Gotische Spitzbögen und monumentale Orgelklänge - das Domviertel in Augsburg ist hügelig, gepflastert und verwinkelt. Historische Gebäude hier, moderne Architektur da. Mittendrin: das Springergäßchen 5 - ein seit Jahren leer stehendes Gebäude der Diakonie. Georg Heber:
"Wenn dieses Haus wirklich so funktioniert wie es konzipiert wurde, dann ist das mehr als nur ein Projekt. Sondern es ist eigentlich ein Kunstwerk an sich."
Frei nach Joseph Beuys nennt der 30-jährige Georg Heber diesen maroden, beige-gelben 60er-Jahre-Bau eine "soziale Skulptur". Er ist einer von gut 15 Initiatoren des "Grandhotel Cosmopolis". Georg Heber
"Grandhotel bedeutet für uns im historischen Sinne ein sozio-kultureller Ort, der in den Städten immer für internationale Gäste gesorgt hat. Dort waren Tanzabende, dort war Musik. Wenn mal eine Lesung war, dann war das in dem Grandhotel. Im Laufe der Zeit sind diese Grandhotels leider verschwunden. Oder sie sind nur noch für die oberen Bevölkerungsschichten finanzierbar."
Ganz anders im "Grandhotel Cosmopolis": In Kooperation mit der Diakonie Augsburg soll aus diesem stillgelegten Altersheim ein gesellschaftsveränderndes Kunstwerk entstehen - zwischen Bürgerinitiative, Künstlerquartier und Völkerverständigung. Dreh- und Angelpunkt ist die Integration von Flüchtlingen. In dem sechsstöckigen Bauwerk werden gut 40 Hotelgäste Tür an Tür mit etwa 60 Flüchtlingen und 20 Künstlern leben.
Ganz oben im sechsten Stockwerk - in der weiß getünchten, ehemaligen Wäschekammer - spielt der von der Abschiebung bedrohte Farhad Sidiqui aus Afghanistan Klavier. Georg Heber:
"Jetzt kommen wir in den fünften Stock. Das ist ein Hotelstockwerk. Das bedeutet: Hier werden Hotelgäste ohne Asyl untergebracht. Hier haben wir jedes Zimmer an jeweils einen Künstler abgegeben. Wir werden jetzt mal schauen, in das ein oder andere Zimmer reinzukommen."
Antonia Pöhlmann:
"Wir haben erst mal die Tapeten abgemacht. Und dann habe ich angefangen, das Zimmer zu gestalten."
Antonia Pöhlmann ist eine der Künstlerinnen, die sich im "Grandhotel Cosmopolis" ehrenamtlich engagieren und Zimmer gestalten.
"Ich habe hier sechs Maiglöckchen aus Plastik in militärische Form gebracht, dann habe ich hier eine typisch jugoslawische Tischdecke auseinander geschnitten und wiederholt. Und dann habe ich hier: zwei, vier, sechs, neun, 18, 27 Packungen Waschmittel, die eine Mauer ergeben."
Georg Heber: "Das ist so, dass in dieser Richtung die ersten Atelierzimmer sind. Hier geht es eben in den Anbau, in dem die Hotelgäste mit Asyl sein werden. Hier ist jetzt quasi noch nicht viel renoviert. Weil es so ist, dass wir den größten Teil, der selbst zu machen ist, gemeinsam mit den Flüchtlingen so herrichten, wie sie wollen. So entsteht halt von Anfang an auf einem ganz niederschwelligen Niveau eine Gemeinschaft und man kommt einfach miteinander in Kontakt. Man wird nicht einfach irgendwo abgeladen, wo man verwahrt wird."
Im interkulturellen Garten hinterm Haus wechselt sich Regen mit Sonne ab. In der Lobby werden Perserteppiche gesaugt. Ein 23-jähriger Flüchtling aus Afghanistan arbeitet im Erdgeschoss an Kalligrafiekunst auf Holz. Er fühlt sich wohl im "Grandhotel Cosmopolis" - seiner "Heimat auf Zeit".
"Ich bin hier ganz frei. In meiner Heimat ist Krieg und Krieg macht die ganze Familie, wie meine Familie, kaputt. Ich finde eine neue Chance im Grandhotel und bin sehr, sehr dankbar."
Im "Grandhotel Cosmopolis" folgt die Funktionalität der Vielfalt: Das Mobiliar stammt aus Sozialkaufhäusern, vom Sperrmüll oder Spenden. Gegen eine Wegwerfgesellschaft, für eine Partizipation an der Völkerverständigung. Die Initiatoren setzen auf Bürgerinitiative statt Scheuklappenmentalität. Der 27-jährige Benedikt Gleißl sitzt in der Lobby und macht sich Notizen: Er schreibt seine BWL-Diplomarbeit über diese ambitionierte "soziale Skulptur" - dem "Grandhotel Cosmopolis".
O-Ton: Benedikt Gleißl
"Also, wenn ich nicht denken würde, dass das revolutionär ist und weltverändernd, dann würde ich meine Zeit hier nicht verbringen."
"Wenn dieses Haus wirklich so funktioniert wie es konzipiert wurde, dann ist das mehr als nur ein Projekt. Sondern es ist eigentlich ein Kunstwerk an sich."
Frei nach Joseph Beuys nennt der 30-jährige Georg Heber diesen maroden, beige-gelben 60er-Jahre-Bau eine "soziale Skulptur". Er ist einer von gut 15 Initiatoren des "Grandhotel Cosmopolis". Georg Heber
"Grandhotel bedeutet für uns im historischen Sinne ein sozio-kultureller Ort, der in den Städten immer für internationale Gäste gesorgt hat. Dort waren Tanzabende, dort war Musik. Wenn mal eine Lesung war, dann war das in dem Grandhotel. Im Laufe der Zeit sind diese Grandhotels leider verschwunden. Oder sie sind nur noch für die oberen Bevölkerungsschichten finanzierbar."
Ganz anders im "Grandhotel Cosmopolis": In Kooperation mit der Diakonie Augsburg soll aus diesem stillgelegten Altersheim ein gesellschaftsveränderndes Kunstwerk entstehen - zwischen Bürgerinitiative, Künstlerquartier und Völkerverständigung. Dreh- und Angelpunkt ist die Integration von Flüchtlingen. In dem sechsstöckigen Bauwerk werden gut 40 Hotelgäste Tür an Tür mit etwa 60 Flüchtlingen und 20 Künstlern leben.
Ganz oben im sechsten Stockwerk - in der weiß getünchten, ehemaligen Wäschekammer - spielt der von der Abschiebung bedrohte Farhad Sidiqui aus Afghanistan Klavier. Georg Heber:
"Jetzt kommen wir in den fünften Stock. Das ist ein Hotelstockwerk. Das bedeutet: Hier werden Hotelgäste ohne Asyl untergebracht. Hier haben wir jedes Zimmer an jeweils einen Künstler abgegeben. Wir werden jetzt mal schauen, in das ein oder andere Zimmer reinzukommen."
Antonia Pöhlmann:
"Wir haben erst mal die Tapeten abgemacht. Und dann habe ich angefangen, das Zimmer zu gestalten."
Antonia Pöhlmann ist eine der Künstlerinnen, die sich im "Grandhotel Cosmopolis" ehrenamtlich engagieren und Zimmer gestalten.
"Ich habe hier sechs Maiglöckchen aus Plastik in militärische Form gebracht, dann habe ich hier eine typisch jugoslawische Tischdecke auseinander geschnitten und wiederholt. Und dann habe ich hier: zwei, vier, sechs, neun, 18, 27 Packungen Waschmittel, die eine Mauer ergeben."
Georg Heber: "Das ist so, dass in dieser Richtung die ersten Atelierzimmer sind. Hier geht es eben in den Anbau, in dem die Hotelgäste mit Asyl sein werden. Hier ist jetzt quasi noch nicht viel renoviert. Weil es so ist, dass wir den größten Teil, der selbst zu machen ist, gemeinsam mit den Flüchtlingen so herrichten, wie sie wollen. So entsteht halt von Anfang an auf einem ganz niederschwelligen Niveau eine Gemeinschaft und man kommt einfach miteinander in Kontakt. Man wird nicht einfach irgendwo abgeladen, wo man verwahrt wird."
Im interkulturellen Garten hinterm Haus wechselt sich Regen mit Sonne ab. In der Lobby werden Perserteppiche gesaugt. Ein 23-jähriger Flüchtling aus Afghanistan arbeitet im Erdgeschoss an Kalligrafiekunst auf Holz. Er fühlt sich wohl im "Grandhotel Cosmopolis" - seiner "Heimat auf Zeit".
"Ich bin hier ganz frei. In meiner Heimat ist Krieg und Krieg macht die ganze Familie, wie meine Familie, kaputt. Ich finde eine neue Chance im Grandhotel und bin sehr, sehr dankbar."
Im "Grandhotel Cosmopolis" folgt die Funktionalität der Vielfalt: Das Mobiliar stammt aus Sozialkaufhäusern, vom Sperrmüll oder Spenden. Gegen eine Wegwerfgesellschaft, für eine Partizipation an der Völkerverständigung. Die Initiatoren setzen auf Bürgerinitiative statt Scheuklappenmentalität. Der 27-jährige Benedikt Gleißl sitzt in der Lobby und macht sich Notizen: Er schreibt seine BWL-Diplomarbeit über diese ambitionierte "soziale Skulptur" - dem "Grandhotel Cosmopolis".
O-Ton: Benedikt Gleißl
"Also, wenn ich nicht denken würde, dass das revolutionär ist und weltverändernd, dann würde ich meine Zeit hier nicht verbringen."
