Es hätte heute ein ganz normales Gespräch mit einem Beitrittskandidaten werden können, wie so viele davor: Lächeln vor den Kameras, und hinter verschlossenen Türen Mahnungen, wo noch ordentlich nachgebessert werden muss, damit das Kandidatenland auch wirklich die Prüfmarken für die europäischen Standards erreicht.
Aber weil derzeit nichts normal ist in den Beitrittsverhandlungen zwischen der EU und Kroatien, sind auch die Gespräche zwischen der kroatischen Ministerpräsidentin Kosor und EU-Politikern keine Routine.
Alle Vermittlungsversuche im Streit mit Slowenien sind bisher gescheitert. Und auch der neue EU-Ratsvorsitz Schweden hält sich zurück. Außenminister Carl Bildt, der auf dem Balkan aus früheren Aufgaben über reichlich Arbeitserfahrung verfügt, warnte, in dieser Region müsse man sehr vorsichtig sein, was man sage. Er werde sich nicht einmischen.
"Die Antwort lautet Nein. Ich finde, jetzt sollte man in beiden Ländern einmal gut nachdenken. Das ist eine bilaterale Auseinandersetzung, die Verantwortung, einen solchen Streit untereinander zu lösen, liegt bei den betroffenen Ländern. Wir meinen, der Streit sollte nicht die Beitrittsverhandlungen behindern. Aber wie wir wissen, ist dies bereits der Fall. Jetzt ist es an der Zeit für beide Länder, nachzudenken."
Seit der Gründung Sloweniens und Kroatiens vor 18 Jahren fordert Slowenien einen Zugang zu internationalen Gewässern in der Adria. Kroatien hat immer wieder vorgeschlagen, die Frage von einem unabhängigen Gericht klären zu lassen. Das haben slowenische Regierungen genauso oft abgelehnt, wohl ahnend, dass sie bei einem internationalen Spruch angesichts der Rechtslage den Kürzeren ziehen würden.
Doch Slowenien ist seit fünf Jahren Mitglied in der Europäischen Union, und jetzt will auch Kroatien in die EU. Genau das nutzt die Regierung in Ljubljana jetzt, um ihre Vorstellungen in der Grenzfrage durchzusetzen. Die übrigen Europäer schauen fassungslos zu: Ihnen sind die Hände gebunden, denn bei Beitrittsverhandlungen müssen in jeder Phase alle 27 EU-Mitgliedsstaaten zustimmen.
Einige in Brüssel fürchten, dass die kroatische Regierung nun überhaupt keine Anstrengungen mehr in den Bereichen unternimmt, wo es noch Defizite gibt und Kroatien die EU-Prüfkriterien in den Beitrittsverhandlungen nicht erfüllt - schließlich bewegt sich ohnehin nichts.
Dabei geht es unter anderem um Unterlagen über mögliche Kriegsverbrechen kroatischer Militärs 1995. Die kroatische Regierung behauptet, sie seien in den Kriegswirren verschwunden. Der Chefankläger des Jugoslawien-Tribunals allerdings ist überzeugt davon, dass diese Papiere durchaus auffindbar sind. Doch überall stößt das Verhalten der slowenischen Regierung auf Unverständnis, wobei sich die Diplomaten nicht offen äußern können wie etwa Europaabgeordnete. Manfred Weber, CSU; ist der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der europäischen Christdemokraten:
"Ich hab persönlich kein Verständnis für die Position des Beitrittshinderungsgrundes. Weil dann hätte es bei der Aufnahme Sloweniens bereits ein massiver Hinderungsgrund sein müssen. Denn bei der Aufnahme Sloweniens war diese Grenze damals eine EU-Außengrenze, die strittig war. Und mit der Aufnahme Kroatiens wäre es eine Binnengrenze, die strittig ist. Eine Binnengrenze in Europa spielt bei Weitem nicht die Rolle wie eine Außengrenze der Europäischen Union."
Viele Europapolitiker fürchten zudem, dass das schlechte Beispiel Sloweniens Schule machen könnte. Schließlich haben fast alle EU- Beitrittskandidaten auf dem Balkan mit ihren Nachbarn Streit über den Verlauf der gemeinsamen Grenzen. Das zerstörte Vertrauen zwischen Kroaten und Slowenen ist auch eine Niederlage für die europäische Politik auf dem Balkan: Sie hat zum Ziel, den großen Konfliktherd des letzten Jahrhunderts endgültig zu befrieden, gerade durch die EU-Beitrittsperspektive. Einen Streit zwischen den traditionell befreundeten Slowenen und Kroaten hatte sich kaum jemand vorstellen können. Auch nicht die sozialdemokratische slowenische Europaabgeordnete Tanja Fajon:
"Die gegenseitige Ablehnung hat auch die Menschen in den beiden Ländern erfasst. Das gilt nicht so sehr entlang der Grenze, wo die Menschen immer zusammengelebt haben und noch immer enge Bindungen haben. Aber in den Hauptstädten spürt man, dass der politische Streit in das normale Leben eindringt. Der Konflikt betrifft nicht mehr nur die Politiker, sondern ganz normale Menschen auf der Straße. Das Problem ist heute um vieles größer als noch vor einiger Zeit."
Aber weil derzeit nichts normal ist in den Beitrittsverhandlungen zwischen der EU und Kroatien, sind auch die Gespräche zwischen der kroatischen Ministerpräsidentin Kosor und EU-Politikern keine Routine.
Alle Vermittlungsversuche im Streit mit Slowenien sind bisher gescheitert. Und auch der neue EU-Ratsvorsitz Schweden hält sich zurück. Außenminister Carl Bildt, der auf dem Balkan aus früheren Aufgaben über reichlich Arbeitserfahrung verfügt, warnte, in dieser Region müsse man sehr vorsichtig sein, was man sage. Er werde sich nicht einmischen.
"Die Antwort lautet Nein. Ich finde, jetzt sollte man in beiden Ländern einmal gut nachdenken. Das ist eine bilaterale Auseinandersetzung, die Verantwortung, einen solchen Streit untereinander zu lösen, liegt bei den betroffenen Ländern. Wir meinen, der Streit sollte nicht die Beitrittsverhandlungen behindern. Aber wie wir wissen, ist dies bereits der Fall. Jetzt ist es an der Zeit für beide Länder, nachzudenken."
Seit der Gründung Sloweniens und Kroatiens vor 18 Jahren fordert Slowenien einen Zugang zu internationalen Gewässern in der Adria. Kroatien hat immer wieder vorgeschlagen, die Frage von einem unabhängigen Gericht klären zu lassen. Das haben slowenische Regierungen genauso oft abgelehnt, wohl ahnend, dass sie bei einem internationalen Spruch angesichts der Rechtslage den Kürzeren ziehen würden.
Doch Slowenien ist seit fünf Jahren Mitglied in der Europäischen Union, und jetzt will auch Kroatien in die EU. Genau das nutzt die Regierung in Ljubljana jetzt, um ihre Vorstellungen in der Grenzfrage durchzusetzen. Die übrigen Europäer schauen fassungslos zu: Ihnen sind die Hände gebunden, denn bei Beitrittsverhandlungen müssen in jeder Phase alle 27 EU-Mitgliedsstaaten zustimmen.
Einige in Brüssel fürchten, dass die kroatische Regierung nun überhaupt keine Anstrengungen mehr in den Bereichen unternimmt, wo es noch Defizite gibt und Kroatien die EU-Prüfkriterien in den Beitrittsverhandlungen nicht erfüllt - schließlich bewegt sich ohnehin nichts.
Dabei geht es unter anderem um Unterlagen über mögliche Kriegsverbrechen kroatischer Militärs 1995. Die kroatische Regierung behauptet, sie seien in den Kriegswirren verschwunden. Der Chefankläger des Jugoslawien-Tribunals allerdings ist überzeugt davon, dass diese Papiere durchaus auffindbar sind. Doch überall stößt das Verhalten der slowenischen Regierung auf Unverständnis, wobei sich die Diplomaten nicht offen äußern können wie etwa Europaabgeordnete. Manfred Weber, CSU; ist der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der europäischen Christdemokraten:
"Ich hab persönlich kein Verständnis für die Position des Beitrittshinderungsgrundes. Weil dann hätte es bei der Aufnahme Sloweniens bereits ein massiver Hinderungsgrund sein müssen. Denn bei der Aufnahme Sloweniens war diese Grenze damals eine EU-Außengrenze, die strittig war. Und mit der Aufnahme Kroatiens wäre es eine Binnengrenze, die strittig ist. Eine Binnengrenze in Europa spielt bei Weitem nicht die Rolle wie eine Außengrenze der Europäischen Union."
Viele Europapolitiker fürchten zudem, dass das schlechte Beispiel Sloweniens Schule machen könnte. Schließlich haben fast alle EU- Beitrittskandidaten auf dem Balkan mit ihren Nachbarn Streit über den Verlauf der gemeinsamen Grenzen. Das zerstörte Vertrauen zwischen Kroaten und Slowenen ist auch eine Niederlage für die europäische Politik auf dem Balkan: Sie hat zum Ziel, den großen Konfliktherd des letzten Jahrhunderts endgültig zu befrieden, gerade durch die EU-Beitrittsperspektive. Einen Streit zwischen den traditionell befreundeten Slowenen und Kroaten hatte sich kaum jemand vorstellen können. Auch nicht die sozialdemokratische slowenische Europaabgeordnete Tanja Fajon:
"Die gegenseitige Ablehnung hat auch die Menschen in den beiden Ländern erfasst. Das gilt nicht so sehr entlang der Grenze, wo die Menschen immer zusammengelebt haben und noch immer enge Bindungen haben. Aber in den Hauptstädten spürt man, dass der politische Streit in das normale Leben eindringt. Der Konflikt betrifft nicht mehr nur die Politiker, sondern ganz normale Menschen auf der Straße. Das Problem ist heute um vieles größer als noch vor einiger Zeit."