"Ja, ich bin der Peter Bohn, lebe seit mittlerweile über zehn Jahren in Sachsen, bin 38 Jahre alt."
Von einem Kulturschock will er nicht sprechen, wenn er an die erste Zeit in Meissen denkt. Den habe er vielmehr erlebt, als er nach Indien reiste, sagt Peter Bohn und fügt hinzu:
"Eigentlich bin ich ja im Land geblieben, ein richtiger Grenzgänger eigentlich nicht, aber wenn man berücksichtigt, das wir vor noch 16 Jahren, also noch vor ganz kurzer Zeit, zwei Länder hatten auf dem Gebiet der jetzigen Bundesrepublik, dann bin ich mit Sicherheit ein Grenzgänger, ja!"
Peter Bohn stammt aus Aachen. Er hat Betriebswirtschaft studiert und ist Marketingexperte. An seinen ersten Besuch im Osten der Republik erinnert er sich gut. 1991 fuhr er für einen Tag nach Erfurt und Weimar, zur Orientierung sozusagen:
"Ein wirklich einschneidendes Erlebnis, es gab in Weimar und Erfurt eine unglaubliche Offenheit und Stimmung: Es geht los, es ist was zu machen, lasst uns aufräumen, lasst uns etwas machen, lasst uns etwas aufbauen, auf dem, was schon da ist."
Damals ahnte der junge Student noch nicht, dass es ihn fünf Jahre später nach Sachsen verschlagen sollte, wo eine große Aufgabe auf ihn wartete - der Aufbau einer neuen Marke im Weinbaubereich der Sächsischen Weinstraße nämlich. Der Umzug in den Osten sei für ihn eine Riesen-Chance gewesen:
"Eben Ideen einzubringen, Strukturen zu schaffen und nicht in feste Strukturen hineingezwängt zu werden, in denen man sich nicht frei entfalten kann."
Fest zeitgleich packte auch Stephan Cramer seine Koffer. Der Jurist der mit einer Ärztin verheiratet ist, beschloss 1995 aus beruflichen Gründen, nach Dresden zu gehen. Er tat dies, obwohl seine Vorwende-Erfahrungen mit diesem Landstrich alles andere als positiv waren:
"Der erste Besuch im Osten war, als der Osten noch Osten war. Und da hat mich am meisten abgeschreckt, wie wenig sicher man sich hier fühlte, für mich besonders, weil ich Soldat war zu der Zeit."
Inzwischen ist der promovierte Jurist und Experte für Baurecht fest etabliert in Dresden. Seine fünf Kinder sind hier geboren. Schlechte Erfahrungen im menschlichen Bereich habe er hier nicht gemacht:
"Es sind ja auch alles Gleichaltrige, die auch in der Wendezeit um die 30 waren, zwar noch aufgewachsen sind in der DDR, in den entscheidenden Jahren aber dann eben schon seit 16 Jahren in den entscheidenden Berufsjahren jedenfalls in westdeutschen Verhältnissen aufgewachsen sind."
Während Cramer und seine Familie im privaten Umfeld einen völlig gemischten Freundes- und Bekanntenkreis um sich haben, blieb sein berufliches Umfeld über all die Jahre homogen:
"Weil alle Richterjobs waren mit Westdeutschen besetzt, die meisten Anwälte die man kennen lernte waren aus Westdeutschland."
Dennoch hat der Rechtsanwalt schon früh feststellen können, dass das Rechtsempfinden von West- und Ostdeutschen, auch in seinem Alter durchaus unterschiedlich sein kann. Das hat er Anfang der neunziger Jahre auf der Verwaltungshochschule in Speyer beobachten könne, damals kamen die Hälfte der Studenten aus den neuen Bundesländern:
"Da gab es schon deutlich spürbar einen Graben zwischen den beiden Teilen von Deutschland. Sie haben sich letztlich abgekapselt, waren beobachtend, abwartend und unsicher. Nach und nach tauten sie auch auf, aber es dauerte fast drei Monate."
Bei seinen Arbeitskollegen in seinem Alter haben sich diese Unterschieden inzwischen verwischt hat, nicht jedoch bei manchen seiner Klienten:
"Und man sieht es auch die unterschiedlichen Reaktionen der Mandanten auf einen verlorenen Prozess. Ein Westdeutscher Mandant sagt gut, die Tatsachen haben halt nicht gestimmt oder das Gericht war blöd oder der Anwalt war schlecht, während bei ostdeutschen Mandanten in vielen Fällen einfach gesagt wird, das ist eben die Gerechtigkeit, die auch durch die Wende nicht hergestellt worden ist."
Trotz dieser mentalen Unterschiede hat der Rechtsanwalt aus dem Westen in den zurückliegenden Jahren nur wenige Male einen von Vorurteilen angefachten, scharfen Gegenwind verspürt:
"Es gab ein Erlebnis, was ich nie vergessen werden, es kam ein Mandant, und wir setzten und ins Besprechungszimmer und als ich zwei Worte oder zwei Sätze gesagt hatte, da sagt er, ich merke, Sie sind nicht von hier, ich würde gerne wieder gehen."
Auch der Marketing- und Vertriebsleiter Peter Bohn sieht nach wie vor mentale Unterschiede zwischen den Sachsen, und ihm, dem Rheinländer. Dennoch sagt er:
"Ich finde das sensationell, was hier passiert, also ich finde das unglaublich, es gab 1990 eine Revolution, die vermutlich größer war, als alles was die Menschheit bisher erlebt hat. Ossi-Wessi-Bussi! Habe so gut wie nie die Begriffe Ossi und Wessi benutzt, und ich trenne auch im eigenen Land nicht nach Wessi oder Ossi. Die Frage die wir eigentlich stellen müssen ist, ist es schlimm wenn das schlimm, wenn es Unterschiede gibt, oder ist es eher schön, weil den Einheitsmenschen wollen wir ja auch nicht haben."
Von einem Kulturschock will er nicht sprechen, wenn er an die erste Zeit in Meissen denkt. Den habe er vielmehr erlebt, als er nach Indien reiste, sagt Peter Bohn und fügt hinzu:
"Eigentlich bin ich ja im Land geblieben, ein richtiger Grenzgänger eigentlich nicht, aber wenn man berücksichtigt, das wir vor noch 16 Jahren, also noch vor ganz kurzer Zeit, zwei Länder hatten auf dem Gebiet der jetzigen Bundesrepublik, dann bin ich mit Sicherheit ein Grenzgänger, ja!"
Peter Bohn stammt aus Aachen. Er hat Betriebswirtschaft studiert und ist Marketingexperte. An seinen ersten Besuch im Osten der Republik erinnert er sich gut. 1991 fuhr er für einen Tag nach Erfurt und Weimar, zur Orientierung sozusagen:
"Ein wirklich einschneidendes Erlebnis, es gab in Weimar und Erfurt eine unglaubliche Offenheit und Stimmung: Es geht los, es ist was zu machen, lasst uns aufräumen, lasst uns etwas machen, lasst uns etwas aufbauen, auf dem, was schon da ist."
Damals ahnte der junge Student noch nicht, dass es ihn fünf Jahre später nach Sachsen verschlagen sollte, wo eine große Aufgabe auf ihn wartete - der Aufbau einer neuen Marke im Weinbaubereich der Sächsischen Weinstraße nämlich. Der Umzug in den Osten sei für ihn eine Riesen-Chance gewesen:
"Eben Ideen einzubringen, Strukturen zu schaffen und nicht in feste Strukturen hineingezwängt zu werden, in denen man sich nicht frei entfalten kann."
Fest zeitgleich packte auch Stephan Cramer seine Koffer. Der Jurist der mit einer Ärztin verheiratet ist, beschloss 1995 aus beruflichen Gründen, nach Dresden zu gehen. Er tat dies, obwohl seine Vorwende-Erfahrungen mit diesem Landstrich alles andere als positiv waren:
"Der erste Besuch im Osten war, als der Osten noch Osten war. Und da hat mich am meisten abgeschreckt, wie wenig sicher man sich hier fühlte, für mich besonders, weil ich Soldat war zu der Zeit."
Inzwischen ist der promovierte Jurist und Experte für Baurecht fest etabliert in Dresden. Seine fünf Kinder sind hier geboren. Schlechte Erfahrungen im menschlichen Bereich habe er hier nicht gemacht:
"Es sind ja auch alles Gleichaltrige, die auch in der Wendezeit um die 30 waren, zwar noch aufgewachsen sind in der DDR, in den entscheidenden Jahren aber dann eben schon seit 16 Jahren in den entscheidenden Berufsjahren jedenfalls in westdeutschen Verhältnissen aufgewachsen sind."
Während Cramer und seine Familie im privaten Umfeld einen völlig gemischten Freundes- und Bekanntenkreis um sich haben, blieb sein berufliches Umfeld über all die Jahre homogen:
"Weil alle Richterjobs waren mit Westdeutschen besetzt, die meisten Anwälte die man kennen lernte waren aus Westdeutschland."
Dennoch hat der Rechtsanwalt schon früh feststellen können, dass das Rechtsempfinden von West- und Ostdeutschen, auch in seinem Alter durchaus unterschiedlich sein kann. Das hat er Anfang der neunziger Jahre auf der Verwaltungshochschule in Speyer beobachten könne, damals kamen die Hälfte der Studenten aus den neuen Bundesländern:
"Da gab es schon deutlich spürbar einen Graben zwischen den beiden Teilen von Deutschland. Sie haben sich letztlich abgekapselt, waren beobachtend, abwartend und unsicher. Nach und nach tauten sie auch auf, aber es dauerte fast drei Monate."
Bei seinen Arbeitskollegen in seinem Alter haben sich diese Unterschieden inzwischen verwischt hat, nicht jedoch bei manchen seiner Klienten:
"Und man sieht es auch die unterschiedlichen Reaktionen der Mandanten auf einen verlorenen Prozess. Ein Westdeutscher Mandant sagt gut, die Tatsachen haben halt nicht gestimmt oder das Gericht war blöd oder der Anwalt war schlecht, während bei ostdeutschen Mandanten in vielen Fällen einfach gesagt wird, das ist eben die Gerechtigkeit, die auch durch die Wende nicht hergestellt worden ist."
Trotz dieser mentalen Unterschiede hat der Rechtsanwalt aus dem Westen in den zurückliegenden Jahren nur wenige Male einen von Vorurteilen angefachten, scharfen Gegenwind verspürt:
"Es gab ein Erlebnis, was ich nie vergessen werden, es kam ein Mandant, und wir setzten und ins Besprechungszimmer und als ich zwei Worte oder zwei Sätze gesagt hatte, da sagt er, ich merke, Sie sind nicht von hier, ich würde gerne wieder gehen."
Auch der Marketing- und Vertriebsleiter Peter Bohn sieht nach wie vor mentale Unterschiede zwischen den Sachsen, und ihm, dem Rheinländer. Dennoch sagt er:
"Ich finde das sensationell, was hier passiert, also ich finde das unglaublich, es gab 1990 eine Revolution, die vermutlich größer war, als alles was die Menschheit bisher erlebt hat. Ossi-Wessi-Bussi! Habe so gut wie nie die Begriffe Ossi und Wessi benutzt, und ich trenne auch im eigenen Land nicht nach Wessi oder Ossi. Die Frage die wir eigentlich stellen müssen ist, ist es schlimm wenn das schlimm, wenn es Unterschiede gibt, oder ist es eher schön, weil den Einheitsmenschen wollen wir ja auch nicht haben."