Schutz ist nötig, wenn man in Belgrad eine Parade machen will, eine schwule, eine stolze, zumal:
"Wie war noch mal der Fachausdruck? - Pride. - Ja, so war's. - Wissen Sie, ich bin jahrelang Direktor einer Strafvollzugsanstalt gewesen. Ich habe Verständnis für Schwuchteleien hinter Gittern. - Lass uns verschwinden. - Ihr seid frei und auch noch stolz auf so was. Wisst ihr, wenn wir euch Schwuchteln und Lesben die Menschenrechte geben, kommen auf einmal alle bei uns an."
Die Zigeuner beispielsweise, fügt der Herr aus der Genehmigungsbehörde hinzu. So haben Mirko, der schwule Hochzeitplaner, und sein Lebensgefährte Radmilo ein Problem. Denn ohne den Schutz der Behörden werden Rechtsradikale bei der Gay-Pride-Parade ein Blutbad anrichten. Doch ... da war ja noch die Hochzeit des kriminellen Kriegsveteran und Sicherheitsexperten Limun und seiner Angebeteten Pearl. Ganz begeistert ist die von Mirko und Radmilo, und wenn Limun nicht die Sicherheit ihrer Gay-Pride-Parade übernimmt ... Lysistrata - die mit dem Sexentzug beim nicht parierenden Mann - lässt grüßen ... lange Rede: Pearl hat die Hosen an.
"Du hast genug Scheiße angerichtet. Diese netten Leute werden hierbleiben, bis du dein Versprechen eingelöst hast, dass sie in Sicherheit sind."
Limun, ein heterosexueller Serbe, hat nur ein Problem: Die Mitarbeiter seiner Sicherheitsfirma verweigern jeglichen Schwulenschutz. Deswegen wird Sridjan Dragojevics Komödie "Parada" kurz zum Road-Movie mit bizarren Bildern: Schwulenfeind Limun zusammen mit dem schwulen Radmilo in dessen pinkfarbenem Mini-Cooper, um Limuns alte Kriegsgegner aus Kroatien oder Bosnien für die Schutztruppe zu rekrutieren. Wie das gehen soll? Eine Frage, die nur stellen kann, wer kein "richtiger Mann" ist.
"Sie reden über die wie ihre besten Freunde. Aber Sie haben gegen die Krieg geführt. - Du verstehst da nicht. Das ist wie ..."
... ja, wie es eben immer war; verstehen kann das natürlich Limuns Kumpel aus dem Balkankrieg:
"Es war im Sommer 1992. Und wir haben aufeinander geschossen. - Aber so richtig, wie Männer."
Woher der extreme Homosexuellenhass auf dem Balkan kommt? Aus der Macho-Kultur, meint Regisseur Srdjan Dragojevic Sdrjan Dragodjevic, der sich für die schwulen Rollen im Film viele Absagen von Schauspielern einhandelte. "Parada" spielt mit den kulturellen Phobien, den Klischees über Heteros und Schwule. Das Männerbündische zwischen den Kriegsveteranen wirkt jedenfalls alles andere als "hetero". Und auch über das Erzmännliche in der Filmgeschichte, muss ein Mann von Schrot und Korn wie Gangster Limun lernen:
"Guckst du gern Filme? - Alte, wie 'Ben Hur'. - Aber 'Ben Hur' ist ein reiner Schwulenfilm."
Und Radmilo, der gerade gelernt hat, beim Trinken nicht den kleinen Finger abzuspreizen, dekliniert nun Limuns Lieblingsfilm auf etwas andere Weise durch, denn Radmilo hat Drehbuchautor Gore Vidals Erinnerungen genau studiert: Als Ben Hur und Messala sich nach 15 Jahren wiedertreffen, ist enttäuschte erotische Leidenschaft so offensichtlich, dass die Leinwand explodiert. Lumin - empört:
"Weißt du was? Du bist wirklich ein kranker Junge."
All die Verständigung, Akzeptanz und Toleranz, auf die die Geschichte von "Parada" trotzdem hinsteuert, wollen die schwulenfeindlichen Protagonisten natürlich nicht. Doch mit ein paar dramaturgischen Tricks bekommt Regisseur Sridjan Dragodjevic den inneren Wandel seiner Macho-Figuren leidlich hin. Und wie sagt Radmilo?
"Wenn es um Liebe geht, sind Kriminelle und Schwuchteln gleich."
"Parada" platzt förmlich vor skurrilem Humor; allerdings immer angesiedelt am Rande des Schreckens. Dass die Gay-Pride-Parade im Film am Ende stattfindet, ist die eine, die Happy-End-Seite der Medaille. "Parada" ist jedoch kein Feelgood-Movie; das Tragische und der Tod, sie bilden die andere Seite der Geschichte: Einer wird am Ende von den Schwulenhassern totgeschlagen. "Parada" vollzieht so eine überzeugende Gratwanderung zwischen Komödie wie Tragödie. Nach außen hin grelle Komödie, die Klischees und sicher geglaubte Wahrheiten über Schwule und so genannte "wahre Männer" en masse auffährt, um quasi darunter, als Kontrapunkt, den bitteren Geschmack der Realität immer spüren zu lassen. Tragikomödie.
Für mich ist Humor Heilung, aber auch eine Waffe gegen die stumpfsinnige, mittelmäßige Welt, in der wir heute leben, meint Regisseur Srdjan Dragojevic. 6000 Hooligans griffen 2010 die von 5000 Polizisten geschützte Gay-Pride-Parade an. 2011 wurde die Parade ganz abgesagt. Dragojevic' Film "Parada" war in Serbien und den anderen Balkan-Ländern hingegen sehr erfolgreich. Ist das ein Zeichen für Veränderung, dafür, dass Kino Realität ändern kann?
"Wie war noch mal der Fachausdruck? - Pride. - Ja, so war's. - Wissen Sie, ich bin jahrelang Direktor einer Strafvollzugsanstalt gewesen. Ich habe Verständnis für Schwuchteleien hinter Gittern. - Lass uns verschwinden. - Ihr seid frei und auch noch stolz auf so was. Wisst ihr, wenn wir euch Schwuchteln und Lesben die Menschenrechte geben, kommen auf einmal alle bei uns an."
Die Zigeuner beispielsweise, fügt der Herr aus der Genehmigungsbehörde hinzu. So haben Mirko, der schwule Hochzeitplaner, und sein Lebensgefährte Radmilo ein Problem. Denn ohne den Schutz der Behörden werden Rechtsradikale bei der Gay-Pride-Parade ein Blutbad anrichten. Doch ... da war ja noch die Hochzeit des kriminellen Kriegsveteran und Sicherheitsexperten Limun und seiner Angebeteten Pearl. Ganz begeistert ist die von Mirko und Radmilo, und wenn Limun nicht die Sicherheit ihrer Gay-Pride-Parade übernimmt ... Lysistrata - die mit dem Sexentzug beim nicht parierenden Mann - lässt grüßen ... lange Rede: Pearl hat die Hosen an.
"Du hast genug Scheiße angerichtet. Diese netten Leute werden hierbleiben, bis du dein Versprechen eingelöst hast, dass sie in Sicherheit sind."
Limun, ein heterosexueller Serbe, hat nur ein Problem: Die Mitarbeiter seiner Sicherheitsfirma verweigern jeglichen Schwulenschutz. Deswegen wird Sridjan Dragojevics Komödie "Parada" kurz zum Road-Movie mit bizarren Bildern: Schwulenfeind Limun zusammen mit dem schwulen Radmilo in dessen pinkfarbenem Mini-Cooper, um Limuns alte Kriegsgegner aus Kroatien oder Bosnien für die Schutztruppe zu rekrutieren. Wie das gehen soll? Eine Frage, die nur stellen kann, wer kein "richtiger Mann" ist.
"Sie reden über die wie ihre besten Freunde. Aber Sie haben gegen die Krieg geführt. - Du verstehst da nicht. Das ist wie ..."
... ja, wie es eben immer war; verstehen kann das natürlich Limuns Kumpel aus dem Balkankrieg:
"Es war im Sommer 1992. Und wir haben aufeinander geschossen. - Aber so richtig, wie Männer."
Woher der extreme Homosexuellenhass auf dem Balkan kommt? Aus der Macho-Kultur, meint Regisseur Srdjan Dragojevic Sdrjan Dragodjevic, der sich für die schwulen Rollen im Film viele Absagen von Schauspielern einhandelte. "Parada" spielt mit den kulturellen Phobien, den Klischees über Heteros und Schwule. Das Männerbündische zwischen den Kriegsveteranen wirkt jedenfalls alles andere als "hetero". Und auch über das Erzmännliche in der Filmgeschichte, muss ein Mann von Schrot und Korn wie Gangster Limun lernen:
"Guckst du gern Filme? - Alte, wie 'Ben Hur'. - Aber 'Ben Hur' ist ein reiner Schwulenfilm."
Und Radmilo, der gerade gelernt hat, beim Trinken nicht den kleinen Finger abzuspreizen, dekliniert nun Limuns Lieblingsfilm auf etwas andere Weise durch, denn Radmilo hat Drehbuchautor Gore Vidals Erinnerungen genau studiert: Als Ben Hur und Messala sich nach 15 Jahren wiedertreffen, ist enttäuschte erotische Leidenschaft so offensichtlich, dass die Leinwand explodiert. Lumin - empört:
"Weißt du was? Du bist wirklich ein kranker Junge."
All die Verständigung, Akzeptanz und Toleranz, auf die die Geschichte von "Parada" trotzdem hinsteuert, wollen die schwulenfeindlichen Protagonisten natürlich nicht. Doch mit ein paar dramaturgischen Tricks bekommt Regisseur Sridjan Dragodjevic den inneren Wandel seiner Macho-Figuren leidlich hin. Und wie sagt Radmilo?
"Wenn es um Liebe geht, sind Kriminelle und Schwuchteln gleich."
"Parada" platzt förmlich vor skurrilem Humor; allerdings immer angesiedelt am Rande des Schreckens. Dass die Gay-Pride-Parade im Film am Ende stattfindet, ist die eine, die Happy-End-Seite der Medaille. "Parada" ist jedoch kein Feelgood-Movie; das Tragische und der Tod, sie bilden die andere Seite der Geschichte: Einer wird am Ende von den Schwulenhassern totgeschlagen. "Parada" vollzieht so eine überzeugende Gratwanderung zwischen Komödie wie Tragödie. Nach außen hin grelle Komödie, die Klischees und sicher geglaubte Wahrheiten über Schwule und so genannte "wahre Männer" en masse auffährt, um quasi darunter, als Kontrapunkt, den bitteren Geschmack der Realität immer spüren zu lassen. Tragikomödie.
Für mich ist Humor Heilung, aber auch eine Waffe gegen die stumpfsinnige, mittelmäßige Welt, in der wir heute leben, meint Regisseur Srdjan Dragojevic. 6000 Hooligans griffen 2010 die von 5000 Polizisten geschützte Gay-Pride-Parade an. 2011 wurde die Parade ganz abgesagt. Dragojevic' Film "Parada" war in Serbien und den anderen Balkan-Ländern hingegen sehr erfolgreich. Ist das ein Zeichen für Veränderung, dafür, dass Kino Realität ändern kann?