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Grenzen des Geistes

Psychologie. - Die moderne Wissenschaft führt den Menschen immer öfter an seine Grenzen. Die Möglichkeiten etwa der Biotechnologie zwingen uns Entscheidungen auf, auf die menschlicher Verstand und menschliche Vernunft nicht vorbereitet sind. Die Diskussion um die Stammzellforschung zeigt, dass Kategorien zu verwischen drohen. Unsere Entscheidungskraft hält nicht mit dem Fortschritt von Wissenschaft und Technik mit.

    Stephen Mithen, Archäologe an der englischen Universität Reading, beschäftigt sich mit der geistigen Entwicklung der Menschheit. Für ihn ist sehr fraglich, ob der menschliche Geist mit den technischen Problemen fertig wird. "Debatten über das Klonen zeigen die Begrenzungen unserer Art zu denken. Es ist sehr schwer, klare Grenzen zwischen richtig und falsch zu ziehen. Ich vermute, dass liegt daran, dass die Evolution den menschlichen Geist auf solche moralischen Fragen nicht vorbereitet hat", meint Mithen. Die Hirnforschung gibt Hinweise darauf, dass das menschliche Gehirn in Modulen organisiert sein könnte, die etwa für Sprache oder Sinnesverarbeitung zuständig sind - oder auch für das Kategorisieren der Umgebung. Und da könnte eine Schwachstelle im Umgang mit den neuen Möglichkeiten liegen. Denn sie entziehen sich der üblichen Einordnung. Die Grenze zwischen Unbelebtem und Lebewesen ist eine wichtige Unterscheidung. Doch gilt sie noch beim Umgang mit Stammzellkulturen, bei Gendiagnostik und Genmanipulation? "Ich glaube, wir haben nicht die geistigen Voraussetzungen, damit umzugehen. Das ist etwas anderes als etwa Gewalt gegen Personen, oder andere Völker", meint Mithen.

    [Quelle: Gabor Paal]