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Grenzgänger zwischen Jazz und Hip-Hop

Jazzmusiker haben es oftmals schwer, mit ihrer Musik die Aufmerksamkeit der Masse zu erreichen. Ausnahmen bestätigen aber die Regel und zu diesen Ausnahmen gehört der Pianist Robert Glasper. Mit seinem neuen Album "Black Radio" feiert er in den USA derzeit großen Erfolg. Als Gastmusiker mit dabei: Stars wie Mos Def oder Erykah Badu.

Von Jan Tengeler |
    Nummer eins in den Jazzcharts und Nummer vier in den viel begehrteren Hip-Hop und RnB Charts, direkt nach dem Superstar Rihanna, bilanziert Robert Glasper: ihnen sei tatsächlich ein Erfolg über Genregrenzen hinweg gelungen.

    Oft passiert so etwas nicht, schon gar nicht, wenn ausgewiesene Jazzmusiker versuchen, sich dem Mainstream anzunähern. Robert Glasper allerdings hat sich in den letzten Jahren nicht nur als Jazzpianist einen Namen gemacht, sondern er hat auch für diverse Größen der Musikindustrie gearbeitet: für die Rapper Mos Def und Q-Tip oder den RnB-Sänger Maxwell. Für Leute also, die mit ihrer Kunst noch richtig Geld verdienen. Dass das natürlich auch Kritiker und Neider auf den Plan ruft, hat Glasper auf seinem Album gleich mitbedacht und kommentiert.

    "Auf der CD sind auch Gespräche von uns im Studio dokumentiert: Wir stellen fest, dass viele Jazzmusiker in einer bestimmten Zeit stecken geblieben sind. Gleichzeitig beschweren sie sich, dass ihnen keiner mehr zuhört. Aber warum auch sollte ein 20-Jähriger Musik aus den 60er-Jahren hören? Da gibt es eben einfach diesen Generationsbruch. Die Jazzmusiker sind doch selber schuld, wenn sie sich nicht weiter entwickeln. Es liegt nicht an der breiten Masse, wenn sie sich nicht für diese altertümliche Musik interessiert. Man muss schon mit der Zeit gehen, etwa so, wie Miles Davis es getan hat."

    Mit Verweis auf den großen Neuerer Miles Davis versucht Robert Glasper den Hip-Hop vom Standpunkt eines Jazzmusikers zu begreifen. Schließlich gehören beide Genres zur großen 'Black-Music-Tradition'. Und sie seien auch sonst gar nicht so weit voneinander entfernt, meint Glasper.
    "Natürlich gibt es klangliche Unterschiede und dass es instrumentale Improvisationen gibt, ist im Hip Hop auch nicht üblich. Diese Rolle übernimmt der Rapper. Er ist für mich im Hip-Hop das, was im Jazz der Saxofonist ist und wenn wir mit Mos Def spielen, dann fühlt es sich auch eher wie eine Jazzband an. Bleibt noch der Groove: er ist im Hip Hop etwas geradliniger, mechanischer – gerade so, dass man immer mit dem Kopf dazu nicken kann."

    'Black Radio' heißt die neue CD des 'Robert Glasper Experiment' – es ist kein Jazzalbum, auch wenn es sich immer wieder auf dieses Genre bezieht. Es ist ein entspannter Hybrid aus Soul, R'n'B und Hip-Hop und als solcher sehr gelungen. Damit ist Glasper derzeit einer der am meisten diskutierten Musiker der 'Black Music Family' und einer der erfolgreichsten. Da macht es auch nichts, dass einer der schönsten Songs nicht von ihm selbst, sondern von den bleichgesichtigen Grungerockern von Nirvana stammt: 'Smells like Teen Spirit'.