. Dann fallen sie für die Gänse weg."
Noch wurde bei keiner Gans die Vogelgrippe festgestellt. Doch wie wenig man über ihr Zugverhalten weiß, wird nun besonders deutlich. In den vergangenen Jahren seien viele Vogelforschungsinstitute aufgegeben worden, kritisiert Kruckenberg. Er hofft jetzt auf neue Erkenntnisse – via Satellit.
"Das ist in Friesland Tradition. Ich hab einmal 100 auf einmal gefangen. Aber jetzt gibt es nur noch zwölf Fangplätze."
Auch Harry und Bouke wurden mit der alten, aber effektiven Methode gefangen. Dann wurde ihnen ein Rucksack mit einem Funksender umgeschnallt. Seither tragen die beiden einen Namen und ihre Wege werden im Internet minutiös verfolgt. Das Ortungssystem geht bis auf 18 Meter genau und schickt via Satellit alle paar Tage eine E-Mail mit den neuesten Daten. Noch haben sich die Gänse nicht viel bewegt. Sie sind immer noch in ihrem Winterquartier nahe der deutschen Grenze, meint Vogelforscher Helmut Kruckenberg:
"Man sagt so ein bisschen, die Gänse reiten auf der Welle des ewigen Frühjahrs. Das heißt, die haben in der Arktis Temperaturen zwischen drei bis acht Grad. Und das ist auch das, worauf sie am besten angepasst sind mit ihrem Gefieder, also dann auch mit ihrem Stoffwechsel, dass ihnen nicht zu warm, nicht zu kalt wird. Und das sind eben die Temperaturen, die bei uns im Winter hier an der Küste zumindest auch herrschen."
Gras wächst schon bei sechs Grad wieder nach. Deshalb bieten Norddeutschland und Holland im Winter eigentlich ideale Bedingungen für die Gänse. Bloß Schnee oder Temperaturstürze wie in diesem Jahr machen die Futtersuche schwierig. Bouke zum Beispiel hat schon mehrere Wiesen angesteuert, Harry dagegen hat offenbar eine gute Grasfläche gefunden:
"In diesem kalten Winter heißt das eben in den großen Gänserast-Gebieten, dass die Gänse alles leer gefressen haben, und jetzt außerhalb der eigentlichen Rastgebiete nach Nahrung suchen müssen, um über die Runden zu kommen. Außerdem ist das Gras ganz doll braun und nicht schön saftig grün, wie wir das eigentlich aus dem Februar kennen. Und entsprechend schlecht genährt sind die Gänse auch. Die sind also alle deutlich leichter als in den Vorjahren."
Zurück nach Sibirien geht es für die Gänse vermutlich erst Mitte März, wenn ein Tiefdruckgebiet entsprechenden Rückenwind liefert. Dann beginnt für die Forscher die eigentliche Arbeit: Wie lange können die Blessgänse an einem Stück fliegen? Wie hoch? Wie schnell? Und wo legen sie Rast ein? Hinter der Oder erstreckt sich für Ornithologen ein unbekanntes Vogelland:
"Insbesondere dann östlich der deutsch-polnischen Grenze werden unsere Informationen sehr schwach, weil da drüben ist die Beobachter-Dichte nicht so groß. Es sind aber auch große Flächen, viele Seen, die Gänse verteilen sich sehr stark und entsprechend mau sind unsere Informationen."
Im nächsten Jahr wollen die Forscher selbst die Routen der Schwärme abfahren und sich ihre Zwischenstopps an Ort und Stelle ansehen. Denn in Osteuropa, fürchten sie, ist viel im Umbruch:
"Da kann durch die Änderung der Landwirtschaft in Russland, Einstellung von Betrieben, die sich nicht lohnen oder auch nie wirklich gelohnt haben, natürlich eine Menge passieren, was für die Gänse aber dann von wahnsinniger Bedeutung werden kann, wenn zum Beispiel die Landwirtschaft in solchen Gebieten aufgegeben wird und die Flächen verbuschen. Dann fallen sie für die Gänse weg."
Noch wurde bei keiner Gans die Vogelgrippe festgestellt. Doch wie wenig man über ihr Zugverhalten weiß, wird nun besonders deutlich. In den vergangenen Jahren seien viele Vogelforschungsinstitute aufgegeben worden, kritisiert Kruckenberg. Er hofft jetzt auf neue Erkenntnisse – via Satellit.