
Über dem Grab Jesu Christi steht die Ädikula, eine Kapelle, ein Quader aus Holz und Stein. Sie ist schwarz vom Ruß. Der Rauch der Kerzen, der Atem von Millionen Pilgern und die Feuchtigkeit der vergangenen 200 Winter haben ihr zugesetzt.
Dieses Gebäude datiert auf das Jahr 1810, sagt Franziskanermönch Athanasius Macora, als er vor der Ädikula steht. Gestützt wird der Quader von einem Korsett aus Stahlträgern, das die Briten 1947 errichtet haben. Schon damals war die Kapelle instabil. Heute muss sich – unter anderem – Bruder Athanasius um dieses Problem kümmern. Er leitet für die Katholiken die Verhandlungen mit den anderen Konfessionen innerhalb der Grabeskirche.
Sein Gegenüber vom armenisch-orthodoxen Patriarchat ist Vater Samuel Aghoyan. Er sagt, die Luftfeuchtigkeit hat den Mörtel angegriffen. Die Marmorblöcke halten nicht mehr sicher – im Inneren, dort wo sich die Pilger zum Beten hinknien. Sie sind sich einig, es muss nun etwas getan werden.
Doch bereits das ist ungewöhnlich viel Konsens in diesen alten Mauern: Die verschiedenen Konfessionen, die auf engem Raum in der Grabeskirche zusammenleben, sind tief zerstritten. Davon zeugen zahlreiche Videos von Massenschlägereien.
Harte Auseinandersetzungen in der Kirche
Sauber ausgeführte Kinnhaken, Mönche, die zutreten. Solche Bilder gehen um die Welt, wenn es hier wieder zur Sache geht. Auslöser ist oft ein Streit darüber, wer wann in der Nähe des Grabes stehen darf. Das ist peinlich genau geregelt, festgeschrieben um das Jahr 1852 im "Status quo". Diese Vereinbarung macht es praktisch unmöglich, die täglichen Abläufe in der Grabeskirche zu ändern. Entsprechend lange haben Katholiken, Armenier und die griechisch-orthodoxen Christen verhandelt. Diese drei Konfessionen halten Rechte an der Ädikula, so der Franziskanermönch, Bruder Athanasius.

"Die Verhandlungen begannen im März 2015. Es brauchte viel politischen Willen, es tatsächlich zu tun, es ist ein großes Projekt. Und bei jedem Vorhaben in der Grabeskirche wird eine Seite natürlich Probleme machen."
Vater Aghoyan nennt ein Beispiel.
"Welches Material wollen sie verwenden? Die Kosten sind entscheidend. 3,3 Millionen Euro zahlen sie für die Renovierung, jede Kirche ein Drittel."
Auch der jordanische König Abdullah II. wird eine Spende dazugeben. Die Renovierungsarbeiten haben bereits begonnen – und jetzt ruhen sie schon wieder. Es fehlen noch Unterschriften auf den entsprechenden Genehmigungen.
Architektin Antonia Moropoulou von der Technischen Universität Athen, leitet das Projekt. Sie ist für ein paar Tage nach Hause gereist.
"Die Konfessionen haben sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner geeinigt." Es sei eine sehr konservative Renovierung, sagt sie.
"Zu Ostern 2017 fertig sein"
Jetzt werden sie und ihr Team jeden einzelnen Marmorstein entfernen, um den Unterbau darunter zu verstärken. Am Ende können sie sogar den eisernen Käfig entfernen, den die Briten aufgestellt haben. Bruder Athanasius geht das eigentlich nicht weit genug. Er hätte sich persönlich eine ganz neue Kapelle gewünscht, um den Massen an Pilgern gerecht zu werden, die mittlerweile in die Grabeskirche kommen.
"Wenn die Restauratoren arbeiten, arbeiten sie nachts. Besucher können das Grab also weiter betreten. Zu Ostern 2017 wollen sie fertig sein", hofft Vater Aghoyan.
Und vielleicht hilft dieses historische und gemeinsame Projekt ja auch dem Verhältnis, und der Einigkeit der Christen in der Grabeskirche.
"Wir sind schon vereint", sagt Vater Aghoyan: "Also, auf unsere eigene Art."