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Grabungsarchäologie am Schwarzen Meer

Archäologie. - Die spätantike, im Laufe der Jahrhunderte in Schlamm und Morast versunkene Stadt Argamum am Schwarzen Meer stößt derzeit auf besonderes Interesse von Archäologen und Historikern. Ihre Überreste befinden sich im heutigen Rumänien, ganz in der Nähe des Donau-Deltas. Neben Experten aus den rumänischen Städten Iasi und Bukarest sind auch Fachleute aus Konstanz an den Ausgrabungen beteiligt.

    Fährt man heute die mit Schilf und Unkraut bewachsene Grabungsstätte im Kreis Tulcea an, mag man kaum glauben, dass hier vor über 1500 Jahren die Bauwerke einer blühenden Stadt standen. Die ehemals von den Griechen errichtete, später von den Römern ausgebaute Siedlung Argamum ist besonders wegen ihrer geografischen Lage ein Leckerbissen für die Archäologen, erklärt Alexander Rubel, Historiker an der Universität Konstanz: "Während der Antike lag die Region direkt am Schwarzen Meer, aber durch die Versandung, die Ausschwemmung der Donau haben sich Binnenseen gebildet. Direkt an einem davon liegt Argamum." Im Laufe der Jahrhunderte schnitten die Ablagerungen Argamum von der Donau ab. Die Stadt verlor dadurch ihre Bedeutung als Handelszentrum und wurde verlassen. Für die Archäologen ein Glücksfall, denn aus dem gleichen Grund wurden auch keine weiteren Siedlungen mehr auf den alten Überresten von Argamum errichtet. Die Grabungsarbeiten konnten so ungestört und ohne andere zu stören beginnen.

    Die Wissenschaftler konzentrierten sich auf den spätantiken Teil Argamums, der vom dritten bis ins sechste Jahrhundert datiert. Von besonderer Bedeutung aus Sicht der Forscher ist die riesige Festungsmauer, die unterschiedlich gut erhalten ist. Sie gilt als archäologischer Beleg für die bislang nur durch schriftliche Quellen erhärtete These, dass gotische Siedler vor über 1500 Jahren als so genannte gotische Landpiraten die Gegend um das Donaudelta unsicher machten. "Wir kennen aus den antiken Quellen Berichte über Goteneinfälle gerade in dieser Region", erklärt Rubel. "Diese Quellen werden durch die Funde bestätigt, denn die enorm starke Befestigungsmauer lässt darauf schließen, dass es in diesen Zeiten sehr unsicher war."

    [Quelle: Thomas Wagner]