
Demnach wurden alle Atolle in der Region radioaktiv kontaminiert – aber nur die Bewohner von drei der 24 noch heute bewohnten Atolle erhielten medizinische Hilfe. Die gesundheitlichen, sozialen und ökologischen Folgen wirkten bis heute fort, teilte die Umweltorganisation mit. Sie seien weit gravierender als von den USA bisher anerkannt.
Die Studie wurde vom US-amerikanischen Institut für Energie- und Umweltforschung (IEER) erstellt. Nach Angaben von Greenpeace ist es die erste umfassende Analyse, die offizielle US-Militärdokumente, wissenschaftliche Untersuchungen und medizinische Quellen von 1945 bis heute einbezieht.
Rongelap-Atoll wurde vor 40 Jahren evakuiert
Greenpeace erinnert mit der Studie an den 40. Jahrestag der Evakuierung des zu den Marshallinseln gehörenden Rongelap-Atolls, das etwa auf halbem Weg zwischen Hawaii und Australien liegt. Im Mai 1985 hatte die Organisation mit ihrem Schiff "Rainbow Warrior" dabei geholfen, rund 300 Menschen von Rongelap auf eine andere Insel umzusiedeln - nachdem diese im Zuge der Atomtests jahrzehntelang unter gesundheitlichen Problemen wie Tumoren sowie Fehlgeburten und Fehlbildungen bei Neugeborenen gelitten hatten.
Vor wenigen Wochen kehrten Mitarbeiter - begleitet von einem Wissenschafts- und Strahlungsteam - in die Region zurück. Sechs Wochen lang sammelten sie Bodenproben, um die langfristigen ökologischen Folgen samt radioaktiver Strahlung zu untersuchen. Die Bewohner seien damals ohne ihr Wissen und ihre Zustimmung von den USA zu medizinischen Versuchsobjekten gemacht worden, erklärte Greenpeace.
"Die Tests auf Rongelap stehen exemplarisch für eine menschenverachtende, imperiale Politik, die Menschenleben bewusst geopfert und pazifische Kulturen ignoriert hat", sagte Thomas Breuer, Leiter des Friedensteams von Greenpeace. Die Betroffenen verdienten endlich Anerkennung, Aufarbeitung und Gerechtigkeit. Eine gerechte Entschädigung und eine Entschuldigung durch die USA seien überfällig, betonte der Umweltaktivist.
Atomtests hatten weltweit Folgen
Der Studie zufolge waren die Kernwaffentests nicht nur eine Katastrophe für die Marshallinseln, sondern hatten weltweit Folgen. "Die zumeist oberirdischen Tests auf Bikini und Enewetak gehören zu den stärksten der Geschichte", berichtet Greenpeace. "Die auf den Marshallinseln gezündete Gesamtsprengkraft betrug 108 Megatonnen – das entspricht dem Abwurf einer Hiroshima-Bombe an jedem einzelnen Tag über 20 Jahre."
Rund ein Viertel der gesamten Strahlenbelastung aus allen oberirdischen Atomtests weltweit gehe auf diese Testreihe zurück. Die Folge seien Schätzungen zufolge rund 100.000 zusätzliche Krebstote – viele davon mit verzögerter Wirkung bis weit ins 21. Jahrhundert hinein.
Diese Nachricht wurde am 22.05.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.