Hubertus Heil: "Es waren sozialdemokratische Ministerpräsidenten, die dieses Land voran gebracht haben. Und deshalb freue ich mich, dass einer hier ist, wir freuen uns, dass Gerd Schröder da ist. Lieber Gerd, schön, dass du da bist."
Fast wie in alten Zeiten. Minutenlang applaudieren die Genossen, als Gerhard Schröder am vergangenen Sonnabend beim Landesparteitag der niedersächsischen SPD in Wolfsburg offiziell begrüßt wird. Schon zuvor der Einzug in die Stadthalle erinnerte an die Jahre, als der 68-Jährige noch Deutschlands wichtigster Politiker war: Während Personenschützer den Weg frei halten, drängen sich Reporter, Kameras und Mikrofone um den Mann, dessen Ausstrahlung und Ego immer ein bisschen mächtiger erscheinen als die tatsächliche Körpergröße. Auf dem Weg durch die Menge hin zu seinem Gästeplatz in der ersten Reihe schüttelt der Bundeskanzler a.D. viele Hände, umarmt Weggefährten und genießt sichtlich die Aufmerksamkeit. Kein Zweifel: Gerhard Schröder ist wieder da:
"Pah, was heißt wieder? Als Gast war ich immer da, und wenn man mich einlädt, komme ich zu jedem Parteitag – ob Bezirk, Unterbezirk oder wo auch immer. Denn ich bin ja geborener Sozialdemokrat."
Nun, so ganz stimmt das nicht. Denn auf einem Landesparteitag war Schröder schon seit Jahren nicht mehr. Als die Parteifreunde 2008 in Niedersachsen erfolglos darum kämpften, die schwarz-gelbe Landesregierung abzulösen, ließ Genosse Gerd sich nicht blicken. Damals hatte der Basta-Politiker nach der verlorenen Wahlschlacht gegen Merkel wohl einfach keine Lust mehr. Und war nach der Kritik an der Agenda 2010 oder seinem Aufsichtsratsposten bei Gazprom nicht so gut zu sprechen auf seine Partei. Seit einiger Zeit jedoch taucht der Altkanzler – ein Ausdruck, den er übrigens verabscheut - wieder häufiger auf der Politbühne auf. In der Rolle des Elderstatesman jettet Gerhard Schröder um die Welt: Euro-Diskussion in Berlin mit Joschka Fischer oder ein Impulsreferat für einen Softwarehersteller in Peking – Schröder hat Büros in Hannover, Berlin und der Schweiz, ist gefragter und hoch bezahlter Top Act einer internationalen Redner-Agentur.
"Ich gehe dorthin, wo es interessante Debatten gibt, aber die Zeit, in der ich operative Politik gemacht habe, die ist endgültig vorbei, und das ist auch gut so. Schauen Sie, ich werde übernächstes Jahr 70 Jahre alt – jetzt können Sie sagen, das sieht man Ihnen nicht an."
Sagt Schröder, grinst und steckt lässig die Hand in die Hosentasche. Noch immer wird mit Charme um die Gunst der Medien gebuhlt. Doch an diesem Tag in Wolfsburg steht nicht Gerhard Schröder im Mittelpunkt. Er ist einer von 500 geladenen Gästen, als die Niedersachsen-SPD ihr Programm für die anstehende Landtagswahl im Januar präsentiert. Und den eigenen Spitzenkandidaten feiert. Stephan Weil heißt der Mann, der 14 Jahre nach Gerhard Schröder erstmals wieder die Staatskanzlei in Hannover für die SPD erobern will. Nach ihm gefragt, schaltet Schröder sofort routiniert in den Wahlkampfmodus:
"Wir, die Sozialdemokraten konzentrieren sich jetzt alle darauf, in Niedersachsen die nächste Regierung zu stellen, mit einem sehr kompetenten Kandidaten, nämlich Stephan Weil an der Spitze, und ich bin ganz optimistisch, dass uns das gelingen wird."
Stephan Weil: "Ich habe in den letzten Tagen oft gedacht: Was hätte Gerd Schröder wohl gemacht im Falle der Nordseewerke' Er hätte Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um die Jobs zu retten, das liebe Freundinnen und liebe Freunde ist die Tradition in Niedersachsen, an dieser Tradition werde ich anknüpfen, das habe ich mir fest vorgenommen."
Klar, dass Spitzenkandidat Stephan Weil damit seinem Kontrahenten von der CDU, Ministerpräsident David McAllister, einen mitgeben will. Doch Gerhard Schröder, der "Genosse der Bosse" - als Vorbild' Das zu sagen hat sich in der SPD lange keiner getraut. Die Partei und der einstige Basta-Politiker scheinen jedoch inzwischen ihren Frieden miteinander gemacht zu haben:
"Wir alle wissen heute, dass mit der Agenda er wichtige Dinge auf den Weg gebracht hat. Ich meine, es war nicht einfach, das zu akzeptieren, aber ich glaube inzwischen sieht jeder, es war gut."
"Er ist ein sehr guter Mann. Ich denke mal, dass er auch viel beraten wird und Tipps geben wird – hoffe ich! Weil er kann es ja, er hat's ja drauf."
"Er hat auch viele positive Sachen gemacht, grade bei uns in der Partei, als Kanzler auch, und ich finde es auch gut, dass er sich mal wieder etwas mehr sehen lässt."
Zwischendurch sehen lässt sich Gerhard Schröder auch bei seiner Frau Doris Schröder-Köpf. Die zierliche Blondine ist ebenfalls zu Gast beim SPD-Landesparteitag in Wolfsburg. Ein kurzer Austausch, dann eilt der Gatte wieder in die Reihe der Ehrengäste.
Doris Schröder-Köpf: "Wir sind gemeinsam mit dem Zug angereist, und unsere Wege haben sich dann getrennt, weil ich bin zur Vorbesprechung gegangen, und er hat noch einen anderen Termin wahrgenommen. Er sitzt jetzt in der ersten Reihe, ich sitze ganz hinten. Und, ja das ist schon irgendwie ganz interessant. Sonst muss er mir jetzt ein bisschen den Rücken frei halten."
Auch wenn es an diesem Tag anders scheint – ein wenig haben sich nämlich bei den Schröders die Rollen umgekehrt. Doris Schröder-Köpf strebt nun selbst ins politische Rampenlicht: Sie kandidiert für den niedersächsischen Landtag. Spitzenkandidat Stephan Weil hat zudem angekündigt, die 49-Jährige im Fall eines Wahlsieges zur niedersächsischen Integrationsbeauftragten zu machen. Und während jetzt Doris die politischen Termine wahrnimmt, geht der ehemalige Staatsmann zum Elternabend der elfjährigen Victoria, organisiert für den siebten Geburtstag von Sohn Gregor ein Fußballturnier oder kontrolliert Hausaufgaben. Es habe anfangs harte Gefechte gegeben, hat Doris Schröder-Köpf einmal zugegeben, doch jetzt scheint sich der Altkanzler in seine neue Rolle zu fügen.
Gerhard Schröder: "Aus mir wird man wahrscheinlich nie einen richtigen Hausmann machen, aber in einer solchen Situation, finde ich, hat sie ein Recht darauf, dass ich häufiger zuhause bin und was für die Kinder tue, und das ist ihr Unterstützung genug. Den Rest will sie sehr eigenständig machen, und das kann ich nur respektieren."
Fast wie in alten Zeiten. Minutenlang applaudieren die Genossen, als Gerhard Schröder am vergangenen Sonnabend beim Landesparteitag der niedersächsischen SPD in Wolfsburg offiziell begrüßt wird. Schon zuvor der Einzug in die Stadthalle erinnerte an die Jahre, als der 68-Jährige noch Deutschlands wichtigster Politiker war: Während Personenschützer den Weg frei halten, drängen sich Reporter, Kameras und Mikrofone um den Mann, dessen Ausstrahlung und Ego immer ein bisschen mächtiger erscheinen als die tatsächliche Körpergröße. Auf dem Weg durch die Menge hin zu seinem Gästeplatz in der ersten Reihe schüttelt der Bundeskanzler a.D. viele Hände, umarmt Weggefährten und genießt sichtlich die Aufmerksamkeit. Kein Zweifel: Gerhard Schröder ist wieder da:
"Pah, was heißt wieder? Als Gast war ich immer da, und wenn man mich einlädt, komme ich zu jedem Parteitag – ob Bezirk, Unterbezirk oder wo auch immer. Denn ich bin ja geborener Sozialdemokrat."
Nun, so ganz stimmt das nicht. Denn auf einem Landesparteitag war Schröder schon seit Jahren nicht mehr. Als die Parteifreunde 2008 in Niedersachsen erfolglos darum kämpften, die schwarz-gelbe Landesregierung abzulösen, ließ Genosse Gerd sich nicht blicken. Damals hatte der Basta-Politiker nach der verlorenen Wahlschlacht gegen Merkel wohl einfach keine Lust mehr. Und war nach der Kritik an der Agenda 2010 oder seinem Aufsichtsratsposten bei Gazprom nicht so gut zu sprechen auf seine Partei. Seit einiger Zeit jedoch taucht der Altkanzler – ein Ausdruck, den er übrigens verabscheut - wieder häufiger auf der Politbühne auf. In der Rolle des Elderstatesman jettet Gerhard Schröder um die Welt: Euro-Diskussion in Berlin mit Joschka Fischer oder ein Impulsreferat für einen Softwarehersteller in Peking – Schröder hat Büros in Hannover, Berlin und der Schweiz, ist gefragter und hoch bezahlter Top Act einer internationalen Redner-Agentur.
"Ich gehe dorthin, wo es interessante Debatten gibt, aber die Zeit, in der ich operative Politik gemacht habe, die ist endgültig vorbei, und das ist auch gut so. Schauen Sie, ich werde übernächstes Jahr 70 Jahre alt – jetzt können Sie sagen, das sieht man Ihnen nicht an."
Sagt Schröder, grinst und steckt lässig die Hand in die Hosentasche. Noch immer wird mit Charme um die Gunst der Medien gebuhlt. Doch an diesem Tag in Wolfsburg steht nicht Gerhard Schröder im Mittelpunkt. Er ist einer von 500 geladenen Gästen, als die Niedersachsen-SPD ihr Programm für die anstehende Landtagswahl im Januar präsentiert. Und den eigenen Spitzenkandidaten feiert. Stephan Weil heißt der Mann, der 14 Jahre nach Gerhard Schröder erstmals wieder die Staatskanzlei in Hannover für die SPD erobern will. Nach ihm gefragt, schaltet Schröder sofort routiniert in den Wahlkampfmodus:
"Wir, die Sozialdemokraten konzentrieren sich jetzt alle darauf, in Niedersachsen die nächste Regierung zu stellen, mit einem sehr kompetenten Kandidaten, nämlich Stephan Weil an der Spitze, und ich bin ganz optimistisch, dass uns das gelingen wird."
Stephan Weil: "Ich habe in den letzten Tagen oft gedacht: Was hätte Gerd Schröder wohl gemacht im Falle der Nordseewerke' Er hätte Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um die Jobs zu retten, das liebe Freundinnen und liebe Freunde ist die Tradition in Niedersachsen, an dieser Tradition werde ich anknüpfen, das habe ich mir fest vorgenommen."
Klar, dass Spitzenkandidat Stephan Weil damit seinem Kontrahenten von der CDU, Ministerpräsident David McAllister, einen mitgeben will. Doch Gerhard Schröder, der "Genosse der Bosse" - als Vorbild' Das zu sagen hat sich in der SPD lange keiner getraut. Die Partei und der einstige Basta-Politiker scheinen jedoch inzwischen ihren Frieden miteinander gemacht zu haben:
"Wir alle wissen heute, dass mit der Agenda er wichtige Dinge auf den Weg gebracht hat. Ich meine, es war nicht einfach, das zu akzeptieren, aber ich glaube inzwischen sieht jeder, es war gut."
"Er ist ein sehr guter Mann. Ich denke mal, dass er auch viel beraten wird und Tipps geben wird – hoffe ich! Weil er kann es ja, er hat's ja drauf."
"Er hat auch viele positive Sachen gemacht, grade bei uns in der Partei, als Kanzler auch, und ich finde es auch gut, dass er sich mal wieder etwas mehr sehen lässt."
Zwischendurch sehen lässt sich Gerhard Schröder auch bei seiner Frau Doris Schröder-Köpf. Die zierliche Blondine ist ebenfalls zu Gast beim SPD-Landesparteitag in Wolfsburg. Ein kurzer Austausch, dann eilt der Gatte wieder in die Reihe der Ehrengäste.
Doris Schröder-Köpf: "Wir sind gemeinsam mit dem Zug angereist, und unsere Wege haben sich dann getrennt, weil ich bin zur Vorbesprechung gegangen, und er hat noch einen anderen Termin wahrgenommen. Er sitzt jetzt in der ersten Reihe, ich sitze ganz hinten. Und, ja das ist schon irgendwie ganz interessant. Sonst muss er mir jetzt ein bisschen den Rücken frei halten."
Auch wenn es an diesem Tag anders scheint – ein wenig haben sich nämlich bei den Schröders die Rollen umgekehrt. Doris Schröder-Köpf strebt nun selbst ins politische Rampenlicht: Sie kandidiert für den niedersächsischen Landtag. Spitzenkandidat Stephan Weil hat zudem angekündigt, die 49-Jährige im Fall eines Wahlsieges zur niedersächsischen Integrationsbeauftragten zu machen. Und während jetzt Doris die politischen Termine wahrnimmt, geht der ehemalige Staatsmann zum Elternabend der elfjährigen Victoria, organisiert für den siebten Geburtstag von Sohn Gregor ein Fußballturnier oder kontrolliert Hausaufgaben. Es habe anfangs harte Gefechte gegeben, hat Doris Schröder-Köpf einmal zugegeben, doch jetzt scheint sich der Altkanzler in seine neue Rolle zu fügen.
Gerhard Schröder: "Aus mir wird man wahrscheinlich nie einen richtigen Hausmann machen, aber in einer solchen Situation, finde ich, hat sie ein Recht darauf, dass ich häufiger zuhause bin und was für die Kinder tue, und das ist ihr Unterstützung genug. Den Rest will sie sehr eigenständig machen, und das kann ich nur respektieren."