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Grandiose Fjorde und Fischgründe

Die die weltweit größten Meeressäugetiere sind eine besondere Attraktion auf den Lofoten. Das nährstoffreiche Meer direkt vor der Küste zieht im Sommer vor allem die Pottwale an. Von Mai bis September sind die Tiere bei einer Safari aus nächster Nähe zu sehen.

Von Wilfried Kochner | 07.10.2012
    "Die Einwohner sind im Allgemeinen roh und ungebildet und sichtlich geprägt vom Fischerwesen, von dem sie abstammen. Eigennutz, ein Hang zur Lethargie, ein sklavischer Geist und Trinkfestigkeit beherrschen sie. Nicht nur die kahlen Berge, der Sturm und Nebel, machen diese Gegend unbehaglich. Auch die Einwohner sind im wahrsten Sinne des Wortes Eingeborene und kenne keine anderen Gewohnheiten und Bräuche als die, die aus der zermürbenden Fischerei und ihrem Hang zur Mystik und Zauberei entstanden."

    1818 wurde dieser Versuch einer Beschreibung der Lofoten und Vesteraalen in der Sonderausgabe der Königlichen Norwegischen Gesellschaft für Wissenschaften gedruckt. Nicht gerade freundlich, was da im fernen Oslo über Landschaft und ihre Bewohner nördlich des Polarkreises gedacht wurde. Doch was damals als menschenfeindliches Gelände betrachtet wurde, fasziniert heute Touristen aus aller Welt. Bis zu 1000 Meter hohe Gipfel erheben sich aus dem Meer. Mehrere Eiszeiten haben hier im hohen Norden von Norwegen ein zerklüftetes Urgestein und grandiose Fjordlandschaften geschaffen. Die Inseln gehören zu den spektakulärsten und atemberaubendsten Regionen der Erde.

    Und noch etwas ist einmalig für die Lofoten und Vesteraalen, hier liegen die größten Fanggründe für Dorsch. Und daher gibt es hier auch einen Markenartikel mit einer tausendjährigen Geschichte – den Stockfisch. Es waren die Wikinger, die den getrockneten Dorsch, also den Stockfisch, nach Mittel- und Südeuropa brachten. Sie nahmen ihn als Tauschmittel auf ihre Reisen mit. Trocknen von Lebensmitteln ist einer der ältesten Konservierungsmethoden überhaupt und der Dorsch wird auch heute noch auf diese Weise ohne künstliche Zusätze haltbar gemacht. Kopf und Körper werden getrennt, der Körper wird ausgenommen und anschließend von März bis Juni auf Holzgestellen getrocknet. Steinar Larsen weiß alles über den Stockfisch und er spricht neben norwegisch, italienisch auch ausgezeichnet deutsch.

    "Ich war Trockenfischexporteur 20 Jahre und dann habe ich ein Museum etabliert, das 93 und es hat viel Spaß gemacht, denn es kommen Gäste von der ganzen Welt und alle haben sie Interesse für unsere Kultur und hier kann man ein bisschen von unserer Kultur kennenlernen, weil Stockfisch, das ist unsere Kultur, die älteste Handelsware, die von Norwegen ausgeführt wurde und das ist eine fantastische Ware, denn Stockfisch kann man essen, auch wenn er 20 Jahre gelagert wird."

    Doch was macht den Stockfisch noch so begehrt.

    "100 Gramm Stockfisch enthalten 80 Gramm Proteine, das macht Kräfte."

    Eine weitere Attraktion der Inseln sind die Wale. Das nährstoffreiche Meer direkt vor der Küste zieht im Sommer vor allem die Pottwale an und von Mai bis September sind die weltweit größten Meeressäugetiere bei einer Walsafari aus nächster Nähe zu sehen.

    Semjon Gerlitz, geboren in Düsseldorf und Reiseleiter bei den Walsafaris:

    "Wir fahren raus, wir wollen natürlich Wale sehen, aber zwischendurch sehen wir natürlich noch sehr viele Meeresvögel und Meeressäugetiere wie Seeadler und Robben, also man hat ein Erlebnis der ganzen Tierwelt hier an der Küste. Wenn wir dann draußen sind bei den Walen, haben wir an Bord ein Hydrofon, das heißt, wir können die Geräusche der Wale orten, dann weiß man, hier sind Wale in der Gegend und Wale sieht man natürlich, wenn sie an der Meeresoberfläche sind, das heißt sie atmen und man sieht den Blas, das Boot fährt dann langsam dahin und was man dann sieht, ist ein Wal, der sich schön in der Sonne bräunt, bis er dann meint, jetzt will ich wieder tauchen und dann sieht man das Spannendste an der Walsafari, wenn er anfängt, seinen Kopf schwer zu machen, die Lungen ausbläst, langsam runtergeht, bis er dann mit der Fluke noch einmal tschüss sagt."

    Wenn das Boot dann wieder zurückfährt, Richtung Fischerdorf, kreist hoch oben der Seeadler natürlich auf der Suche nach Futter, was er in Gestalt einer bestimmten Vogelart auch reichlich vorfindet.

    "Wir haben ja hier mehrere Inseln und da haben wir auch diese Papageientaucher, zum Beispiel diese Insel, die wir mit der Walsafari anfahren, die hat bis zu 50 Papageientaucher, die da sitzen und das ist für die Adler wie ein frisch gedeckter Tisch, die brauchen einfach nur hin und sich bedienen und deshalb haben wir hier so viele Adler, dass die wie die Hühner auf der Stange nebeneinandersitzen. Es gibt teilweise Brutprobleme, dass die atypisch nebeneinandersitzen, weil es nicht genug Platz für die Adler gibt. Also dass man so zehn bis 20 Adler auf einem Fleck hier sieht, ist nicht ungewöhnlich."

    Lina Mittelbach, deutsche Studentin und Reiseleiterin auf den Lofoten fasst die Faszination dieser Inselgruppe in wenige Worte.

    "Magisch, unglaublich schön, ganz fantastische Natur, nette Leute, einfach außergewöhnlich."