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Grammy-Awards 2015
Eingängiges und Politisches

Der Brite Sam Smith ist einer der großen Gewinner der Grammy-Verleihung 2015, ebenso wie Pharell Williams und Hozier. Doch nicht nur Ohrwürmer wie "Stay with me", "Happy" oder "Take me to Church" waren in Los Angeles zu hören, sondern auch starke Worte gegen Gewalt und Unterdrückung.

Von Kerstin Zilm | 09.02.2015
    Der britische Sänger Sam Smith freut sich bei der 57. Grammy-Verleihung über seine Auszeichnung als bester Nachwuchskünstler und für die Single des Jahres.
    Der britische Sänger Sam Smith freut sich bei der 57. Grammy-Verleihung über seine Auszeichnung als bester Nachwuchskünstler und für die Single des Jahres. (picture alliance / dpa / Robert Gauthier / Pool)
    Der Song von Sam Smith, der sowieso schon ein Radio-Ohrwurm ist, dürfte den Grammy-Zuschauern noch lange durch den Kopf gehen. Einmal sang Smith ihn mit Mary J. Blige auf der Bühne. Vier Mal wurde er außerdem angespielt. Denn vier Grammys gewann der Brite. Darunter für beste Aufnahme des Jahres, bester Song und als bester neuer Künstler des Jahres.
    "Vor diesem Album habe ich alles Mögliche getan, damit Leute meine Musik hören: Ich hab versucht, abzunehmen und schreckliche Musik gemacht. Erst als ich einfach ich selbst war, ist die Musik gekommen und Leute haben zugehört. Danke, dass ihr mich nehmt, wie ich bin."
    Widerstand gegen Gewalt und Unterdrückung
    Doch noch ein anderes Thema zog sich als roter Faden durch den Abend: Widerstand gegen Gewalt und Unterdrückung. Selbst US-Präsident Barack Obama meldete sich via Video zu Wort, um Künstler und Fans zur Verantwortung zu ziehen:
    "Künstler haben eine besondere Macht, Meinungen und Stimmungen zu verändern. Sie bringen uns dazu, über wesentliche Dinge nachzudenken. Wir alle haben die Macht, Zeichen zu setzen."
    Der Präsident sprach von einer Kampagne gegen sexuelle Gewalt auf Universitätsgeländen.
    Um andere Gewalt ging es den Künstlern an diesem Abend: um die Unterdrückung junger schwarzer Männer in den USA. Zum Beispiel während der etwas düsteren Version des mehrfach ausgezeichneten Hits "Happy" von Pharell Williams - bei der der deutsche Filmkomponist Hans Zimmer mit auf der Bühne war und seine E-Gitarre fast zerfetzte.
    Während der Aufführung erhoben die in Kapuzenjacken gekleideten Hintergrundtänzer die Hände zum inzwischen ikonischen Zeichen gegen Polizeigewalt.
    Auch Musiker Prince griff das Thema später auf. Er sagte bei der Präsentation des besten Albums in einem Nebensatz, was andere in Songs, Filmprojektionen und Tanzbewegungen ausdrückten: Nicht nur Musik und Alben sind wichtig - auch schwarze Leben zählen. Heute und immer.
    Die Kategorie "bestes Album" war es dann auch, in der es die größte Überraschung des Abends gab. Favoriten waren neben Sam Smith Beyonce, und Pharell Williams, die jeweils mit sechs Nominierungen in den Abend gestartet waren. Doch der Grammy ging an:
    "The winner is Morning Phase - Beck ."
    Vom "Loser" zum Gewinner
    Beck gewann für sein "Morning Phase" Album. Der letzter große Erfolg des Musikers war der Hit, der ihm vor 20 Jahren zum Durchbruch verhalf: 'Loser'. Der 44 Jahre alte Musiker schien ehrlich erstaunt, dass er nun die höchste Auszeichnung der Musikindustrie erhielt.
    "Wir haben fast das ganze Album bei mir zu Hause aufgenommen. Deshalb bedanke ich mich bei meinen Kindern dafür, dass ich sie länger wach halten durfte.
    Musik Lady Gaga, Tony Bennett."
    Ungewöhnliche Paarungen
    Wie immer war die Grammynacht auch eine Feier ungewöhnlicher musikalischer Paarungen: Von Lady Gaga mit Tony Bennett bis zu Paul McCartney mit Rihanna und Kanye West.
    Den größten Applaus bekam allerdings Annie Lennox, die mit Hozier zunächst dessen Hit "Take Me to Church" schmetterte bevor sie mit ihrer Version des Screamin' Jay Hawkins Songs "I Put a Spell On You" die Halle zum Toben brachte.
    Als alle Preise vergeben waren ging es dann aber noch einmal zurück zum Thema Kampf gegen Unterdrückung.
    John Legend und Rapper Common traten auf die Bühne für ihren nominierten Song "Glory" aus dem Film Selma über drei Monate im Leben von Martin Luther King. Schwarz-Weiß-Aufnahmen im Hintergrund erinnerten an Unruhe und Widerstand gegen Gewalt in den USA.
    Diese starken Worte und Bilder vertrieben zumindest für einige Minuten die Ohrwürmer von Sam Smith, Ed Sheeran, Hozier und Pharell Williams aus den Köpfen der Zuschauer.