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Grenzüberschreitendes Austauschprojekt

Eine praxisorientierte Verbindung von Kunst und Wissenschaft hat sich das Projekt "After Cage" in der deutsch-niederländisch-belgischen Grenzregion auf die Fahnen geschrieben. Auf deutscher Seite sind der Lehrstuhl für Kunstgeschichte an der RWTH Aachen und der Fachbereich Design der Aachener Fachhochschule beteiligt. Gemeinsam erarbeiten sie eine Ausstellung im Suermondt-Ludwig-Museum.

Von Eduard Hoffmann |
    " Zunächst haben wir eigentlich angefangen die Objekte, die wir bekommen haben, zu ordnen, in Gruppen einzuteilen, dann natürlich zu überlegen, wie präsentieren wir die in den Vitrinen, passen die so da rein, wie wir uns das vorgestellt haben."

    Christina Kral studiert im zehnten Semester Kunstgeschichte an der RWTH Aachen. Sie und zwei weitere Kommilitoninnen sind am trinationalen "After Cage"-Projekt in der Euregio Maas-Rhein beteiligt. An vier Orten sollen Objekte aus 24 Museen der deutsch-belgisch-niederländischen Grenzregion ausgestellt werden: in Maastricht, in Lüttich und Hasselt, und in Aachen.

    Die angehenden RWTH-Kunsthistorikerinnen sind für das Ausstellungskonzept und den Katalog im Aachener Suermondt-Ludwig-Museum verantwortlich. Eine große Herausforderung für die Studentinnen, die sonst in Aachen ein eher praxisarmes Studium gewohnt sind. Neue Erfahrungen, so erklärt die 27-jährige Leonie Obielski, habe man insbesondere in der Kommunikation und Auseinandersetzung mit den vielen beteiligten Institutionen machen können:

    " Zum Beispiel eben die Korrespondenz mit verschiedenen Museen und die Hartnäckigkeit, der Umgang, die eigene Position, die man zu verteidigen hat, die eben nicht mehr im Schutze der Universität ist, das ist ein wichtiger Punkt. Ich denke auch, dass eben diese Veröffentlichung, die hier ja vielleicht durch diesen Katalog zustande kommt, auch ein wesentlicher Punkt sein wird."

    Sind die Kunsthistorikerinnen der RWTH für die Konzeption und den Katalog zuständig, tragen Design-Studierende der Aachener Fachhochschule die Verantwortung für die Gestaltung der beiden Ausstellungsräume im Suermondt-Ludwig-Museum. Madeleine Bender studiert im 2. Semester Produktdesign an der FH Aachen:

    " Wir haben uns das so überlegt, dass der eine Raum halt ein sehr enger Raum wird und der andere wird halt ein sehr heller, weiter Raum, obwohl beide Räume natürlich gleich groß sind. Wir sind halt für den weiten Raum zuständig und der bekommt eine Spiegelkonstruktion, die Wände sind alle verspiegelt. Dann ist das halt so wie ein Universum, wenn man da quasi rein geht und die Objekte, die ausgestellt werden, sind im Boden quasi drin auf Panzerglasplatten."

    Nach theoretischer Auseinandersetzung mit dem Konzept und den Räumen wurden erste Entwürfe gefertigt und ein kleines Modell gebaut. Das fand die Zustimmung der Museumsdirektion und muss jetzt wirklich eins zu eins umgesetzt werden.

    " Da bekommt man halt wirklich die Sicht, wie es dann auch so einem Schreiner oder so einem Messebauer oder einem Architekten hinterher im Beruf geht. Es ist halt einfach auch berufsnahe Arbeit und, ja, ich sage einfach: learning by doing."

    Inga Weiss hat bereits sechs Semester Produktdesign hinter sich. Für sie und ihre FH-Mitstreiterinnen ist praxisorientiertes Arbeiten nichts neues. Dennoch ist natürlich die verantwortliche Mitwirkung an einem so bedeutenden Ausstellungsprojekt wie "After Cage" schon etwas ganz Besonderes, gerade für junge Studierende wie die Zweitsemestlerin Maria Boronski.

    " Ist schon toll, wenn dann halt schon etwas, was wir gestaltet und gemacht und gebaut haben, dann auch so an die Öffentlichkeit kommt. Das Gute war wirklich an diesem Projekt, dass uns eigentlich freie Hand gelassen wurde. Bis darauf, dass die Objekte geschützt werden müssen, waren eigentlich keine Vorgaben. So konnten wir wirklich unsere Kreativität auslassen und machen, was wir wollten."

    Sowohl das Zusammenwirken mit den Museum, als auch die erstmalige Kooperation zwischen FH-Designerinnen und RWTH-Kunsthistorikerinnen, so erklärt Inga Weiss, habe sehr gut geklappt.

    " Die Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen ist super wichtig, dass man nicht nur einen eingeengten Blick hat, sondern über seinen Tellerrand schaut. Das bringt auch Abwechslung ins Spiel und es macht sehr viel Spaß."

    Professor Rainer Plum von der FH ist denn auch sehr zufrieden und weiterhin bestrebt, möglichst viele solcher Projekte für seine Design-Studenten an Land zu ziehen:

    " Die Erfahrungen sind einfach ganz toll und ich würde mir wirklich mehr Projekte wünschen. Die größte Schwierigkeit besteht allerdings darin, diese Projekte in den laufenden Seminarbetrieb einzubinden. Da müsste vielleicht die Hochschule auch beginnen, variabler zu werden."

    Auch Dr. Martina Dlugaiczyk vom Lehrstuhl Kunstgeschichte an der RWTH hält es heute für extrem wichtig,

    " den geschützten Rahmen der Universität zu verlassen, also Theorie und Praxis miteinander zu vereinen. Wir wären glücklich, wenn wir von außen ja, Projekte bekämen, wo wir die Studenten auch ganz stark mit einbinden könnten."

    Die Ausstellungen im Projekt "After Cage" öffnen am Samstag, den 24. Juni. Mehr Infos und das gesamte Programm unter www.aftercage.com.